Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
vorgeführt. Der Richter ordnete an, dass Warren Elliott vorläufig in Gewahrsam zu nehmen sei. Er wurde in das Gefängnis gebracht, einem kleinen Gebäude, in dem es vier Zellen gab. Im Vorraum hielten zwei Polizisten Wache. In einem der Käfige befand sich ein Mann, Amerikaner wie Warren Elliott, ein wildert Bart wucherte in seinem Gesicht, er war bleich, seine Kleidung war mitgenommen und zerschlissen. Der Mann aus Gila Bend wurde in die Zelle daneben gesperrt.
Es gab nur eine Pritsche und einen Stuhl in der Zelle. Auf dem Boden lag fauliges Stroh. Der Latrineneimer stank penetrant nach Chlorkalk. Durch ein kleines, mit einem dicken Gitter versehenes Fenster fiel Licht.
Als sie alleine waren, erhob sich Warren Elliotts Zellennachbar von der Pritsche, kam an die Gitterwand und sagte heiser: „Mein Name ist Jesse Olbright. Sie haben mich vor fast vier Wochen geschnappt, als ich über die grüne Grenze ging. Seitdem hocke ich hier und warte auf eine Verhandlung.“
Warren Elliott erschrak. „Sie halten dich seit fast vier Wochen hier fest?“, entfuhr es ihm, und es klang geradezu entsetzt. Entgeistert fixierte er Olbright.
„Es sind elende Bastarde!“, stieß Olbright hervor. „Sie lassen einen hier schmoren, und wenn du dich beschwerst, dann erst recht. Die Pest an den Hals des alten Hurensohnes, der sich Richter schimpft. Man ist seiner Willkür zu hundert Prozent ausgeliefert.“
„Großer Gott, ich habe nicht die Zeit, tage- oder wochenlang hier eingesperrt zu sein.“
„Was hast du denn ausgefressen?“, fragte Olbright.
„Ich bin auf der Suche nach einem Mann, von dem ich mir einige Antworten erwartete, über die Grenze gegangen. Er wird in den Staaten vom Gesetz gesucht, drüben wartet ein Strick auf ihn.“
Olbright lachte kehlig auf. Das Lachen strotzte vor Sarkasmus. „Diese olivfarbenen Chinesen fragen nicht, ob du Zeit hast. Sie geben dir jeden Morgen einen Blechkrug voll Wasser, dreimal am Tag bekommst du einen undefinierbaren Pampf zum Fressen, und im Übrigen pfeifen sie sich nichts um dich. Es ist ihnen scheißegal, wenn du krank bist, es ist ihnen wahrscheinlich sogar scheißegal, wenn du hier krepierst. Sie behandeln dich wie ein Stück nutzloses Vieh.“
„Ich muss raus hier!“, stieß Warren Elliott hervor. „Ich muss nach El Tren am Rio Coyote.“
„Welche Antworten suchst du denn bei diesem Hombre, auf den deinen Worten nach in den Staaten der Schatten des Galgens fällt?“
„Seit gestern Nachmittag keine mehr“, murmelte der Mann aus Gila Bend. Sekundenlang starrte er versonnen auf den Fußboden. Dann sprach er weiter: „Vor einigen Wochen wurde die Ranch meines Bruders überfallen, er und meine Schwägerin wurden ermordet. Ihren dreijährigen Sohn haben die Mörder entführt. Ich bin seitdem auf der Suche nach ihm. Dave Lewis war einer der Letzten, die meinen Bruder und dessen Frau lebend sahen. Erst verdächtigte ich ihn und seine Banditen, das scheußliche Verbrechen begangen zu haben. Seit gestern Nachmittag aber kenne ich die wahren Mörder.“
„Musst du sie auch in Mexiko suchen?“
„Sie kommen aus Hickiwan und sind mir nach Mexiko gefolgt. Hier haben sie wieder gemordet. Ich tappe vollkommen im Dunkeln, was das Schicksal meines kleinen Neffen angeht. Die Kerle müssen mir die Antwort geben. Da ich jetzt mit Bestimmtheit weiß, wer Barry entführt hat, zerreißt es mich fast vor Ungeduld, zu erfahren, was aus ihm geworden ist.“
„Ich kann dich verstehen. He, hast du auch einen Namen?“
„Elliott – Warren Elliott.“
„Ich habe auch schon an Flucht gedacht, Warren“, knurrte Olbright. „Alleine aber hast du kaum eine Chance. Zu zweit aber …“ Olbright schwieg viel sagend.
„Hast du eine Vorstellung, wie man eine Flucht bewerkstelligen könnte?“
„Es geht nur, wenn sie das Essen bringen. Dann müssen sie den Käfig aufschließen. Die beste Zeit, es zu versuchen, wäre am Abend. Sie kommen mit dem Schlangenfraß zur Zeit des Sonnenuntergangs. Eine Stunde später ist es finster. In der Nacht finden selbst diese dreckigen Bluthunde keine Spuren.“
„Sagt dir der Name Miguel Navarrete etwas?“
Olbright nickte. „Ein niederträchtiger Grenzbandit. Seine Bravados haben fast fünfhundert Stück Vieh von meiner Weide abgetrieben. Das war der Grund, weshalb ich über die Grenze ging. Ich wollte mir mein Vieh zurückholen.“
„Du bist Rancher?“
„Ja. Meine Ranch befindet sich in der Nähe von Vamori, in den östlichen Ausläufern
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