Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
schon wieder los, Randy?“, fragte er, schaute aber nicht den heruntergekommenen Burschen, sondern seinen Vertreter fragend an.
Der Deputy sagte: „Er hat schon wieder im Saloon gebettelt. Randy hat keinen rostigen Cent in der Tasche und kein Dach über dem Kopf. Ich habe ihn wegen Landstreicherei festgenommen.“
„Er hat mich hierher bugsiert wie einen …“
„Halts Maul, Randy!“, schnitt der Town Marshal dem bärtigen Burschen schroff das Wort ab. „Du weißt, dass ich einige Regeln für diese Stadt festgelegt habe. So ist vor allem Betteln verboten. Himmel, wie oft habe ich dir schon geraten, das Saufen aufzuhören, dir eine Arbeit zu suchen und …“
„Wer nimmt mich denn?“, krächzte Randy wie ein kranker Rabe und hob beide Hände. Eine Geste der Hilflosigkeit. Wahrscheinlich hatte der Trinker längst resigniert.
„Nun ja …“ Der Town Marshal stemmte sich am Tisch in die Höhe. „Auf Landstreicherei steht eine Woche Gefängnis, Randy. Für dich eine gute Gelegenheit, deinen guten Willen zu zeigen und diesen Laden wieder mal richtig zu säubern.“ Der Gesetzesmann grinste markig. „Eigentlich bin ich ganz froh, dass es dich in unserer Stadt gibt.“
Warren Elliott empfand Mitleid mit dem alten Knaben, denn er glaubte Angst und Verzweiflung in seinen dunklen Augen zu erkennen. Wahrscheinlich ließ man ihn hier im Office eine Woche lang wie einen Sklaven schuften, um ihn dann wieder auf die Straße zu werfen. „Kommt an Stelle der Gefängnisstrafe auch eine Geldbuße in Frage?“, erkundigte sich Warren Elliott.
Die Brauen des Town Marshals schoben sich zusammen. „Randy kann sich mit zwanzig Dollar freikaufen. Aber zwanzig Dollar bringt er schätzungsweise in den nächsten fünf Jahren nicht zusammen. Was soll’s? Er ist bei mir im Jail gut aufgehoben.“
„Lassen Sie ihn laufen, Marshal. Ich bezahle das Geld.“
Von Randy kam ein überraschter Laut. Ungläubig starrte er Warren Elliott an. Dort, wo sein Mund vor Überraschung offen stand, klaffte das graue, verfilzte Bartgestrüpp auseinander.
Auch der Town Marshal und sein Vertreter zeigten sich erstaunt. „Sie wollen für ihn zwanzig Bucks berappen?“, stieg es geradezu ungläubig aus der Kehle des Marshals. „Das ist eine Menge Geld, Mister, dafür muss ein Cowboy zwei Drittel des Monats hinter Kuhschwänzen herjagen.“
Warren Elliott holte zwanzig Dollar aus seiner Brieftasche und legte sie auf den Schreibtisch. Eine Zehndollarnote hielt er Randy hin. „Kauf dir damit ein Ticket, Oldtimer, und fahre mit der Stagecoach in eine andere Stadt, in der die Stadtgesetze nicht ganz so restriktiv gehandhabt werden.“
Randy nahm den Zehner und ließ ihn blitzschnell in der Tasche seiner Weste verschwinden. „Dafür wird dich der Himmel belohnen, Mister“, entrang es sich ihm ergriffen. Er schniefte. Dann schaute er den Town Marshal an, sein Blick wurde trotzig, er schnarrte: „Jetzt kannst du deinen Dreck selbst hinausfegen, Sternschlepper. Und sei versichert, dass ich die nächste Kutsche nehme …“
Randy schoss Warren Elliott noch einen dankbaren Blick zu, dann wirbelte er herum und rannte aus dem Office. Krachend flog hinter ihm die Tür zu. Es mutete an wie eine Flucht.
„Die zwanzig Bucks haben Sie zum Fenster rausgeworfen, Mister“, murmelte der Marshal. „Und damit, dass Sie Randy zehn Dollar obendrein schenkten, haben Sie ihm ganz sicher keinen Gefallen erwiesen. Ich glaube nicht, dass er es bis zur Postkutschenstation schafft. Er wird das Geld – hm, in Brandy anlegen.“
Warren Elliott winkte ab. „Ich werde mich ein wenig in Maricopa Wells umhören, Marshal. Dagegen haben Sie doch sicher nichts einzuwenden.“
„Grundsätzlich nicht. Doch wenn Sie wider Erwarten fündig werden sollten, rate ich Ihnen, mich zu informieren, ehe Sie auf eigene Faust loslegen. Wenn in Maricopa Wells die Kugeln fliegen, dann nicht ohne meine Beteiligung. Andernfalls kann ich höllisch ungemütlich werden. Ich denke, wir verstehen uns, Mister – äh …“
„Elliott – Warren Elliott.“
„Danke. Halten Sie sich an die Regeln, die in meiner Stadt gelten, Elliott. Dann, schätze ich, können wir beide gut miteinander auskommen.“
*
Als Warren Elliott sein Pferd losband, wurde er angerufen. „He, Fremder!“ Er drehte den Kopf und sah in der Mündung einer Gasse Randy, den Trinker. Elliott nahm den Rotfuchs am Kopfgeschirr und führte ihn zu der Gassenmündung. „Warum sind Sie nicht unverzüglich zur
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