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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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weiter zu stören.
    »Bitte, Ania, so bleiben Sie doch, Sie gehören genauso zu unserer Mannschaft wie alle anderen auch«, sagte Clara. Und Declan sah, wie sich das Gesicht der jungen Polin vor Freude, dass auch sie Teil ihres Teams war, rosig verfärbte.
     
    Jimmys Beerdigung fand an einem Dienstag in einem winzigen Dorf an der zerklüfteten Küste der Grafschaft Galway statt. Clara schlug vor, dass Declan und Fiona als Vertreter der Klinik hinfahren sollten. Sie waren schließlich die einzigen Menschen, die Jimmy in Dublin näher gekannt hatte. Declan und Fiona nahmen den Zug bis Galway und fuhren anschließend mit dem Bus weiter bis zu Jimmys Dorf. Die Fahrt verlief problemlos, und bald hatten sie das Gefühl, alte Freunde zu sein. Für den Fall, dass es keinen Speisewagen gab, hatte Fiona belegte Brote mitgebracht. Die beiden freuten sich über diesen freien Tag und genossen es, zu beobachten, wie sich die Landschaft veränderte, als sie den Shannon überquerten und immer weiter in den Westen kamen, wo niedrige Mauern aus aufgeschichteten Steinen die Felder säumten und wo die Schafe interessiert aufblickten, als ihr Zug vorbeifuhr. Declan und Fiona sprachen über Jimmy und fragten sich, weshalb er wohl ein solches Geheimnis um seine Krankheit gemacht hatte. Sicher, er hatte als Rentner umsonst mit der Bahn fahren können, aber jedes Mal diese weite Anreise, nur um neugierigen Fragen zu entgehen?
    In der kleinen Kirche hatte sich eine beachtliche Menge an Trauergästen versammelt. Als einzige Fremde unter den Einheimischen erregten Fiona und Declan natürlich großes Interesse, und sie lernten auch den Neffen und dessen unfreundliche Frau kennen, die tatsächlich genauso war, wie Jimmy sie beschrieben hatte.
    »Und
woher
kennen Sie Onkel Jimmy?«, wollte die sauertöpfische Frau von Fiona wissen.
    »Oh, Sie wissen doch, wie das so ist« – Fiona blieb bewundernswert vage –, »die Welt ist klein. Unglaublich, wen man überall trifft.« Mehr würden sie nicht aus ihr herausbekommen.
    Da ihr Zug erst gegen sechs Uhr wieder nach Dublin zurückfuhr, schlug Fiona vor, mit den anderen Trauergästen zum Haus zurückzugehen. Declan hatte zwar gehofft, dass sie zusammen durch die nahe gelegenen Wälder streifen und über die Klippen in der Nähe von Jimmys Haus wandern würden, doch Fiona war nicht umzustimmen. »Wir haben schließlich wegen Jimmy frei bekommen, also müssen wir ihm auch die letzte Ehre erweisen.«
    »Wir erweisen ihm eine schöne Ehre, Fiona. Immerhin verschweigen wir, dass er bei uns in der Klinik in Behandlung war.«
    »Das dürfen wir auf keinen Fall verraten. Jimmy wollte, dass das ein Geheimnis bleibt. Trotzdem fände ich es schön, wenn die Leute hier denken würden, dass er auch außerhalb des Ortes Freunde hatte.«
    Und Declan war einverstanden.
     
    Es gab Schinken und Tomaten in dem Cottage, das einmal Jimmys Zuhause gewesen war. Er hatte nie geheiratet und hatte allein in diesem kleinen Haus gelebt, in dem es keine Bilder und keine Erinnerungsstücke gab. Nichts wies auf die Persönlichkeit des Bewohners hin. Das kleine Wohnzimmer, das nach vorn hinausging, war offenbar nur selten genutzt worden. Fiona und Declan kamen bald mit jedem ins Gespräch, behielten aber für sich, in welcher Beziehung sie zu dem Verstorbenen standen. Dabei erfuhren sie auch von seiner großen Liebe zu einer Frau namens Bernadette. Doch da Jimmys Besitz viel zu klein gewesen war, als dass er es zu etwas hätte bringen können, war nichts aus dieser Liebe geworden.
    Als das Testament eröffnet werden sollte, machten Declan und Fiona Anstalten, sich zu verabschieden. Sie seien schließlich nicht verwandt, sagten sie. Sie wollten eigentlich mit dem Bus nach Galway fahren, aber inzwischen waren sie mit allen bekannt und gehörten irgendwie schon fast dazu.
    Fionas Augen funkelten vor Vorfreude, als sie sich vorstellte, wie groß der Schock des gefühlskalten Neffen und seiner übellaunigen Frau bei der Testamentseröffnung sein würde. Wie sich herausstellte, hatte Jimmy eine Baugenehmigung für seinen kleinen Besitz beantragt, die auch bewilligt worden war, und so war sein Land wesentlich mehr wert, als jedermann vermutet hätte. Der Neffe und seine Frau konnten ihre Aufregung kaum verbergen. Doch dann mussten sie vom Notar erfahren, dass Jimmy seinen gesamten Besitz zu gleichen Teilen einer Herzklinik in Dublin und seiner Jugendliebe Bernadette vermacht hatte. Sie und ihre Familie sollten wissen, dass er es

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