Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Entscheidung war angebrochen. Er nahm den Revolvergurt von der Lehne eines Stuhles und schnallte ihn sich um, richtete das Holster, band es am Oberschenkel fest und lüftete etwas den schweren Coltrevolver. Dann schnappte er sich die Winchester und verließ das Haus.
Die Nacht war schwül. Das wütende Gebell hallte wie ein höllischer Gruß durch Gila Bend.
Warren Elliott lief ein Stück den Gehsteig entlang, und bog dann in eine stockfinstere Gasse ab. An der Ecke des Gebäudes verharrte er. Die Finsternis umgab ihn wie ein schwarzer Vorhang. Die Main Street lag im vagen Licht der wenigen Sterne, die nicht von den Wolken verdeckt wurden. Die breite, staubige Straße war wie leergefegt. Aber diese so scheinbar friedliche Atmosphäre war nicht echt. Eine unheilvolle Spannung füllte sie. Unheil und Verhängnis …
Der Gunsmith hielt das Gewehr mit beiden Händen schräg vor der Brust, die Mündung zeigte zum Himmel. In der Kammer befand sich eine Patrone. Die Hände des Mannes hatten sich an Kolbenhals und Schaft der Waffe regelrecht festgesaugt.
Zehn Minuten verstrichen, eine Viertelstunde. Nach und nach verstummten die Hunde. Stille senkte sich in die Stadt – eine lastende Stille, die an den Nerven zerrte. Die Lautlosigkeit des Todes.
Und diese Stille wurde unvermittelt vom Donnern eines Schusses gesprengt. Geschrei war zu hören, Schritte trampelten. Dann bellten einige Revolver auf wie eine wütende Hundemeute. Die Detonationen rollten durch Gila Bend zerflatterten schließlich.
Und dann wurde es wieder still – still wie in einer Gruft nach dem Jüngsten Tag.
Warren Elliott wusste, dass Wesley Barranco um diese Zeit den letzten Rundgang machte. Ihm war klar, dass der Town Marshal an dem Schusswechsel beteiligt gewesen war. Der Besuch der Banditen galt aber ihm – Warren Elliott. Ihm wurde jetzt mit letzter Sicherheit klar, dass O’Bannion zu Dave Lewis gehörte. Er hatte die Stimmung in der Stadt ausgekundschaftet. Und nun kamen Lewis und seine Kumpane. Es waren fünf. Weshalb sie den Marshal in eine Schießerei verwickelt hatten, war ihm nicht ganz klar. Denn damit hatten sie ihr Kommen verraten. Warren Elliott vergeudete keine Zeit damit, zu versuchen, die Antwort auf diese Frage zu finden. Er stellte sich auf den Kampf ein und war kalt wie ein Eisberg.
Auf der anderen Straßenseite glaubte er in einer finsteren Passage zwischen zwei Gebäude eine huschende Bewegung wahrgenommen zu haben. Er zog das Gewehr an die Hüfte, sein Zeigefinger legte sich um den Abzug. Und plötzlich löste sich eine schattenhafte Gestalt aus der Dunkelheit. Geduckt rannte sie über die Straße. Eine zweite folgte. Ihr Ziel war Warren Elliotts Haus. Einer lief zur Tür des Ladens und schmiegte sich hart an die Wand daneben. Der andere erreichte die Haustür in der Giebelwand. Krachen und trockenes Bersten war zu vernehmen, als er die Tür eintrat.
Dann war es wieder still.
Warren Elliott zwang sich zur Ruhe.
Zwei Minuten verstrichen. Der Mann, der ins Haus eingedrungen war, kam zurück, glitt an der Giebelwand entlang und erreichte die Vorderfront des Hauses, wo sein Komplize neben der Ladentür lauerte. Er sagte etwas, Warren Elliott konnte jedoch nur das Grollen der Stimme vernehmen, nicht aber, was der Bursche sprach.
Grimmig entschlossen zog der Gunsmith durch. Der Schuss peitschte, einer der Kerle brüllte auf und brach gleichzeitig auf das rechte Knie nieder. Beim anderen zerplatzte eine Feuerblume, als sein Colt losdonnerte. Zugleich rannte der Bursche los. Warren Elliott hatte blitzschnell repetiert. Und nun krachte sein Gewehr aufs Neue. Mitten auf der Straße wurde der Bandit von den Beinen gerissen. Nun aber begann der Kerl zu feuern, dessen Bein von Elliots Geschoss durchschlagen worden war. Zweimal – dreimal schoss er in Warren Elliotts Richtung, blindlings, ungezielt, dabei kam er hoch und humpelte los. Der andere, der auf der Straße lag, wälzte sich auf den Bauch und begann zu kriechen.
Plötzlich dröhnten auch hinter den Häusern Waffen. Im Donnerknall einer Schrotflinte gingen alle anderen Detonationen unter. Und nun fingen wieder die Hunde zu bellen an.
Warren Elliott lief in die Straße. Er zielte kurz, dann krümmte er den Zeigefinger. Der humpelnde Bandit fiel gegen eine Hauswand und rutschte an ihr zu Boden. Der Gunsmith rannte geduckt zu dem Burschen hin, der sich kriechend in Sicherheit bringen wollte. Er ging bei ihm auf das linke Knie nieder, zog den Revolver und drückte die Mündung
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