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Weck mich am Arsch!

Weck mich am Arsch!

Titel: Weck mich am Arsch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Prestenbach
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als die studierte Theologin und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt behauptete in einer ihrer Predigten in Bezug auf säumige Gottesdienstbesucher: »Gott straft nicht den Langschläfer, sondern der Langschläfer sich selbst, weil er sich um die Möglichkeit bringt, sich von Gott bedienen zu lassen.« Langschläfer sind also autoaggressive Menschen, die sich selbst bestrafen, indem sie ihre natürlichen Bedürfnisse befriedigen? Eine interessante Theorie, aber ist es nicht vielleicht genau andersherum? Bestraft sich nicht eher der Gottesdienstbesucher, wenn er wegen diffuser Jenseitsängste verschlafen in der Messe sitzt, um sich von seinem Gott »bedienen« zu lassen?
    Und wie sieht es mit anderen Religionsgemeinschaften aus? Auch nicht gut. Konvertiert man beispielsweise vom Christentum zum Islam, kommt man vom Regen in die Traufe. Als Moslem hat man nämlich streng genommen überhaupt keine Möglichkeit mehr, auszuschlafen. Die Anhänger des Propheten müssen jeden Tag mindestens fünfmal in exakt definierter Weise beten, wobei vor allem das Morgengebet jeglicher Langschläfer-Natur widerspricht. Der Zeitraum für dieses Gebet beginnt, sobald die astronomische Morgendämmerung einsetzt – das ist der Zeitpunkt, da die Sonne nach Mitternacht wieder einen Wert von 18 Grad unter dem Horizont erreicht. Der Zeitrahmen endet mit Sonnenaufgang, also dann, wenn sich der Sonnenmittelpunkt noch 50 Bogenminuten unter dem Horizont befindet. Im Sommer ist das deutlich vor 5 Uhr morgens! Nicht umsonst bedeutet »Islam« wörtlich übersetzt »völlige Unterwerfung (unter Gott)« bzw. »völlige Hingabe (an Gott)«. Doch zum Glück lässt sich auch das Wörtchen »völlig« relativieren. So sehe ich hin und wieder einen befreundeten Moslem in meinem Club mit einem Glas Bier in der Hand. Als ich ihn das erste Mal so antraf, fragte ich ihn erstaunt, ob seine Religion ihm den Genuss alkoholischer Getränke nicht untersagen würde. Seine augenzwinkernde Antwort: »Es ist heute total bewölkt draußen, wie sollte Allah da etwas sehen?«
    Und was sagt der Hinduismus, die zahlenmäßig drittstärkste Religion auf unserer Erde? Kann man als lang schlafender Hindu glücklich werden? Die Antwort auf diese Frage gestaltet sich schwierig, denn tatsächlich handelt es sich beim Hinduismus um keine einheitliche Religion, sondern um eine Sammelbezeichnung verwandter Religionen des indischen Subkontinents. Diese haben zwar viele Gemeinsamkeiten, widersprechen sich in einigen Aussagen aber auch komplett. Da hinduistische Ideen aber grundsätzlich viel mit Askese zu tun haben, sollte man generell vorsichtig sein, bevor man sich einer ihrer Glaubenslehren verschreibt.
    Dann vielleicht doch lieber Buddhismus? Auch da wäre ich vorsichtig, obwohl die Mehrzahl aller Buddhisten heutzutage dem »mittleren Weg« folgt und sowohl Askese wie auch Hedonismus meidet. Ein Blick in ein buddhistisches Kloster wird jedem Langschläfer allerdings schnell deutlich machen: »Erleuchtung« ist eine Erfindung von Frühaufstehern.
    Mein Fazit: Egal, welche der großen Religionen man sich auch anschaut, wirklich langschläferfreundlich ist keine von ihnen. Vielleicht liegt es daran, dass man verschlafene Menschen besser manipulieren kann. Ein wacher Geist findet schnell die Widersprüche, in die sich die göttlichen Stellvertreter gern einmal verstricken.
    Religion war aber nicht immer so schlaffeindlich. Sowohl die griechische wie auch die römische Mythologie kannten einen eigenen Gott des Schlafes. Bei den Griechen nannte er sich Hypnos und war der Zwillingsbruder des Todes Thanatos. Sein Sohn Morpheus ist der Gott des Traumes (wodurch sich auch der Name des Opiats Morphin erklärt). Die Römer nannten ihren Gott des Schlafes Somnus. Wie groß die Bewunderung für diesen Gott tatsächlich war, erfahren wir von dem Schriftsteller Ovid. Er frohlockt in seinen Metamorphosen : »Schlaf, du Ruh der Wesen, oh Schlaf, du freundlichste Gottheit, Friede der Seele, den Kummer flieht, der Leiber, die hartes Tagwerk erschöpft hat, labt und erfrischt zu neuem Beginnen«.
    Eine damals weitverbreitete Form des Gottesdienstes war der Tempelschlaf. Man musste sich also nicht wie heutzutage üblich frühmorgens aus dem Bett quälen, um seinem Gott zu dienen, sondern legte sich schon am Abend bequem zu ihm in den

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