Weg der Träume
Lust hast, kannst du an Thanksgiving gern zu uns kommen. So wären wir wenigstens zusammen.«
»Ja? Es hört sich so an, als wäre das Haus schon voll.«
»Ach, zwei Leute mehr machen keinen Unterschied. Und dann lernst du gleich den ganzen Klan kennen. Es sei denn, du hast noch keine Lust dazu.«
»Doch, ich habe Lust.«
»Dann kommst du?«
»Sehr gern.«
»Gut. Aber hör mal, wenn meine Mutter dir komische Fragen stellt, denk bitte daran, dass ich mehr nach meinem Vater geraten bin.«
Spätabends - Jonah übernachtete wieder einmal bei Mark - folgte Sarah Miles in sein Schlafzimmer. Es war das erste Mal, bisher hatten sie die Nächte immer in Sarahs Wohnung verbracht. Nun waren sie sich beide bewusst, dass sie in einem Bett lagen, das Miles früher mit Missy geteilt hatte. Als sie sich liebten, taten sie es mit einer Dringlichkeit, einer fast verzweifelten Leidenschaft, die sie beide bis zur Erschöpfung trieb.
Hinterher sprachen sie nicht viel.
Sarah lag neben Miles und hatte den Kopf auf seine Brust gelegt, während er ihr zärtlich durch die Haare strich.
Sarah spürte, dass Miles mit seinen Gedanken allein sein wollte. Sie sah sich im Schlafzimmer um und bemerkte zum ersten Mal, dass sie von Fotos von Missy umgeben waren und dass auch in ihrer Reichweite auf der Bettumrandung eines stand.
Mit plötzlichem Unbehagen entdeckte sie den braunen Ordner, den er schon erwähnt hatte - den Ordner mit den Informationen, die er nach Missys Tod zusammengestellt hatte. Er lag auf dem Regal, prall gefüllt und abgegriffen, und Sarah konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Als das Schweigen zwischen ihnen lastend wurde, ließ sie den Kopf auf ihr Kissen zurücksinken und wandte Miles das Gesicht zu.
»Alles in Ordnung?«, fragte sie.
»Ja, sicher«, erwiderte er, ohne sie anzusehen.
»Du bist so ruhig.«
»Ich denke nur nach«, murmelte er.
»Über Angenehmes, hoffe ich.«
»Nur das Beste.«
Er strich mit dem Finger über ihren Arm.
»Ich liebe dich«, sagte er sehr leise.
»Ich liebe dich auch.«
»Bleibst du heute Nacht bei mir?«
»Willst du das denn?«
»Ja, sehr.«
»Sicher?«
»Vollkommen.«
Immer noch etwas unruhig, ließ Sarah sich von ihm umarmen. Er küsste sie noch einmal, dann hielt er sie fest, bis sie einschlief.
Als sie morgens aufwachte, brauchte sie einen Moment, bis sie wusste, wo sie war. Miles fuhr mit dem Finger ihr Rückgrat entlang, und sie spürte, wie ihr Körper auf ihn reagierte.
Diesmal liebten sie sich anders als am Abend, eher so wie bei ihrem ersten Mal. Zärtlich und mit viel Zeit küsste Miles sie und sprach leise mit ihr, aber es war vor allem die Art, wie er sie ansah, als er sich über ihr bewegte, die ihr verriet, wie vertraut ihre Beziehung bereits geworden war.
Das - und die Tatsache, dass Miles, während Sarah schlief, leise die Fotos und den braunen Ordner weggeräumt hatte, die in der Nacht ihre Schatten über sie geworfen hatten.
Kapitel 15
Ich weiß wirklich nicht, warum ich ihn immer noch nicht kennen gelernt habe.«
Maureen und Sarah liefen im Supermarkt an den Regalen entlang und packten alles Notwendige in ihren Einkaufswagen. Sarah kam es vor, als plane ihre Mutter die Verpflegung mehrerer Dutzend Menschen für mindestens eine Woche.
»Bald, Mom, in ein paar Tagen. Wie gesagt, er und Jonah kommen zum Essen.«
»Aber würde er sich nicht wohler fühlen, wenn er vorher schon einmal bei uns ge wesen wäre? Damit wir uns beschnuppern können?«
»Du wirst noch genug Zeit haben, ihn zu beschnuppern, Mom. Du weißt doch, wie es an Thanksgiving zugeht.«
»Aber wenn alle anderen dabei sind, kann man sich nicht so intensiv miteinander beschäftigen, wie ich es gern tue.«
»Das wird er bestimmt verstehen.«
»Und hast du nicht gesagt, er muss früher gehen?«
»Er muss ungefähr um vier Uhr zur Arbeit.«
»An einem Feiertag?«
»Er arbeitet an Thanksgiving, damit er Weihnachten frei hat. Er ist Sheriff, verstehst du? Sie können nicht allen den Tag freigeben.«
»Und wer passt auf Jonah auf?«
»Ich. Wahrscheinlich bringe ich ihn abends zu Miles zurück. Du kennst Dad - er schläft um sechs tief und fest, und dann bringe ich Jonah nach Hause.«
»So früh?«
»Keine Sorge. Wir sind den ganzen Nachmittag da.«
»Du hast Recht«, sagte Maureen. »Ich bin eben ein bisschen mit den Nerven fertig.«
»Mach dir keine Sorgen, Mom. Es kann überhaupt nichts schief gehen.«
»Sind da auch andere Kinder?«, fragte Jonah.
»Das weiß ich nicht«,
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