Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
wahr?“
Verlegenheit und Betretenheit zeichneten die Mienen.
Etwas gemäßigter fügte Warren Elliott hinzu: „Higgins wird waffenlos in der Stadt auftauchen. Die Angehörigen der Bürgerwehr brauchen sich nur auf die Lauer zu legen. Sie müssen alles tun, um ihn abzufangen, ehe er sich eine Waffe besorgt. Wenn Ihnen das gelingt, dann haben Sie kein Problem.“
„Sie lehnen mein Angebot also ab?“
„Wenn Higgins kommt, brauche ich keinen Stern. Einer Legitimation, um ihm mit der Waffe in der Faust gegenüberzutreten, bedarf es nicht. Er ist für vogelfrei erklärt.“
„Ohne Stern verfolgen Sie ausschließlich Ihre Interessen, Elliott“, blaffte der Bürgermeister. „Mit dem Stern an der Brust aber müssten für Sie die Interessen der Stadt vorrangig sein.“
„Das ist Haarspalterei“, konterte Warren Elliott. „Sollte Higgins in Buckeye aufkreuzen, werde ich zur Stelle sein. Im Moment ist mir nichts auf der Welt so wichtig wie er. Es geht um meinen kleinen Neffen.“
Die letzten Worte kamen mit Nachdruck aus Warren Elliotts Mund. Er hielt dem durchdringenden Blick des Town Mayors stand. Eine ganze Weile herrschte angespanntes Schweigen. Dann brach es über die Lippen des Bürgermeisters: „Sollte auch nur einem Bürger dieser Stadt ein Haar gekrümmt werden, dann machen wir Sie dafür verantwortlich, Elliott.“
„Ich glaube, es ist besser, wenn Sie jetzt gehen!“, versetzte der Mann aus Gila Bend mir rauer, kratziger Stimme.
„Ja, wir gehen. Denken Sie an meine Worte …“
Nicht nur diese Worte beinhalteten eine düstere Drohung, sondern auch der Blick, mit dem er Warren Elliott maß, ehe sich der Town Mayor abwandte.
Warren Elliott drückte hinter den drei Männern die Tür zu und drehte den Schlüssel herum. Gedankenvoll ging er zum Fenster und schaute hinunter auf die Straße. Winzige Kristalle glitzerten im Straßenstaub; Glimmerschiefer. Auf den Gehsteigen bewegten sich kaum Menschen. Die Mütter hatten ihre Kinder von der Straße geholt. Warren Elliott wurde schlagartig klar, dass in dieser Stadt die Angst regierte. Und man gab ihm die Schuld daran. Der Town Mayor hatte keinen Zweifel daran aufkommen lassen. Eine Art von Verbitterung kroch in dem Mann aus Gila Bend in die Höhe.
*
Es war dunkel. In der Stadt war es ruhig. Sie schien den Atem anzuhalten. Warren Elliott hatte das Hotel verlassen und ging durch Buckeye, um sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen. Die Stadt war nicht groß. Es gab weder einen Gesetzeshüter, noch hielt die Stagecoach in Buckeye an. Die Menschen waren Selbstversorger, das verrieten die Corrals, Koppeln und Pferche mit dem Nutzvieh am Stadtrand sowie die Gärten mit den Gemüsebeeten und Obstbäumen. Größere Besorgungen mussten in Phönix erledigt werden. Die County Hauptstadt war allerdings mehr als dreißig Meilen entfernt.
Warren Elliott bewegte sich vornehmlich in den Schlagschatten der Gebäude. Nur aus wenigen Fenstern fiel Licht. Das Zirpen der Grillen war bis in den Ort zu hören. Ein lauer Wind ließ die Blätter der Bäume und Sträucher rascheln. Über Buckeye spannte sich ein sternenübersäter Himmel. Der Mond stand als dünne Sichel über einer Bergkette im Süden. Lautlos zogen Fledermäuse ihre Bahnen durch die Finsternis auf der Jagd nach Beute.
Ruhe und Frieden waren trügerisch.
Unter der Oberfläche brodelte es wie im Innern eines Vulkans.
Warren Elliott begab sich in den Mietstall. Das Tor ließ sich öffnen. Heute brannte die Laterne nicht, die an dem Nagel hing, der in einen der Tragebalken des Mittelganges getrieben worden war. Es war in dem Stall finster wie im Schlund der Hölle. Der Mann aus Gila Bend lauschte in die Finsternis hinein, witterte wie ein Wolf und sandte seine Instinkte aus. Der penetrante Geruch von Pferdeausdünstung stieg ihm in die Nase.
Im Hof wurde ein Gewehr durchgeladen. Das harte, metallische Geräusch trieb heran und ließ Warren Elliot herumwirbeln. Er riss das Gewehr an die Hüfte. Eine brechend-harte Stimme erklang: „Lass fallen, Bandit! Auf dich sind drei Gewehre angeschlagen. Wenn sie losgehen, bist du Geschichte.“
Heißer Schreck durchfuhr Warren Elliott. Noch einmal erklang das knackende Geräusch, als Gewehre repetiert wurden. Warren Elliotts Wirbelsäule versteifte.
Staub knirschte unter mahlenden Sohlen. Drei Schemen näherten sich dem Mann aus Gila Bend. Auch im Stall waren jetzt Geräusche zu hören, und dann wurde ein Schwefelholz angerissen. Gleich darauf
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