Weck mich am Arsch!
nichts mehr zu sagen hätten.
Wer schläft, sündigt nicht? â Religion und Schlaf
Man stelle sich einmal vor, ich würde behaupten, ich sei der Sohn Gottes. Anfänglich fänden das einige meiner Mitmenschen vielleicht noch amüsant, aber würde ich über Monate und Jahre bei dieser Behauptung bleiben, lieÃe das wohl bald Zweifel an meiner geistigen Gesundheit aufkommen. Und je nachdem, wie nachdrücklich ich dann mein himmlisches Erbe einfordern würde, wäre der Weg in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Klinik nicht weit. Mir ginge es nicht anders als den vielen Menschen, die derzeit mit der Diagnose »schizophrene Psychose« in bundesdeutschen Kliniken behandelt werden.
Vor 2000 Jahren war das noch anders. Damals gab es keine Schulmedizin und keine psychiatrischen Kliniken. Man kannte keine Genetik, keine Evolution und wusste nur wenig über die chemische und physikalische Zusammensetzung unserer Welt. Kurzum, wenn jemand glaubwürdig auftrat, konnte er seinen Mitmenschen auch weismachen, er wäre aus einem Ei ge schlüpft, von einem Wal ausgespuckt oder von einem fliegenden Hamster geboren worden. Das war auch im Nahen Osten nicht anders, wo man damals allerdings dem Vielgötterglauben schon abgeschworen hatte. Auch für den fliegenden Hamster finden sich zu diesem Zeitraum keine Belege. Nimmt man die archäologischen Befunde dieser Zeit ernst, gab es ziemlich viele Menschen die glaubten, von ihrem Gott in irgendeiner Art auserwählt worden zu sein. Einer von ihnen lebte als jüdischer Wanderprediger in Galiläa und führte sicher nichts Böses im Schilde. Dennoch wurden in seinem Namen in den folgenden zwei Jahrtausenden zahllose Gräuel verübt. Ein zweiter führte ca. 600 Jahre später im arabischen Raum ein tugendhaftes Leben und auch in seinem Namen wurde viel Unheil angerichtet.
»So lange, wie du immer schläfst, das ist doch nicht normal!« Stimmt, solange es normal ist, mitten in der Nacht aufstehen zu müssen, um rechtzeitig in die Schule, zur Uni oder zur Arbeit zu kommen, solange kann man als Langschläfer stolz darauf sein, nicht ganz normal zu sein. Eine ideale Voraussetzung also, um sich auch in religiöser Hinsicht eine gewisse Freiheit zu erkämpfen. Und dazu empfehle ich, so paradox es klingen mag, die Lek türe der Bibel. Angesichts der vielen dort beschriebenen Gewalt exzesse wird man anschlieÃend entweder gleich zum Atheisten oder kommt zu dem Schluss, dass das alles nicht ganz so ernst gemeint sein kann. SchlieÃlich nimmt die Kirche die Bibel ja auch nicht immer für bare Münze. Ansonsten müsste sie ihren Gläubigen doch allein wegen nachfolgenden Zitats jede Nacht eine Lunchbox vor die Tür stellen.
»Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst. Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.«
(Psalm 127)
Lieber Papst Benedikt XVI .,
sind das nicht groÃartige Worte? »Seinen Freunden gibt es der Herr im Schlaf« bedeutet doch schlussendlich: nie wieder morgens den Wecker stellen, nie wieder verschlafen zur Arbeit oder in die Schule und trotzdem immer genug zu essen zu Hause. Glaub mir, wenn Du als Stellvertreter Christi auf Erden mit dieser Bibelstelle ernst machen und allen Katholiken ein langschläferfreundliches Leben ermöglichen würdest, hättest du den Wettlauf gegen die Protestanten, ja wahrscheinlich sogar gegen den Islam, Hinduismus, Buddhismus und jegliche andere Religion auf diesem Planeten längst gewonnen! Geld genug habt ihr doch, oder!?
Und wo ich Dir gerade schon einmal schreibe: »Wachet und betet, damit Ihr nicht in Versuchung fallt!« (Mt 26,41) ist komplett out! Diese alte Leier von Versuchung, Schuld und Sühne ist nicht mehr zeitgemäÃ. Heutzutage hat wirklich niemand Lust, in dauernder Angst zu leben. Das nur so als kleiner Tipp nebenbei, falls Du Dich einmal fragen solltest, warum Dir so viele Schäflein weglaufen.
Viele GrüÃe
Ralf
PS : Wenn es so weit ist, schicke ich Dir einmal eine Postkarte aus der Hölle, damit Du Dich da oben nicht so allein fühlst.
Es soll hier aber nicht der Eindruck entstehen, Protestanten wären in irgendeiner Weise langschläferfreundlicher, im Gegenteil. Keine Geringere
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