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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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ist doch lächerlich«, herrschte Clara sie an. »Ich bin so nett und kläre euch über meine Pläne auf, aber das nächste Mal werde ich mir die Mühe sparen.«
    »Ich habe auch gute Neuigkeiten, Mam«, fuhr Linda fort. »Ich habe einen Job, also bekommst du von nächster Woche an Miete von mir.«
    »Das ist ja großartig, Linda. Gut gemacht.«
    »Ich verkaufe CD s und DVD s. Es ist zwar kein Vollzeitjob und so …«
    »Muss ja auch nicht sein. Meinst du, es macht dir Spaß?«
    »Na ja, es könnte ganz nett werden«, erwiderte Linda mit beträchtlicher Skepsis.
    »Bist du nicht ein bisschen überqualifiziert dafür?«, meinte Adi spitz.
    »Sicher, mit meinem Bachelor bin ich durchaus qualifiziert. Aber hättest du an
deine
Qualifikationen nicht noch ein Lehrerdiplom angehängt, hättest
du
jetzt auch keine Stelle.«
    »Wenigstens bin ich arbeiten gegangen und habe etwas zu diesem Haushalt beigesteuert«, fuhr Adi die Schwester an.
    »Und das tue ich jetzt auch, also halt deinen Mund.«
     
    Was für eine Erleichterung, wenn sie endlich aus diesem Haus kam und den Abend mit dem ruhigen, verständnisvollen Peter verbringen konnte, dachte Clara. Hoffentlich würde alles gutgehen. Es war so lange her, seit sie das letzte Mal Sex mit einem Mann hatte. Es hieß zwar, man würde das nie verlernen so wie Fahrradfahren, aber außer mit diesem Mistkerl von Alan hatte sie nie mit anderen Männern geschlafen. Jetzt bedauerte Clara es, nicht auf die Angebote eingegangen zu sein, die sie im Lauf der letzten Jahre bekommen hatte. Sie hätte ein wenig üben können …
    Statt eines Nachthemds packte sie einen sündhaft teuren Slip aus schwarzer Spitze ein. In ihrem Alter noch nervös zu sein war lächerlich. Aber sie war nervös.
     
    Peter hatte sich große Mühe mit der Wohnung gegeben. Er hatte überall abgestaubt, und auf den kleinen Tischen standen Vasen mit Blumen. Zum Abendessen hatte er Räucherlachs und Zitronenhuhn mit Estragonsauce vorbereitet. Dreimal hatte er das Rezept zuvor ausprobiert, bis er das Gefühl hatte, dass es schmeckte. Dazu würde er Wildreis und einen Salat servieren. Als Dessert sollte es frisches Obst und Käse geben.
    Zufrieden schaute er sich um.
    Als Clara kam, ließ sie ihre große Tasche im Gang stehen und bewunderte die Wohnung.
    »Die Lage ist ideal, man ist direkt im Zentrum«, sagte sie.
    Peter goss ihr ein Glas eisgekühlten Sherry ein. Clara sah, wie viel Mühe er sich mit allem gegeben hatte, und war gerührt.
    »Oh, freut mich, dass dir der Sherry schmeckt – er war im Supermarkt um die Hälfte reduziert, aber er ist wirklich gut«, sagte er.
    Warum
musste er ihr erzählen, dass der Sherry nur die Hälfte gekostet hatte? Dasselbe bekam Clara beim Hühnchen zu hören. Das Rezept verlange zwar frischen Estragon, aber der sei nun mal so teuer, und das meiste davon verderbe ohnehin; getrockneter Estragon sei genauso gut und halte ewig. Beim Käse dann wieder dieselbe Geschichte. Für einen reifen französischen Brie müsse man ein Vermögen hinlegen, und dabei gebe es doch so guten irischen Brie, man müsse ihn nur ein wenig nachreifen lassen.
    Clara wünschte sich von ganzem Herzen, Peter würde sie mit seinen Spartipps verschonen. Aber vielleicht war das nun mal seine Art. Also würde sie auf seine Marotte eingehen und ihm um des lieben Friedens willen etwas vorflunkern. Sie hatte nämlich sehr viel Geld für ihre Lederhandtasche bezahlt, tat aber so, als hätte sie sie reduziert erstanden.
    »Ich habe sie auf einem Wühltisch entdeckt«, erklärte sie stolz.
    Peters Gesicht hellte sich auf, und er schien sich für sie richtig zu freuen, als er die Tasche begutachtete. »Ein Spitzenleder«, meinte er. »Was für ein Glück, dass du sie entdeckt hast. Es lohnt sich durchaus, wenn man sich etwas umschaut.«
    Clara hatte das Gefühl, Pluspunkte für etwas bekommen zu haben, das trivial und unwichtig war. Ja, sagte sie sich, genau das war es: trivial und unwichtig. Sie würde sich davon jedoch nicht den Abend verderben lassen.
     
    Und dieser Abend endete so gut und harmonisch, als wären sie seit langer Zeit ein Liebespaar. Peter machte Clara Komplimente, und sie bestätigte ihm, dass er ein hinreißender Liebhaber war. Er bewunderte ihren schwarzen Spitzenslip, und sie hatte zum Einschlafen den Arm um seinen Hals geschlungen. Am Morgen fand sich Clara in einem kleinen Schlafzimmer und in einem Bett wieder, das weder ein Einzel- noch ein Doppelbett war, sondern irgendetwas dazwischen. Peter

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