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Weck mich am Arsch!

Weck mich am Arsch!

Titel: Weck mich am Arsch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Prestenbach
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großartig. Ich hoffe nur, dass sie die Entscheidung dazu im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte getroffen haben. Denn: Wer denkt, auch mit einem Kleinkind weiterhin ein Leben als Lang schläfer führen zu können, wird entweder schnell eines Besseren belehrt oder ist ein Ignorant, der die Unannehmlichkeiten der Kindererziehung mit fadenscheinigen Argumenten (»Warum soll ich denn aufstehen, ich habe doch keine Brüste?!«) seiner Frau überlässt.
    Wie dem auch sei, an gemeinschaftliches Ausschlafen beider Elternteile ist erst wieder zu denken, wenn der Nachwuchs den Satz »Am Wochenende wollen Mama und Papa mal etwas länger schlafen« nicht nur versteht, sondern auch die damit verbundene Aufforderung »Lass uns in Ruhe!« befolgt. Als erklärter Kinderfreund empfehle ich zur Erreichung dieses Ziels die positive Konditionierung. Denn im Gegensatz zur negativen Konditionierung, die mit Bestrafung arbeitet, wird das Kind hier jedes Mal belohnt, wenn es den Morgen mit sich selbst verbracht hat. Eine klassische Win-win-Situation. Und auch im Erwachsenenalter kann ein derart erzogenes Kind noch davon profitieren, wird es doch niemals mit der Frage »Duhu, Schahatz … schläfst du noch« das Ende seiner Beziehung einleiten.
    Alte Schlaflieder zeugen noch heute davon, dass man früher noch sehr gern zur negativen Konditionierung gegriffen hat. Die Drohung scheint in diesen Zeiten eine gängige Erziehungsmethode gewesen zu sein. Wie etwa in jenem alten Volkslied, in welchem man dem Nachwuchs unmissverständlich klarmachte, welche drastischen Folgen es hat, wenn er jetzt nicht bald einschläft: Schläge, Folter, Tod!
    Â»Es regelet, es schneielet,
    es geht ein kühler Wind,
    da schlafen alle Vögelein
    und alle arme Kind’.
    Es regnet Regentropfen,
    böse Buben muss man klopfen,
    die braven legt man ins Seidenbett,
    die bösen in die Dornenheck,
    die braven werden in der Kutsche gefahren
    und die bösen in die Donau getragen.«
    Dass solche Botschaften heutzutage in einem Kinderzimmer nichts mehr zu suchen haben, versteht sich von selbst. Wer möchte seinem Kind schon absichtlich Albträume verpassen?
    Vorsichtig sollte man aber auch mit Suggestionen sein. Ein Satz wie »Wenn du viel schläfst, dann wirst du schneller groß!« kann auch nach hinten losgehen. Es gibt Kinder, die schon früh die Nachteile des Erwachsenenlebens erkennen. Ein solches Kind könnte durch diese Ermunterung den Schlaf als etwas wahrnehmen, was es tunlichst zu vermeiden gilt. So wird aus einem normalen Kind plötzlich ohne jede Vorwarnung ein Frühaufsteher. Wer möchte das schon verantworten? Überhaupt ist der Einsatz unwahrer Geschichten schlechter Erziehungsstil. Wenn man klare, gerade Kinder möchte, sollte man sie auch klar und gerade erziehen. Ausreden sind da fehl am Platz, auch oder gerade dann, wenn man wieder einmal verschlafen hat. Nur wenn der Nachwuchs merkt, dass die Eltern sich für ihren Schlafrhythmus in keiner Weise schämen, lernen auch sie, ihre eigenen Bedürfnisse zu respektieren. Und das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein gesundes, glückliches Leben. Ein angepasster Jasager, der seinen Schlafrhythmus dem gesellschaftlichen Diktat der Frühaufsteher unterwirft, wird auf Dauer nicht glücklich. Egal, wie oft sich ein Langschläfer frühmorgens den Wecker stellt, er wird immer Langschläfer bleiben.
    Ãœberhaupt würde nur ein verschwindend geringer Prozentsatz aller Menschen ohne Grund (Schule, Studium, Arbeit, Kindererziehung) morgens vor 8 Uhr aufstehen. Erschreckend daran ist: Kaum jemand schafft es, den eigenen Schlafrhythmus gegen die gesellschaftlichen Zwänge zu verteidigen. Genau deswegen finde ich es so wichtig, Kinder hier zu mehr Selbstbewusstsein zu erziehen. Egal, wie das Kollektiv sich auch verhält, früh Aufstehen ist für die meisten Menschen nicht gut, sondern schädlich: Abgesehen von den gesundheitlichen Auswirkungen mindert der frühe Unterrichtsbeginn in deutschen Schulen erheblich die Qualität des Lernens. Wer weiß, wie viele Michelangelos, Goethes oder Einsteins die Menschheit mit ihrem Können beglückt hätten, wären sie nicht schon in Kindertagen von ihren Eltern und Lehrern zu einem Leben als zwangsweise Frühaufsteher getrieben worden.
    Doch zurück zu den Eltern: Haben diese die ersten Jahre der Kindererziehung überlebt und sich in

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