Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
auf.“
„Gebe Gott, dass du Lewis endlich erwischt und aus seinem Mund etwas über das Schicksal deines kleinen Neffen erfährst.“
Der verwundete Bandit ließ noch einmal seine Stimme erklingen. Er sagte: „Bevor wir nach Gila Bend ritten, meinte Lewis, dass er dir noch etwas sagen müsse, ehe er dich über den Jordan schickt.“
„Was wollte er mir sagen?“, fragte Warren Elliott.
„Ich weiß es nicht. Aber ich hörte, dass er zu Kevin sagte: ‚Elliott jagt mich, weil er denkt, dass ich zusammen mit deinem Bruder, Jack Willard und Sam Higgins seinen Bruder und dessen Frau umgebracht sowie deren dreijährigen Sohn entführt habe. Wann begreift dieser Narr endlich, dass er auf der falschen Fährte reitet?’“
Warren Elliott verspürte plötzlich einen seltsamen Druck in der Brust. Die Worte Millers hallten in ihm nach. „Hat er das wirklich gesagt?“, fragte er. Abgehackt brachen die Worte über seine Lippen.
„Ich – ich glaube nicht, dass ich mich verhört habe. Wahrscheinlich wollte er dir das auch sagen, ehe er dich umgelegt hätte.“
Warren Elliott schaute Wesley Barranco an. „Wenn er meinen Neffen nicht entführt hat, und auch Irving Langdon hat mit der ganzen Sache nichts zu tun – wer war dann auf der Ranch meines Bruders und hat dort gehaust wie ein wildes Tier?“
„Ich kann es dir nicht sagen“, murmelte Wesley Barranco, und es klang, als würde er es bedauern, Elliotts Frage nicht beantworten zu können.
Warren Elliott griff sich an den Kopf. „Langsam drehe ich durch, Wes. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Es ist zum Verrücktwerden.“
„Wirst du trotzdem nach Wickenburg reiten?“
„Ja. Ich will aus Lewis’ Mund hören, was sich damals auf der Ranch meines Bruders zugetragen hat. Irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Auftauchen von Lewis und seiner Bande und den Morden an Nelson und Joan sowie der Entführung Barrys muss es geben. Ich muss mit Dave Lewis sprechen – koste es was es wolle.“
„Gib auf dich acht, Warren. Lewis wird nicht warten, bis zu ihm deine Fragen gestellt hast. Wenn du ihn stellst, wird er um sich beißen wie ein in die Enge getriebenes Raubtier.“
*
Als ein heller Schein am östlichen Horizont den Tagesanbruch ankündigte, verließ Warren Elliott Gila Bend. Er ritt wieder seinen Rotfuchs. Zur Mittagszeit des dritten Tages nach seinem Aufbruch erreichte er Wickenburg. Es handelte sich um einen kleinen Ort am Hassayampa Creek. Die Main Street war breit und staubig, die Häuser zu beiden Seiten hatten Vorbauten und falsche Fassaden und waren ziemlich farbig gestaltet. Es gab einen Bohlengehsteig, und am Ortsende war eine kleine Kirche mit einem spitzen Glockenturm errichtet worden.
Warren Elliott sah den Mietstall und steuerte ihn an. Im Hof stieg er vom Pferd. Staub rieselte von seinen Schultern und von der Krempe seines Stetsons. Staub hatte auch zusammen mit seinem Schweiß eine dünne, graue Schicht in Warren Elliotts Gesicht gebildet.
Aus dem Stall drangen helle Hammerschläge. Als Warren Elliott über die Lichtgrenze unter dem Stalltor schritt, konnte er sehen, woher sie rührten. Der grauhaarige Stallmann saß auf einem Dengelbock und dengelte eine Sense. Jeder Schlag mit dem Hammer saß. Der Bursche wandte dem Mann aus Gila Bend den Rücken zu und schien den Ankömmling nicht gehört zu haben.
Warren Elliott räusperte sich laut und deutlich vernehmbar, und nun ließ der Stallmann die Hand mit dem Hammer sinken und drehte den Oberkörper herum.
Warren Elliott tippte mit dem Zeigefinger seiner Rechten grüßend an die Hutkrempe. Der Stallmann erhob sich, legte den Hammer auf den Dengelbock, bog den Rücken durch und ächzte. „Es ist schlimm“, murmelte er. „Die Bandscheibe …“
„Guten Tag.“ Die dünne Staubschicht in Warren Elliotts Gesicht brach. „Ich komme von Gila Bend herauf. In der Nähe von Wickenburg soll Kevin Strother eine Ranch betreiben. Wie komme ich hin?“
Ein düsterer Ausdruck lief über das Gesicht des Stallmannes. „Etwa sechs Meilen den Fluss hinauf. Die Ranch liegt auf der rechten Uferseite. Man kann sie nicht verfehlen.“
„Sie sahen eben nicht gerade erfreut aus, als ich den Namen Strother nannte“, sagte Warren Elliott.
„Nun ja …“
„Erzählen Sie mir mehr“, bat der Mann aus Gila Bend.
„Was möchten Sie denn von Kevin Strother? Er nennt sich Viehzüchter - Rindermann. Wie ein Cowboy sehen Sie nicht gerade aus. Vor allem vermisse ich die Lassonarben an Ihren
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