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Weg in die Verdamnis

Weg in die Verdamnis

Titel: Weg in die Verdamnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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blickte geradeaus, ich konnte ihm auf den Kopf sehen und erkannte das dunkle Tuch der Kapuze.
    Meine Hand zuckte. Ich hätte die Beretta ziehen und schießen können, aber er bewegte sich plötzlich, drückte den Kopf zurück und schaute in die Höhe.
    Unsere Blicke trafen sich.
    Auch mit guten Augen war es für mich nicht möglich, Einzelheiten zu erkennen. Das Gesicht blieb für mich verschwommen, und zugleich huschte ein anderer Gedanke durch meinen Kopf.
    Santerre hatte die Kuppel zerstört, auf der er gestanden hatte. Er mußte demnach zusammen mit den Scherben in die Tiefe gefallen sein.
    Verletzt sah er nicht aus. Auch seinem Schwert war nichts geschehen.
    Er benutzte es als Stock und hatte sich auf die Klinge gestützt.
    »Santerre!« rief ich ihm zu. »Du bist Santerre, nicht wahr!«
    Er lachte nur.
    Das Gelächter rollte mir wie ein Donnerschlag entgegen. An den kahlen Wänden vervielfältigte sich das Echo. Er tat nichts, er bewegte sich nur zur Seite, geriet nach wenigen Schritten aus meinem Blickfeld und blieb verschwunden.
    Zur Tür jedenfalls war er nicht gegangen. Das hätte ich gesehen oder auch gehört. Demnach mußte es für ihn ein anderes Versteck geben, in das er sich zurückgezogen hatte. Oder er wartete darauf, daß ich ihm folgte, was ich auch tat.
    Ich hatte schon die erste Stufe betreten, als ich hinter mir Jurecs Stimme hörte. »He, wo wollen Sie hin?«
    »Nach unten!«
    »Ich komme mit!«
    Sein Wunsch war zwar verständlich, nur konnte ich ihm nicht zustimmen.
    »Das ist zu gefährlich!« warnte ich ihn. »Bleiben Sie hier oben, da sind Sie…«
    »Nein, nein, nein!« Er ließ mich nicht ausreden. Ich konnte ihm auch keine Befehle erteilen, sorgte aber dafür, daß er hinter mir blieb, und damit war er einverstanden.
    Seinen Koffer hatte er nicht vergessen. Hin und wieder polterte er mit der Kante gegen die eine oder andere Stufe. Ich hörte Jurec auch sprechen, ohne verstehen zu können, was er sagte. Seine Stimme klang keuchend und hastig.
    Die Stufen waren breit genug, um immer einen sicheren Tritt zu finden.
    Ich nahm zwei auf einmal, kriegte auch keinen Drehwurm und wurde erst langsamer, als der letzte Teil der langen Wendeltreppe vor mir lag. Mein Blick fiel in den Flur, der leer war. Nicht leer von Glasscherben, denn die hatten sich dort verteilt. Sie schimmerten im einfallenden Licht.
    Große, kleine, manche spitz, andere einfach nur kantig, so bedeckten sie den Boden, und das nach oben hin offene Treppenhaus wirkte jetzt wie ein Schacht, durch den der Wind blies.
    Wo steckte Santerre?
    Jurec hatte sich mit derselben Frage beschäftigt, denn er sagte hinter mir: »Ich glaube, der… der ist jetzt weg.«
    »Sieht so aus.« Nach dieser Antwort brachte ich auch den Rest der Stufen hinter mich und war gleichzeitig von einem starken Ärger erfüllt, daß sich die Gestalt so schnell zurückgezogen hatte. Ich hätte sie gern gestellt.
    Wegen des Glases erwies sich das Gehen im Flur als äußerst schwierig.
    Wir mußten auf jeden Tritt achtgeben, denn auf diesen Glasstücken konnte man tatsächlich ausrutschen wie auf Eis. Und die Landung hätte verheerende Auswirkungen haben können.
    »Der ist draußen, Herr Sinclair!« sagte Paul Jurec. »Oder glauben Sie etwas anderes?«
    Ich hob die Schultern leicht an. »In Luft aufgelöst haben kann der sich wohl nicht.«
    »Sie haben ihn doch gesehen.«
    »Das stimmt allerdings.«
    »Sie schauten auch in die Tiefe. Da müssen Sie doch erkannt haben, wie er verschwand.«
    »Leider nicht.«
    »Wieso?«
    »Ich sah nicht, wie er die Tür öffnete. Ich hörte auch nichts. Deshalb kann ich mir vorstellen, daß er sich noch in der Nähe aufhält. Allerdings gibt es hier kaum Verstecke.«
    »Bis auf den Keller.«
    Ich drehte mich hastig. »Was sagten Sie? Es gibt einen Keller hier unter dem Haus?«
    »Klar. Die Häuser sind voll unterkellert, und viele von ihnen haben noch Zugang zur Kanalisation. Denken Sie nur an den Film ›Der dritte Mann‹. Darin haben Sie ja einen kleinen Eindruck von dem bekommen können. In den letzten vierzig Jahren ist zwar einiges renoviert worden, aber die Katakomben existieren nach wie vor.«
    »Bleiben wir mal bei dem Keller. Sie wissen darüber Bescheid?«
    »Klar, müssen wir. In unserem Beruf jagen wir die Ratten auch unter der Erde.«
    »Das Haus hier kennen Sie auch?«
    »Ich habe mir einen alten Plan angeschaut. Es war zwar nicht viel darauf zu erkennen, aber ich weiß, daß es einen Keller gibt und möglicherweise

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