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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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aber seltsamerweise hast du mehr Köpfe als eine Hydra. Ich wünschte, ich wäre auf LSD , weil das hier echt köstlich ist«, sagte ich resigniert, als müsste ich sie allen Ernstes daran erinnern, dass ich nichts als ein weißes Mittelklasse-Landei war, das sich in den Pausen immer noch Zettelchen mit ihren Klassenkameradinnen schrieb und keine Ahnung hatte, wie sie an Unterwäsche kommen sollte, auf der keine Blümchen aufgedruckt waren, von bewusstseinserweiternden Substanzen des Hobbychemikers in der Nachbarschaft mal ganz zu schweigen.
    »Du klaust doch nicht etwa, oder?«, fragte meine Mutter weiter und drückte ihre Zigarette aus, während ich einen Oreo-Keks aus der Verpackung nahm und so tat, als hätte ich nichts mitbekommen. »Denn Ladendiebstahl ist nur ein winziger Schritt davon entfernt, einer Sekte beizutreten. In der einen Minute sackst du einen Lippenstift ein, und in der nächsten tätowierst du dir ein Feuerrad auf die Stirn. UND DU WIRST NICHT TRAMPEN, UNTER KEINEN UMSTÄNDEN!! «
    Heute, als Erwachsene, kann jede Diskussion mit meinen Eltern, und sei es nur die Frage nach einem frischen Handtuch, zu einem gefährlichen Spiel ausarten, das mich im Handumdrehen in eine Zehnjährige zurückzuverwandeln droht. Als ich das erste Mal als steuerzahlende, Unkraut jätende Hausbesitzerin mit eigenem Wagen, die bereits ihre erste »Ich habe Krebs«-Panikattacke hinter sich hatte und einfach nur duschen wollte, wieder im Haus meiner Eltern übernachtete, schüttelte meine Mutter den Kopf. »Na gut«, sagte sie mit einem abgrundtiefen Seufzer, während ihr Nachthemd weiter nach oben rutschte, als für mein Wohlbefinden gut war. »Aber ich sage dir eines: Wenn du in diesem Haus duschst, sei dir darüber im Klaren, dass das kein Hotel ist. Ich werde ganz bestimmt nicht all deine Haare vom Boden zusammenklauben. Wenn dir die Haare ausgehen, heb sie gefälligst selbst auf. Mir wird schlecht, wenn ich sie nur sehe. Und tu nicht so, als wüsstest du das nicht ganz genau. Deshalb darfst du auch kein Essen mitbringen, wenn du über die Feiertage zu Besuch kommst, sondern nur Getränke.«
    Ich starrte sie während ihres Vortrags mit ausdrucksloser Miene an – hauptsächlich weil ich seit meinem zwanzigsten Lebensjahr nicht mehr bei meinen Eltern zu Hause geduscht hatte und sich meine Hygienegewohnheiten seitdem wahrscheinlich ein klein wenig geändert hatten. Aber auch aus Angst, ihr Nachthemd könnte noch weiter nach oben rutschen und damit in endgültig gefährliche Gefilde gelangen, wenn ich auch nur kurz den Blick abwandte. Jedenfalls schürte meine Gleichgültigkeit ihren Zorn nur noch mehr. Es hätte mich nicht gewundert, wenn die Knöpfe von ihrem Nachthemd weggeschnellt und von der Badezimmerwand oder der lichten Stelle am Hinterkopf abgeprallt wären, die ich dort offenbar habe.
    »Du weißt genau, dass mich davor ekelt«, sagte sie und drückte mir das Handtuch in die Hand. »Ich werde deine Haare nicht vom Boden aufsammeln und Patricia, meine Putzfrau, genauso wenig! Als ich das letzte Mal im Bad war, nachdem du es benutzt hattest, dachte ich, eine wilde Affenhorde hätte sich darin geprügelt.«
    »Damals habe ich dieses Sun-In-Zeug zum Aufhellen ausprobiert«, protestierte ich. » Du sprühst dir diesen Blödsinn doch in die Haare und wartest ab, ob deine Kopfhaut es schafft, noch ein paar Haare festzuhalten! Jeder wusste das! Selbst das Amt für Verbraucherschutz! Die hätten das Zeug nie im Supermarkt verkaufen dürfen!«
    Offen gestanden war meine Mutter nicht die Einzige gewesen, die ihre Probleme damit hatte, mich nach all den Jahren für eine Woche in ihrem Haus zu beherbergen. Auch die Begeisterung meines Dads schien sich ziemlich in Grenzen zu halten. Ich glaube, es ist verdammt lange her, dass er beim Kaffeetrinken am Küchentisch Konversation machen musste, insbesondere mit dem Menschen, der bei jeder Wahl seit den Achtzigern seine Meinung in Grund und Boden stampfte.
    »Na«, begrüßte er mich mit einem munteren Grinsen, »dein komischer Präsident scheint ja noch nicht mal fähig zu sein, seine Geburtsurkunde auf den Tisch zu legen.«
    »Dad«, sagte ich und hatte Mühe, die Augen aufzubekommen, da ich seit gerade einmal acht Minuten wach war, »ich habe noch nicht mal einen BH an. Vielleicht sollten wir die Geburtsurkundendebatte auf die Zeit nach dem Frühstück verlegen.«
    »Na gut«, meinte er. »Vom Fenster im Arbeitszimmer aus habe ich gesehen, dass du mit deinem Mietwagen gestern

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