Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
verlangsamt.
„Nicht nachlassen!“, brüllte der Bandit neben dem Ohr des Tieres und der scharfe Reitwind riss ihm die Worte von den Lippen. Die Schaumflocken wehten gegen seine Beine. Schwer und keuchend ging der Atem des Pferdes. Das Fell des Vierbeiners war nass vom Schweiß. Die Lungen des Tieres pumpten, es röchelte und röhrte.
Unruhe und Rastlosigkeit befielen Sam Higgins. Wenn jetzt das Tier unter ihm in einen falschen Tritt machte. Überall waren Risse im Boden, überall lagen Felsbrocken herum. Der Bandit führte den Gedanken nicht zu Ende. Er fürchtete sich davor, sich auszumalen, was Warren Elliott mit ihm anstellen würde, um ihn zum Reden zu bringen. Er versuchte den Gedanken zu verdrängen, doch es gelang ihm nicht.
Schließlich war sein Pferd am Ende. Die letzten Energien schienen verbraucht zu sein. Eine Schlucht öffnete sich vor ihm. Das Brausen, mit dem sich der Verfolger näherte, hatte sich verstärkt, quoll zwischen die Felsen und ließ den Banditen fast verzweifeln.
Sam Higgins sprang ab. Sein gehetzter Blick suchte nach einem Ausweg. Im Zickzack rannte er auf eine enge Seitenschlucht zu. In dem Moment jagte Warren Elliott in die Schlucht. Der Bandit stolperte und stürzte, ein gurgelnder Laut entrang sich ihm. Nie in seinem Leben war er von einer solch bösen und schrecklichen Stimmung beherrscht worden wie jetzt. Es riss ihn hoch. Er rannte weiter und gelangte in den Schutz der Seitenschlucht. Hier war es nicht ganz so heiß. Der Bandit hatte das Gefühl, als wehte ihn kühle Grabesluft an.
Es ging bergauf. Der Untergrund bestand großenteils nur aus Geröll. Higgins kroch in einen klaffenden Felsriss und kauerte sich hart an den Fels. Er lugte über den Rand des Abbruchs in die Tiefe. Über ihm buckelten Felsen, wie von Riesenhand übereinander geschichtet.
Der Bandit vernahm klappernde Schritte. Er lauschte und witterte wie ein großes Raubtier.
Sam Higgins kroch durch die Rinne, riss sich die Hände blutig, rollte unter einen überhängenden Felsen und schob sich weiter. In der Nähe knirschte Sand. Stiefelleder knarrte. Etwas klirrte kurz und es hörte sich an, als wäre Stahl gegen Stein gestoßen.
Sam Higgins kauerte im Schatten eines Felsens. Hart presste er sich gegen das raue Gestein. Er biss die Zähne zusammen. Schweiß brannte in seinen Augen wie Feuer und entzündete sie. Schweiß lief auch über sein Gesicht und vermischte sich mit der Schicht aus Staub, der wie feiner Puder auf seiner Haut lag.
Irgendwo klickerte ein Stein. Der Bandit lag jetzt in einem engen Spalt.
Die Zeit verstrich zähflüssig.
Ferne Hufschläge erreichten Sam Higgins’ Gehör. Hatte Warren Elliott aufgegeben, oder war es nur eine Finte, mit der er ihn in die Schlucht zurücklocken wollte, in der er sein abgetriebenes Pferd zurückgelassen hatte.
Der Bandit begann an einer scharfen Felskante die Schnur zu scheuern, mit der seine Hände gefesselt waren. Langsam verebbte der Aufruhr seiner Gefühle, sehr schnell kehrte bei ihm ein Teil seiner skrupellosen, blinden Selbstsicherheit zurück, die sein bisheriges Leben bestimmt hatte, mit der er jede Herausforderung angenommen und mit der er sich bisher immer behauptet und durchgesetzt hatte.
Es gelang ihm, sich von den Fesseln zu befreien. In seinen Fingerkuppen stach es, als das Blut ungehindert in seine Hände zirkulierte. Er massierte seine Handgelenke. Sein Hirn fing an zu arbeiten. Besonders hoffnungsvoll war seine Situation nicht. Er befand sich mitten in der Wildnis, er hatte weder Pferd noch Waffen. Und er musste auf Schritt und Tritt damit rechnen, dass er Warren Elliott in die Arme lief. Wie er den Mann aus Gila Bend einschätzte, gab der die Jagd auf ihn nicht so schnell auf.
„Du musst dir einen Gaul und Waffen beschaffen“, murmelte Sam Higgins im Selbstgespräch. Zurück in die Schlucht, in der er sein Pferd zurücklassen musste, wagte er sich nicht. Er beschloss, sich nach Süden zum Gila River durchzuschlagen.
*
Warren Elliott hatte sich in der Nähe des Pferdes, das Sam Higgins zurückgelassen hatte, in einem Felsspalt versteckt. Zwischen den Felsen und in den Seitenschluchten nach dem Banditen zu suchen war sinnlos. In diesem wilden Terrain konnte ein einzelner Mann verschwinden wie ein Staubkorn in der Sonorawüste. Außerdem war es gefährlich. Warren Elliott nahm an, dass sich Higgins seiner Fesseln entledigt hatte. Und der Bandit durfte selbst im Hinblick darauf, dass er über keine Schusswaffe verfügte, nicht auf
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