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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
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quietschgelbes Handtuch.
    Er wollte sich entschuldigen, sagen, dass er so etwas zum ersten Mal mach e …
    »Weg da, sofort!«, keifte die Frau. »Weg da, das ist mein Handtuch!«
    Ihre Stimme hallte als Echo von den gegenüberliegenden Wänden. Oliver nahm schnell seinen Bademantel an sich. Die Frau knallte die Balkontür zu. Erst jetzt bemerkte Oliver: Auf fast jeder Liege lag ein Handtuch.
    Über ihm öffneten sich weitere Balkontüren, halb bekleidete Gestalten tappten heraus, blickten stumm auf ihn herab.
    Oliver warf den Bademantel über und ging.
    Der Schreibtisch des Reiseleiters war nach wie vor leer. Oliver bat an der Rezeption um einen Zettel und hinterließ die Bitte um dringenden, sofortigen, notfallmäßigen Rückruf.
    MARIO
    Heute früh war er wieder fit im Schritt, und bingo: Das Frühstücksbüfett war super. Wurst, Käse, Marmelade, Fischhappen, Salate, süße Teilchen, Brötchen. Es gab auch frischen O-Saft und sogar Sekt. Der Kühler war umlagert, die Kellner brauchten arschlange für Nachschub, Absicht, klar, aber er kriegte trotzdem drei volle Gläser ab. Als er nicht mehr konnt e – Zwischenstand 425,1 5 Eurone n –, bestellte er noch einen Kaffee, ließ seine Weste über der Stuhllehne hängen und huschte nach draußen. Am Pool waren fast alle Liegen reserviert. Die noch freien standen in der prallen Sonne. Morgen würde es anders laufen.
    Schnell zog er die Überklamotten aus, nahm in der Badehose zwei Bier an der Poolba r – Zwischenstand 419,5 5 –, trocknete die Hose auf einer Sonnenliege, soweit es ging, quarzte eine und zog die Klamotten wieder über. Es war easy, sich an dem Typen vorbeizudrücken, der vor dem Speisesaal die Zimmernummern kontrollierte. Mario setzte sich auf seinen alten Platz und monierte bei der Kellnerin den kalten Kaffee. Dass seine Hose noch ein bisschen tropfte, merkte keine Sau.
    OLIVER
    Zuerst war alles wie befürchtet: Als sie nach unten kamen, waren die Schwiegereltern längst da, schick und sorglos, als säßen sie beim Frühschoppen im Lion’s Club. Und als Anna erzählte, was in dieser Nacht mit Olivers Bett geschehen war, betrachteten sie ihren Schwiegersohn wie ein ungeschicktes Tier. Oliver wollte gerade verkünden, dass wenigstens ER sich freue, sich nicht das Genick gebrochen zu haben. Da sagte seine Schwiegermutter etwas völlig Unerwartetes.
    »Wie bitte?«, sagte Anna.
    »Dieses Geschnarche ist unerträglich!«, wiederholte die Schwiegermutter.
    »Ihr hört die Nachbarn?«, fragte Anna ungläubig, denn auch sie kannte ihre stets problemlosen Eltern.
    »Das Geschnarche deines Vaters! Es ist entsetzlich! IT’S ANNOYING!«
    So hatte Oliver seine Schwiegermutter noch nie reden gehört. Der Schwiegervater verschluckte sich und begann furchtbar zu husten.
    Oliver stand auf, vom Erste-Hilfe-Kurs für ahnungslose Kindseltern wusste er, was zu tun war. »Bleib sitzen«, zischte Anna, sie hatte mal wieder die Befürchtung, er könne sich daneben benehmen.
    Der Schwiegervater hustete weiter und lief langsam blau an.
    Oliver packte ihn, zog ihn über sein Knie und schlug ihm kräftig fünf-, sechsmal zwischen die Schulterblätter. Er tat das ganz gerne, auch wenn die Schwiegermutter eine solche Behandlung noch viel eher verdient hatte.
    Der Schwiegervater schüttelte seinen Griff ab, bäumte sich auf und katapultierte mit einem letzten Huster ein Stück Brötchen aus seinem Rachen auf den Nachbartisch. Die zwei Pärchen dort aßen mit leerem Blick weiter.
    Ohne seinem Lebensretter zu danken, wandte sich der Schwiegervater seiner Frau zu: »Inge, was soll das bedeuten? Noch nie in all den Jahren hast d u …«
    »Du schläfst ja auch nicht ohne Grund seit zwanzig Jahren in deinem Atelier.«
    »Das wusste ich ja gar nicht«, warf Anna ein.
    »Kind, das spielt doch nun wirklich keine Rolle«, sagte die Schwiegermutter. »Was meinst du, warum wir hier getrennte Zimmer wollten? Dein Vater, er schnarcht. Aber dass es so schlimm ist, konnte kein Mensch ahnen. Heute Nacht habe ich kein Auge zugetan. Alle zwanzig Sekunden grunzte er wie zehn brünstige Eber!«
    »Das kann nicht sein«, sagte der Schwiegervater.
    »Oh doch!«, rief sie. »Du hast mich die ganze Nacht vom Schlafen abgehalten!«
    »Das klingt, als ob ich das absichtlich gemacht hätte!«
    »Möglicherweise!«, entgegnete sie spitz.
    Kaum zu glauben: Zwischen seinen stets harmonischen, immer nur ihren Schwiegersohn mobbenden Schwiegereltern hatte sich ein Graben aufgetan.
    »Es tut mir leid,

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