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Weck mich am Arsch!

Weck mich am Arsch!

Titel: Weck mich am Arsch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Prestenbach
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den Folgejahren al len Widerständen zum Trotz ihren morgendlichen Schlaf erkämpft, wird es für sie spätestens zur Pubertät um ein Vielfaches leichter. Auch wenn die meisten Jugendlichen in dieser Phase wohl tatsächlich wie Aliens sind, mit denen man sich mangels Kommunikationsbasis nicht einmal mehr mittels Handzeichen verständigen kann – lang schlafende Eltern können alldem relativ gelassen entgegensehen. Denn auch wenn die Pubertät ein sehr heftiger Lebensabschnitt ist, in dem die Hormone verrücktspielen und die Stimmung zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt schwankt: Bei alldem Durcheinander benötigt der junge Körper viel Schlaf, gern auch einmal über den Morgen hinweg bis in den Nachmittag hinein. Und wenn Eltern dafür nicht nur Verständnis aufbringen, sondern im Gegensatz zu den Eltern der Freunde selbst morgens gern ein bisschen länger schlafen, dann sind sie plötzlich echt cool, fresh, deluxe oder einfach nur voll fett!
    So lautet also der einzig wirklich gute Tipp für alle Eltern da draußen:
    Durchhalten, am Ende wird alles gut!

Alarmierende Entwicklung – die Geschichte des Weckers
    Nicht jede Erfindung, die der menschliche Einfallsreichtum im Lauf der Jahrhunderte hervorbrachte, diente dem Wohl der Allgemeinheit. Denken wir nur an die Daumenschraube, die Streckbank, das Schafott, die Atombombe oder eben an den Wecker. Letzterer wurde wohl zuerst 1787 von einem Amerikaner namens Levi Hutchins konstruiert und eroberte nach und nach den gesamten Globus. Dabei hätte man schon am Prototyp dieses Folterinstruments merken müssen, dass hier kein Menschenfreund am Werk war: Mithilfe eines Zahnrades löste Hutchins’ Erfindung morgens um 4 Uhr einen Gong aus – eine andere Zeit ließ sich nicht einstellen!
    Hutchins nahm so auf einen Schlag allen Langschläfern die bis dahin beste Ausrede: »Ich bin einfach nicht früh genug wach geworden.« Doch mehr kann man dem armen Kerl nicht anlasten, denn er unternahm nie den Versuch, aus seiner Erfindung Profit zu schlagen. Scheinbar ging es ihm einzig und allein darum, morgens pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Und wenn er dazu einen Wecker benötigte, wird auch er im Grunde sei ner Gene ein Langschläfer gewesen sein. Hutchins meldete seine Erfindung übrigens nie zum Patent an, das besorgte erst viele Jahrzehnte später der Franzose Antoine Redier. Dessen mechanischer Wecker mit einstellbarer Weckzeit war quasi der Startschuss für den weltweiten Siegeszug der kleinen Folterinstrumente.
    Doch die Probleme der Langschläfer begannen lange vor der Erfindung des ersten Weckers. Arbeitete man früher in der Regel von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, änderte sich dies spä testens mit der flächendeckenden Einführung öffentlicher Schlag uhren gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Nach und nach sprachen die Handwerksordnungen nicht mehr pauschal von »Tag« oder »Nacht«, sondern forderten einen Arbeitsbeginn »up denn slach des Zeigers …«. Und damit niemand sagen konnte, dass er etwa des Zählens nicht mächtig sei oder die Turmuhr schon wieder nicht gehört hätte, bestimmten die Ordnungen oft auch, dass die Gesellen im Hause des Meisters zu nächtigen hatten. Man stelle sich das heutzutage vor. Bei zehn Vollzeitbeschäftigten und einer Menge Teilzeitkräften bräuchte ich ein ziemlich großes Haus … und sowohl ich wie auch meine Mitarbeiter verdammt gute Nerven! Angesichts dessen kann ich der Erfindung des Weckers fast noch etwas Positives abgewinnen. Aber eben nur fast. Denn es ginge ja auch anders. Jeder Mensch sollte einfach so lan ge schlafen können, bis er von ganz allein wach wird. Wäre dieses »Menschenrecht auf Schlaf« Levi Hutchins damals nicht versagt gewesen, wäre er wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, einen Wecker zu erfinden. Wozu auch?
    Doch zurück zu dieser im wahrsten Sinne des Wortes »alarmierenden« Geschichte: Versuche, sich mit mechanischen Hilfsmitteln morgens aus Morpheus’ Armen zu katapultieren, gab es schon lange vor Hutchins’ Erfindung. Aber egal, wie effektiv diese Geräte auch waren, sie fallen allesamt nicht unter die Bezeichnung »Wecker«, denn der ist laut Definition ein Zeitmesser, also eine Uhr, die einen Alarm auslöst. Keinem Geringeren als Plato wird nachgesagt, eine der ersten uhrlosen Weckmaschinen ersonnen zu haben.

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