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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Peter von dem drogenabhängigen jungen Mann, der in der vergangenen Woche in seine Apotheke eingedrungen war. Der Junge sei vollkommen hysterisch gewesen und habe von ihm verlangt, seine Vorräte an Morphium und Antidepressiva herauszurücken. Dabei hatte ihn der abgemagerte, mit Hautausschlägen bedeckte Junkie mit einem Stuhlbein bedroht. Peter hatte ihn schließlich ins Hinterzimmer geführt und ihm den Safe und die abgesperrten Schubladen der Medikamentenschränke gezeigt. Man brauchte drei Schlüssel, um sie zu öffnen, hatte er dem Jungen erklärt, und einer seiner Angestellten sei gerade in der Mittagspause.
    »Wie hat er reagiert?«
    »Er hat es mir geglaubt. Er hat zu weinen angefangen und am ganzen Körper gezittert. Ich wusste, dass ein Mitarbeiter die Polizei gerufen hatte, also musste ich ihn einfach nur hinhalten. Ich habe ihm ein paar Beruhigungstabletten gegeben und ihm gut zugeredet. Er hat gedacht, wir warten auf den Angestellten, der in der Mittagspause ist – und dann ist die Polizei gekommen. Das war alles sehr aufwühlend.«
    »Sie haben dabei an die Eltern dieses Jungen gedacht, nicht wahr?«, fragte Clara.
    »Ja, irgendjemand hatte mal alles für diesen Jungen getan und große Hoffnungen in ihn gesetzt. Und jetzt …« Peter schien sehr betroffen.
    »Ich weiß, aber wir können nicht Gott spielen. Erst kürzlich hatte ich einen Patienten mit Schwindelanfällen und unregelmäßigem Herzschlag. Also haben Declan und ich beschlossen, ihn an ein Vierundzwanzig-Stunden- EKG anzuschließen, um seinen Herzrhythmus zu überprüfen. Wir haben ihn verkabelt und ihm erklärt, dass er am nächsten Tag wiederkommen soll. Als wir die Aufzeichnungen ausdrucken wollten, haben wir bemerkt, dass er das Gerät kurz vor Mitternacht entfernt hat. ›Warum haben Sie den Apparat abgenommen?‹, habe ich ihn gefragt. ›Weil ich das Glück hatte, eine schöne Frau zu treffen, die mich mit nach Hause genommen hat. Sie können nicht von mir erwarten, dass ich dabei diesen Kram anbehalte. Die hätte mich doch für einen perversen Spinner gehalten …‹«
    »Na, dann kann seinem Herzen nicht viel gefehlt haben, wenn er um halb zwölf Uhr abends eine Eroberung gemacht hatte!«, meinte Peter.
    »Tja, nun, wir wissen nicht, ob ihm das gutgetan hat oder nicht. Er hat es uns nämlich sehr übelgenommen, dass wir sein Verhalten nicht besonders gut fanden, und ist seitdem nicht mehr bei uns aufgetaucht!«
    »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Declan ist der Diplomat von uns. Er wird sich eine List einfallen lassen, glauben Sie mir.«
    Unweigerlich kam das Gespräch auch auf ihre Töchter – auf Amy, die im Augenblick in London war und sich dort über die neuesten Tendenzen in Sache Bondage, Lack und Leder informierte, auf Adi, die bedrohte Bäume umarmte, und auf Linda, die schmollend und feindselig in ihrem Zimmer saß. So hatte sich das damals, als sie frischgebackene Eltern gewesen waren, sicherlich keiner von beiden vorgestellt.
    »Hätten Sie vielleicht Lust, diese Woche mit mir ins Theater zu gehen? Im Abbey läuft ein neues Stück«, fragte Peter plötzlich.
    »Das wäre großartig. Ich habe gerade erst heute Morgen davon in der Zeitung gelesen«, sagte Clara.
     
    An diesem Abend rief Dervla sie an. »Ist er fort?«, flüsterte sie.
    »Oh, schon seit Stunden«, erwiderte Clara.
    »Natürlich, ich habe ganz vergessen, dass der Herr früh zu Bett geht«, lästerte Dervla.
    »Also bitte, ich habe ihn zum Mittagessen eingeladen.«
    »Richtig. Und? Habt ihr schon euer drittes Date ausgemacht?«
    »Ja, wir gehen am Mittwoch ins Abbey Theatre«, antwortete Clara.
    Dervla stieß ein vergnügtes Glucksen aus. »Dann ist es also mehr als eine Bekanntschaft?«
    »Ich weiß es nicht.« Clara war vorsichtig.
    »Und ein Flirt? Ein Flirt ist es eigentlich auch nicht.« Dervla war verzweifelt auf der Suche nach einer Definition.
    »Für einen Flirt bin ich ein bisschen zu alt«, befand Clara.
    »Okay – sollen wir sagen, bei euch läuft was? Clara hat was laufen mit Peter …«
    »Wirklich, Dervla, du bist so eine Idiotin!«, schimpfte Clara, musste dabei aber lachen.
    »Bei euch
läuft
was«, rief Dervla. »Also, ihr habt jetzt offiziell ein
Ding
am Laufen …«
     
    Amy war fix und fertig, als sie vom Flughafen nach Hause kam.
    »Und, war es interessant, was du in London gesehen hast?«, fragte Peter. Er und Clara waren zu dem Schluss gekommen, dass sie zumindest ein wenig Begeisterung für das Leben ihrer Töchter aufbringen

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