Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
Vom Netzwerk:
mussten, sonst würden sie den Kontakt zu ihnen wohl ganz verlieren.
    »Oh, Dad,
bitte
.« Amy schien seinen Versuch jedoch nur peinlich zu finden.
    Aber so leicht wollte er nicht aufgeben. »Du bist meine Tochter, Amy, du hast gerade zu arbeiten angefangen. Ist es so schlimm, wenn ich mich dafür interessiere?«
    Amy war noch immer misstrauisch. »Du wirst mir doch nur wieder erklären, was für eine Verschwendung meiner Talente mein Job ist und dass ich meine Chancen mit Füßen trete.«
    »Nein, das wollte ich eigentlich nicht sagen. Ich wollte nur wissen, ob du etwas gesehen hast, das du vielleicht für euer Geschäft importieren willst? Aber wenn dir das nicht passt, dann lassen wir es eben.« Irgendetwas an seiner Stimme war plötzlich anders.
    »Doch, ja, es war interessant«, erwiderte Amy gedehnt. »Aber es könnte sich möglicherweise als riskant erweisen, größere Summen in die Ware zu investieren, die sie dort im Angebot hatten – sehr viel Leder, Fesseln und Zubehör für Dominas, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ich verstehe.« Peter nickte ernst.
    »Nicht, dass es keine Nachfrage dafür gäbe, die gibt es, aber die meisten unserer Kunden fahren lieber nach London, weil sie dort anonym sind. Das ist meine Meinung, aber ich kann mich täuschen.«
    »Das ist gut beobachtet von dir, finde ich. Also war die Reise doch nicht umsonst, oder?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Und auf dem Rückflug nach Dublin habe ich auch noch einen netten Typen kennengelernt. Wir sind für morgen verabredet.«
    »Ist er in derselben Branche tätig wie du?«
    »Ben? Oh, nein. Ben ist Einbalsamierer.«
    »Wie bitte?«
    »Leicheneinbalsamierer, Dad. Selbst du musst doch schon mal davon gehört haben. Du weißt schon, wenn jemand stirbt, Formaldehyd und der Kram …«
    »O ja, natürlich, so ein Einbalsamierer.«
    »Als ob es davon mehrere Sorten gäbe.« Amy holte sich ein Glas Milch und einen Keks. Ihre Feindseligkeit schien sich fürs Erste gelegt zu haben.
     
    Clara saß lesend im Sessel, als Linda hereinkam.
    »Ist dein Gast schon weg?«, fragte sie.
    »O ja, schon lange. Wir haben nett zusammen gegessen. Es ist noch was von der Fleischpastete übrig, wenn du dir das warm machen willst.«
    »Ich dachte, ich bekomme von dir nichts mehr zu essen. So eine Art neues Gesetz.« Diese himmelschreiende Ungerechtigkeit schien Linda wirklich sehr verletzt zu haben.
    »Oh, damit habe ich nur gemeint, dass du nicht automatisch davon ausgehen kannst, immer noch von mir bekocht zu werden. Aber ich kann dir doch was anbieten, oder?« Clara musste ihr Angebot kein zweites Mal wiederholen, da Linda die Schüssel bereits in die Mikrowelle gestellt hatte.
    »Wer war sie denn?«, wollte Linda wissen.
    »Wer?«
    »Die Frau, die zum Essen da war.«
    »Es war ein Mann, Peter Barry. Er ist Apotheker.«
    »Oh, tatsächlich. Und was hat Mrs.Barry dazu gesagt?«
    »Sehr wenig. Sie ist seit zwölf Jahren tot.«
    »Ein Witwer? Hm.«
    »Stimmt.«
    »Trotzdem ist es ein Date.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Siehst du ihn wieder, Mam?«
    »Ja, am Mittwoch. Wir gehen ins Theater.«
    »Sollten Adi und ich ihn zuvor nicht kennenlernen?« Dabei fuchtelte Linda mit dem Zeigefinger und imitierte Claras Art, zu sprechen.
    »Iss deine Fleischpastete und spül das Geschirr ab, bevor die Veganer nach Hause kommen und dich übel beschimpfen.«
     
    Als Clara am nächsten Morgen in die Klinik kam, saß Hilary bereits am Schreibtisch und arbeitete sich durch einen Stapel Papiere. Clara fiel wieder ein, dass sie einmal scherzhaft beschlossen hatten, ein Treffen zwischen ihrer Linda und Hilarys Nick zu arrangieren. Die beiden wären das perfekte Paar, aber sie müssten das Gefühl haben, selbst aktiv geworden zu sein.
    Doch im Moment hatte es wenig Sinn, mit Hilary über solche Dinge zu reden. Sie hätte sicher keinerlei Verständnis dafür. Seit dem Tod ihrer Mutter war sie wie versteinert, brachte kaum einen Ton heraus und antwortete so einsilbig wie möglich. Hilary fühlte sich noch immer für den Tod ihrer Mutter und den Schock des unschuldigen Autofahrers verantwortlich. Kein Urteil und keine Entscheidung der gerichtlichen Untersuchung konnten sie davon befreien. Hilary arbeitete länger als Clara, aber es war, als würde sie nur arbeiten, um nicht an die Ungeheuerlichkeit dessen denken zu müssen, was geschehen war.
    Vielleicht erinnerte sie sich trotzdem noch an den Namen der Friseurin, bei der sie vor einiger Zeit mal gewesen war. Die Frau hatte sie um Jahre

Weitere Kostenlose Bücher