Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
schon ausreichen. Und wenn nicht ...« Plötzlich grinste er. »Wenn nicht, dann sind die Punkte, die Sie heute auf der Schießbahn erzielt haben, zumindest ein deutliches Indiz dafür, dass Sie wirklich hilfreich sein können, falls da alles den Bach runtergeht. Angenommen, natürlich, dass wir dieses Mal wirklich den Marschbefehl erhalten.«
»Captain Alwyn scheint ziemlich fest davon auszugehen«, merkte Alicia an.
»Und der Skipper hat dafür normalerweise ein ziemlich gutes Gespür«, pflichtete Onassis ihr bei. »Andererseits hat man den Einsatz jetzt schon zweimal wieder abgeblasen. Beim ersten Mal haben wir das Terrorcamp erst entdeckt, als die Gestalten da unten ihre Ausbildung schon fast abgeschlossen hatten. Bis wir vor Ort hätten sein können, hätten die schon das ganze Lager abgebaut. Was beim zweiten Mal genau passiert ist, weiß ich gar nicht. Aber ich würde fast darauf wetten, dass wahrscheinlich einer von den Heinis im Außenministerium entschieden hat, wir müssten ein wenig ›Zurückhaltung üben‹, weil die Verhandlungen gerade in eine ›heikle Phase‹ einträten.«
Die Art und Weise, in der er angewidert die Augen verdrehte, war äußerst vielsagend, und Alicia verzog kaum merklich das Gesicht. Wahrscheinlich vermochte sie einfach ungleich mehr Geduld als fast jeder andere, der den Streitkräften angehörte, denjenigen gegenüber aufzubringen, die beim Militär immer noch gelegentlich als die ›Nadelstreifen-Meute‹ bezeichnet wurden. Doch jetzt gehörte sie selbst zu den Kampftruppen. Sie hatte selbst miterlebt, in welche Situationen derartige Politiker und ihre Handlanger das Militär bringen konnten. Alicia wusste, wie gefährlich es war, bei interstellaren Beziehungen immer gleich die Holzhammermethode anwenden zu wollen, aber sie hatte den Eindruck, dass dies hier sehr wohl eine der Situationen sein mochte, in der die richtige Lösung darin bestand, einfach einen noch größeren Holzhammer zu holen - oder noch besser einen Vorschlaghammer.
Und der Kader, ging es ihr durch den Kopf, als sie erneut den Display-Tisch betrachtete, ist letztendlich ein ganz schön großer Hammer.
Wieder nickte sie, dieses Mal nur für sich selbst, und bemerkte dann, dass sie tatsächlich so etwas wie Mitleid für die armen Nägel verspürte.
Kapitel 18
Von außen betrachtet bot HMS Marguerite Johnsen einen äußerst unspektakulären Anblick.
Der Tramp-Frachter - der in den offiziellen Papieren als ›IMS‹ bezeichnet wurde, also als ›Imperial Merchant Ship‹, nicht als HMS für ›His Majesty's Starship‹ - war für einen Frachter mit Fasset-Antrieb recht klein. Das Schiff mit seinen kaum tausend Metern Länge sah ganz so angeschlagen und heruntergekommen aus, wie das nur bei Eignern der Fall sein konnte, die nicht das Geld aufbrachten, um für ordentliche Wartung und Instandhaltung zu sorgen - sei es, weil sie es nicht konnten, oder, weil sie es nicht wollten. Hätte sich jemand die Mühe gemacht, dieses Schiff etwas genauer mit den Sensoren zu begutachten, hätte derjenige entdeckt, dass es über einen Fasset-Antrieb verfügte, der offensichtlich aus Militärbeständen stammte. Er hätte vielleicht auch festgestellt, dass dieser Antrieb für einen derart kleinen Frachter ungewöhnlich leistungsstark war, doch dieser Jemand hätte auch bemerken können, dass mindestens zwanzig Prozent sämtlicher Emitter inaktiv waren - zweifellos ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Wartung dieses Schiffes ernstlich zu wünschen übrig ließ.
Das Schiffsinnere war etwas völlig anderes.
Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern ›ihres‹ Trupps, die ebenfalls ihre Panzerungen angelegt hatten, saß Alicia DeVries im Bereitschaftsraum - der eigentlich Frachtraum Nummer Eins der Marguerite Johnsen hätte sein sollen. Sie warteten gemeinsam auf das Signal, und sie bemühte sich nach Kräften, die angemessene Zuversicht zu verströmen, dieses Mal werde der Einsatz tatsächlich eingeleitet. Ein Stück weiter im Heck des ›Frachters‹, auf dem schimmernden, höchst effizienten Kommandodeck, betrachteten die Schiffsoffiziere - die über SynthoLink mit Captain Alwyn verbunden waren - gerade konzentriert die Daten, die ihnen die extrem leistungsfähigen Passivsensoren und die sorgfältig getarnten Aufklärer-Drohnen im Schleichfahrtmodus lieferten, die das Schiff kurz nach dem Erreichen der Unterlichtgeschwindigkeit ausgeschleust hatte. Die Marguerite Johnsen verlor stetig an Geschwindigkeit und bereitete sich
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