Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
„Wenn Sie Hunger und Durst haben, dann sind Sie willkommen. Steigen Sie ab und …“
Sam Higgins saß ab.
Jenny Taylor schwieg.
Der Bandit glitt auf sie zu. Der Ausdruck einer wilden Gier in seinen Augen war erschreckend. Jetzt sprang auch Jim Strother vom Pferd und näherte sich Jenny. „Sicher, Lady, wir sind hungrig“, kam es heiser von Sam Higgins. „Aber das ist kein Hunger, bei dem einem der Magen knurrt.“ Dicht vor Jenny Taylor hielt er an. „Wo ist dein Mann?“
„Er bessert den Zaun aus, den die Rinder der C.W. niedergetrampelt haben. Er – er wird jeden Moment zurückkommen.“
„Gut“, sagte Higgins grinsend. „Wir warten drin auf ihn. Die Zeit des Wartens wird uns sicher nicht lang. Auch du wirst deine Freude daran haben, Lady, lernst du doch endlich mal zwei richtige Kerle kennen.“
„Bitte“, entrang es sich Jenny Taylor. Sie knetete ihre verarbeiteten Hände vor dem Leib. Das Wort Furcht drückte nicht aus, was sie empfand, auch Panik wäre ein zu gelindes Wort, um ihre Empfindungen zu beschreiben. Wie ein verwundetes Reh, das nicht mehr ein noch aus wusste, starrte sie die Banditen abwechselnd an. Und plötzlich übermannten sie Entsetzen und Verzweiflung. Sie warf sich herum und rannte ins Haus. Sam Higgins benötigte die Spanne zweier Herzschläge, um zu reagieren. Er stieß sich ab und folgte ihr. Jenny warf die Tür zu, ehe sie aber ins Schloss fiel, fing sie der Bandit mit beiden Händen ab und stieß sie wieder auf. Die Frau lief zum Ofen und riss den langen Schürhaken vom Haken, wirbelte herum und nahm eine kampfbereite Haltung an, die Rechte mit dem Schürhaken zum Schlag erhoben.
Higgins hielt an, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen. Sein Grinsen war erloschen, in seinen Augen war ein böses Flirren. „He, Lady, du bist eine Wildkatze. Wird Zeit, dass dir jemand die …“
„Komm nicht näher!“, warnte Jenny Taylor.
„Du legst es darauf an, dass wir ernsthaft böse werden“, stieß Jim Strother hervor, der hinter seinem Kumpan die Küche betreten hatte und neben ihn getreten war. Sein kalter Blick hatte sich regelrecht an der Frau verkrallt. „Du solltest uns freiwillig geben, was wir von dir möchten.“
„Eher sterbe ich!“
„Das kannst du haben“, knurrte Strother und zog den Revolver, schlug ihn auf die Frau an und spannte den Hahn. „Wirf das Eisen weg!“, gebot der Bandit. „Wenn es bei drei nicht am Boden liegt, erschieße ich dich. Es kostet mich ein Lächeln. Eins …“
Jenny Taylor atmete keuchend. Eine ganze Gefühlswelt in den Augen belauerte sie die beiden Banditen. Das Herz drohte ihr in der Brust zu zerspringen. Sie spürte die Pulsschläge bis in die Schläfen.
„Zwei!“
Jenny ließ die Hand mit dem Schürhaken sinken. Sie war nicht stark genug. Tränen traten ihr in die Augen und rannen über ihre Wangen. Sie wusste, dass sie durch die Hölle gehen musste. Abscheu verdrängte die Angst. Sam Higgins machte einen Schritt auf sie zu, mit einem schnellen Griff entwand er ihr den Schürhaken. „Sehr vernünftig, Lady. Wir beide gehen jetzt ins Schlafzimmer. Mein Freund Jim wird Obacht geben, dass wir nicht überrascht werden.“ Higgins schaute zu seinem Kumpan hin. „Und wenn du nachher dran bist, passe ich auf.“
Jim Strother grinste widerlich. „Viel Spaß, Partner. Besorg es der Lady richtig. Stimme sie so richtig auf mich ein.“
Sam Higgins bugsierte Jenny Taylor in den angrenzenden Raum, in dem die Betten des Ehepaares standen, er drückte hinter sich die Tür zu und Jim Strother ging zu dem unverglasten Fenster.
Es waren noch keine zwei Minuten vergangen, als ein Fuhrwerk in sein Blickfeld zog. Es kam um eine Gruppe von Büschen, die sich etwa hundert Yards von der Farm entfernt erhob. Es war ein leichter Farmwagen, der von einem schweren Kaltblüter gezogen wurde. Auf dem Bock saß ein Mann. Jim Strother ahnte, dass Hal Taylor nach Hause kam.
Einen Augenblick lang dachte der Bandit daran, Sam Higgins zu informieren. Aber dann sagte er sich, dass er mit dem Farmer auch alleine fertig werden würde. Er zog den Revolver und spannte den Hahn, beobachtete noch einige Sekunden den Näherkommenden und ging zur Tür …
*
Hal Taylor sah die beiden Pferde mitten auf dem Farmhof und stemmte sich gegen die Zügel. Das Pferd blieb stehen, das Mahlen der Räder im Staub und das Quietschen der Achsen endeten. Das Zugtier prustete und schlug mit dem Schweif.
Der Farmer ahnte, dass etwas nicht stimmte und zog
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