Weg der Träume
Sarah und Miles so viel Zeit wie nur möglich zusammen - sie gingen aus, aber sie blieben auch oft zu Hause. Jonah nahm die Veränderung wortlos hin. Er zeigte Sarah seine Baseballkartensammlung, er erklärte ihr, wie man angelt und eine Schnur auswirft. Immer wieder ergriff er ihre Hand und führte sie irgendwohin, wo er ihr noch etwas Neues zeigen wollte.
Miles beobachtete dies, ohne sich einzumischen, weil er wusste, dass Jonah dabei war, zu testen, wie Sarah in seine Welt passte und was er für sie empfand. Zum Glück war Sarah keine Fremde. Trotzdem konnte Miles seine Erleichterung darüber, dass sie sich so gut verstanden, kaum verbergen.
An Halloween, das auf einen Samstag fiel, fuhren sie an den Strand und verbrachten den Nachmittag mit Muschelsammeln. Dann zogen sie durch die Nachbarschaft, um »Süßes oder Saures« zu verlangen, Jonah mit seinen Freunden voran, Miles und Sarah mit anderen Eltern hinterdrein.
Brenda bombardierte Sarah natürlich in der Schule mit Fragen, seit sich die Neuigkeit in der Stadt herumgesprochen hatte. Auch Charlie erwähnte das Gerücht. »Ich liebe sie, Charlie«, erklärte Miles einfach, und obwohl Charlie insgeheim fand, es sei doch alles etwas schnell gegangen, klopfte er Miles auf die Schulter und lud beide zum Abendessen ein.
Die Beziehung zwischen Miles und Sarah wurde von Tag zu Tag intensiver. Wenn sie getrennt waren, sehnte sich einer nach der Gegenwart des anderen, und wenn sie zusammen waren, kam ihnen die Zeit viel zu kurz vor. Sie trafen sich zum Mittagessen, telefonierten oft und liebten sich, wann immer sie einen ruhigen Moment fanden.
Obwohl Miles sich so viel mit Sarah beschäftigte, achtete er darauf, möglichst häufig mit Jonah allein zu sein. Auch Sarah gab sich Mühe, dass alles so normal wie möglich blieb. Wenn sie mit Jonah nachmittags im Klassenzimmer saß, behandelte sie ihn genauso wie früher - wie einen Schüler, der Hilfe brauchte. Manchmal kam es ihr so vor, als hielte er bei seinen Aufgaben inne und betrachte sie nachdenklich, aber sie verlor darüber kein Wort.
Mitte November, zwei Wochen nach ihrer ersten Liebesnacht, reduzierte Sarah die Anzahl der Tage, an denen Jonah in der Schule bleiben musste, von drei auf einen. Er hatte das meiste aufgeholt, Lesen und Buchstabieren waren kein Problem mehr, und die Hilfe in Mathematik, die er noch brauchte, war an einem Tag zu leisten. Abends gingen Sarah und Miles zur Feier des Tages mit ihm Pizza essen.
Später jedoch, als Miles Jonah ins Bett brachte, merkte er, dass sein Sohn stiller war als sonst.
»Warum dieses finstere Gesicht, Chef?«
»Ich bin irgendwie traurig.«
»Warum?«
»Weil ich nicht mehr so oft in der Schule bleiben muss«, erwiderte Jonah schlicht.
»Ich dachte, du bist nicht gern länger geblieben?«
»Zuerst nicht, aber jetzt gefällt's mir.«
»Wirklich?«
Jonah nickte. »Bei Ms. Andrews fühle ich mich wie etwas Besonderes.«
»Das hat er gesagt?«
Miles nickte. Er und Sarah saßen auf den Treppenstufen vor dem Haus und sahen zu, wie Jonah und Mark mit ihren Fahrrädern über eine Holzrampe ratterten. Sarah hatte die Beine angezogen und die Arme um die Knie geschlungen.
Jonah sauste an ihnen vorbei und Mark hinterdrein, damit sie auf dem Rasen wieder Anlauf nehmen konnten.
»Ehrlich gesagt, war ich gespannt, wie er es aufnehmen würde, dass wir zusammen sind, aber es scheint ihm gut zu bekommen.«
»Das ist schön.«
»Wie kommt er in der Schule zurecht?«
»Ich habe keine große Veränderung festgestellt. In den ersten Tagen haben ihn manche Klassenkameraden ausgefragt, aber das hat nachgelassen.«
Jonah und Mark preschten an ihnen vorüber, ohne sie zu beachten.
»Willst du Thanksgiving mit uns verbringen?«, fragte Miles unvermittelt. »Ich muss später am Abend noch arbeiten, aber wir könnten früh essen, wenn du noch nichts vorhast.«
»Das geht nicht. Mein Bruder kommt aus dem College nach Hause, und me ine Mom kocht für uns alle ein großes Essen. Sie hat unzählige Leute eingeladen - Tanten, Onkel, Kusinen und die Großeltern. Sie würde es bestimmt nicht verstehen, wenn ich ihr absage.«
»Nein, sicher nicht.«
»Aber sie möchte dich kennen lernen. Ständig bedrängt sie mich, dich doch mal mitzubringen.«
»Und warum auch nicht?«
»Ich dachte, dir wäre das noch ein bisschen zu früh.«
Sarah zwinkerte ihm zu. »Ich wollte dich nicht verschrecken.«
»So schlimm kann sie doch nicht sein.«
»Sei dir da nicht so sicher. Aber wenn du
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