Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
abfinden?“ Garnett machte eine Pause. „Womit? Mit Geld oder heißem Blei?“
„Ich bezahle jedem dreihundert Dollar“, erwiderte der Rancher. „Außerdem überlasse ich ihnen das Pferd, das sie reiten, den Sattel und das Zaumzeug. Ich denke, das ist großzügig. Es gibt nichts, was die drei in diesem Landstrich hält.“
„Sie gehen sicher darauf ein“, murmelte Lee Garnett.
„Das alles habe ich deinem Unvermögen zu verdanken, Lee“, erklärte Irving Langdon. „Du hast zweimal versagt. Ich möchte, dass auch du verschwindest. Dir werde ich allerdings keine großzügige Abfindung bezahlen. Denn durch deine Schuld bin ich in dieses Dilemma geraten.“ Langdon legte eine Pause ein und ließ seine Worte wirken. Schließlich endete er: „Wenn dieser Wesley Barranco in Gila Bend eintrifft, möchte ich, dass du aus der Gegend verschwunden bist.“
Lee Garnett blinzelte erregt. In seinem Gesicht zuckten die Muskeln. „Du jagst mich davon wie einen räudigen Hund!“, brach es über seine schmalen Lippen.
„So kann man es nennen“, antwortete Langdon kalt.
„Ist das der Dank? Hast du vergessen, was ich alles für die Ranch getan habe?“
„Ich habe dich dafür gut bezahlt. Deshalb bin ich dir nichts schuldig. Und trage dich nicht mit dem Gedanken, mich zu verraten. Du würdest dich selbst dem Henker ausliefern. Ich denke, das ist dir klar.“
Lee Garnett schloss die Augen und atmete hart. Er sah seine Felle davonschwimmen.
„In zwei Stunden hast du die Ranch verlassen, Lee. Und ich rate dir, niemals mehr in die Gegend von Gila Bend zurückzukehren.“
Der Tonfall, in dem er es sprach, ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er es genauso meinte, wie er es sagte. In seinen Worten lag eine tödliche Drohung.
Irving Langdon schwang auf dem Absatz herum und ging aus dem Raum. Hart fiel hinter ihm die Tür ins Schloss. Düster starrte Lee Garnett auf die Tür. Seine Lippen bewegten sich. „Die Hölle verschlinge dich dreckigen Hurensohn.“
Und der Hass stieg wie ein Schrei in ihm auf.
*
Drei Tage später. Warren Elliott schlug die Augen auf. Verständnislos starrte er zur weißgekalkten Decke des Zimmers empor. Plötzlich aber setzte die Erinnerung ein. Schreckliche Bilder schälten sich aus den Nebeln der Vergangenheit; die niedergebrannte Ranch, die hinterhältigen Schüsse, der Kampf bei dem Felsen, die drei Cowboys …
Fragen stürmten auf Warren Elliott ein. Er verspürte ziehende Schmerzen im Rücken. Noch schlimmer aber war der Hunger, der in seinen Eingeweiden wütete. „Ist jemand da?“, rief er. Einen Augenblick lang wollte ihn eine Woge der Benommenheit hinwegschwemmen, aber er konnte diese Schwäche überwinden. Er rief noch einmal: „Ist da jemand?“
Gleich darauf wurde die Tür geöffnet und Doc Bellows betrat das Zimmer. Der große Mann mit den weißen Haaren und den ehrlichen, blauen Augen lächelte. „Na endlich“, sagte er. „Ich befürchtete schon, dass Sie überhaupt nicht mehr wach werden, Warren.“
„Wie lange liege ich schon da?“
„Drei Tage.“ Der Arzt wurde ernst. „Ihr Zustand war ziemlich kritisch. Man hat Ihnen eine Kugel in den Rücken geschossen. Als Sie Dale Roberts zu mir brachte, waren Sie dem Tod näher als dem Leben. Doch wie es scheint haben Sie es geschafft.“
„Dale hat mich zu Ihnen gebracht?“
Doc Bellows nickte. „Gestern haben wir ihn beerdigt“, murmelte er. „Jemand hat ihn hinter meinem Haus erschossen. Wahrscheinlich …“
„Dale ist tot!“, stieß Warren Elliott hervor. „Erschossen!“ Fassungslos starrte er den Arzt an.
„Es ist leider so. – Ich schätze, Sie haben Hunger, Warren. Ich werde meiner Frau auftragen, ihnen eine Fleischbrühe zu kochen. Und dann will ich den Marshal verständigen.“
„Den Marshal?“
„Sein Name ist Wesley Barranco. Er wurde vor zwei Stunden vom Town Mayor vereidigt. Man hat ihn aus Maricopa Wells geholt. Barranco hat früher mal in verschiedenen Städten den Revolver geschwungen und war Postkutschenbegleiter. Er ist zweiundvierzig, und das bedeutet, dass er ziemlich gut gewesen sein muss in den rauchigen Jobs, die er ausübte. Andernfalls wäre er nicht so alt geworden.“
Der Arzt ging. Warren Elliott war allein. Gedanken rasten durch seinen Kopf. Die Nachricht vom Tod des Deputy erschütterte ihn. Irving Langdon hatte sich zur reißenden Bestie entwickelt. Warren Elliott kam immer mehr zu der Überzeugung, dass sein Bruder und seine Schwägerin nicht auf das Konto der
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