Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Abend erreichten sie die Grenze. Die Sonne hing schon dicht über dem zackigen, zerklüfteten Horizont im Westen. Die Schatten waren lang. Überall konnte Enrico Ruiz mit dem Rest seiner Bande sein, jäh konnten die Banditen aus dem Hinterhalt hervorbrechen oder sie aus sicherer Deckung abknallen. Ebenso gut aber konnten noch die Männer Don Estebans auf ihrer Fährte reiten. Die Grenze war weder für die Bravados noch für die Reiter Don Estebans ein Grund, die Jagd abzubrechen. Lediglich den Rurales war es spätestens hier geboten, umzukehren. Warren Elliott mied die freien Flächen und hielt sich im Schutz der Felsen und Hügel.
Greg Spencer ritt voraus. Zwei Pferdelängen hinter ihm folgte der Mann aus Gila Bend. Er sicherte ununterbrochen um sich. Warren Elliott fühlte sich von tausend Augen beobachtet. Das Land um sie herum war genauso wild und menschenfeindlich wie die Steinwüste der Sierra Madre jenseits der Grenze.
Als Warren Elliott das Aufblitzen im Osten zwischen den Felsen wahrnahm, da wusste er, dass ihn sein Instinkt für die nahe Gefahr nicht im Stich gelassen hatte.
Der Blick Warren Elliotts bohrte sich zwischen die Felsen, wanderte eine rissige Felswand hinauf, und dann sah er oben, zwischen einigen Felstürmen, die Gestalt des Mannes, der seinen Kumpanen per Spiegelsignal die Annäherung der verhassten Gringos verriet.
Leise rief Warren Elliott: „Sie sind da. Im Osten, auf dem hohen Felsen, hat sich ein Späher postiert. Er schickt Spiegelsignale nach Norden, wo wahrscheinlich der Rest der Bande lauert.“
„Sie wollen uns also den Weg nach Norden verlegen“, grollte Greg Spencers Organ. „Kein Problem. Machen wir eben einen Umweg.“
Warren Elliott starrte wieder nach Osten. Sie hatten nicht angehalten. Der Bursche mit dem Spiegel war immer noch zu sehen.
„Dein Vorschlag in allen Ehren, Hombre“, knurrte Warren Elliott. „Aber sie überwachen uns sicherlich auf Schritt und Tritt. Wohin wir uns auch wenden und wer immer es ist, der uns erwartet: Er wird es unverzüglich erfahren, wenn wir die Richtung wechseln.“
„Ich höre wohl nicht richtig. Willst du ihnen direkt vor die Mündungen reiten?“
„Nein. Wir werden sie ein wenig an der Nase herumführen“, murmelte Warren Elliott.
Sie wandten sich nach Westen. Als Warren Elliott einmal zurückschaute, war der Posten auf dem hohen Felsen verschwunden.
Sie ritten zwei Meilen nach Westen und schwenkten dann wieder nach Norden ein. Nach einer halben Stunde stießen sie auf einen verlassenen Ort. Es standen nur noch die Adobemauern einiger Häuser. Hier und dort lagen kreuz und quer ein paar vermoderte, vom Unkraut überwucherte Balken umher. Sie hielten an und beobachteten Misstrauisch die Ruinen, diese stummen Zeugen aus einer längst vergangenen Zeit, als hier die Missionare noch die Apachen zum christlichen Glauben zu bekehren versuchten.
Nichts ließ auf die Anwesenheit von Menschen schließen.
„Okay“, murmelte Warren Elliott. „Dort unten gibt es vielleicht noch einen Brunnen mit frischem Wasser. Wir reiten hinunter.“
Sie ritt aus dem Schutz der Felsen, in dem sie verharrten, lenkten die Pferde einen sanften Abhang hinunter und strebten auf die Ruinen zu. Die Winchester hatte Warren Elliott repetiert. Er hatte sie mit der Kolbenplatte auf seinen Oberschenkel gestellt, seine rechte Hand umklammerte den Kolbenhals. Und er nahm die Füße aus den Steigbügeln, um sich gegebenenfalls unbehindert aus dem Sattel kippen zu lassen.
Die verfallenen Mauern der Häuser waren ein ideales Versteck. Warren Elliott ritt vornüber gekrümmt, um möglichst wenig Ziel zu bieten. Mit jedem Schritt, den ihn das Pferd näher an die Ruinen herantrug, wuchs die Gefahr, beschossen zu werden.
Sand- und Staubwehen hatten sich an den Adobewänden abgelagert. Knöcheltief überlagerte der feine Sand auch die Plätze zwischen den Ruinen. Warren Elliott konnte nirgends Spuren entdecken. Dennoch blieb er wachsam.
Schließlich trugen sie die Pferde zwischen die ersten Mauerreste. Elliotts Sorgen waren unbegründet gewesen. Er trieb das Pferd hin und her und wurde sich darüber klar, dass diesen Platz seit langer Zeit kein menschlicher Fuß mehr betreten hatte. Bei einer Zisterne hielt er an. Er blickte vom Sattel aus in die Tiefe. Weit unten schimmerte matt die Wasseroberfläche. Die Winde, die es hier einmal gegeben hatte, war längst zu Staub zerfallen.
Warren Elliott blickte in die Runde. Ringsum zogen sich felsige Kämme. Er winkte
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