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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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wählerisch«, log er, in der Hoffnung, dass es sich nicht so unwahrscheinlich anhörte, wie es in seinen Ohren klang.
    »Tja, ich hoffe, du amüsierst dich gut. Ich muss jetzt gehen. Einer von uns
muss
schließlich arbeiten.« Molly entfernte sich mit steifen Schritten, und man sah ihrer schmalen Gestalt deutlich an, wie enttäuscht und verletzt sie war, plötzlich die zweite Geige zu spielen.
     
    Fiona hatte sich vor dem Restaurant mit ihm verabredet. Plötzlich war Declan unsicher, ob er nicht doch hätte vorschlagen sollen, sie mit dem Taxi abzuholen. War er ein Geizkragen? Aber Fiona hatte ihm versichert, dass der Bus sie sozusagen von Haustür zu Haustür bringen würde. »Die haben dort bestimmt nicht oft Gäste, die mit dem Bus kommen«, hatte sie hinzugefügt.
    »Na ja, immerhin bin ich am Montag mit dem Fahrrad vorgefahren«, erwiderte Declan und hätte sich noch im nächsten Moment dafür ohrfeigen können.
    »Sie gehen
zwei
Mal die Woche ins Quentins!« Fiona riss erstaunt die Augen auf.
    »Nein, nein. Ich habe nur reserviert.« Wie peinlich, dachte er.
    »Ich freue mich schon wie ein kleines Kind darauf«, sagte Fiona mit derselben Begeisterung, mit der sie sich auf ihre Kaffeepause, das Mittagessen, eine Fernsehsendung oder vergangene Woche auf die große Gala gefreut hatte, die seitdem nicht mit einem Wort erwähnt worden war.
    Wie schön, wenn man mit solcher Begeisterung durchs Leben gehen konnte, dachte Declan. Hoffentlich war er nicht zu langweilig für Fiona. Aber er hatte sie schließlich nicht
gezwungen
, mit ihm auszugehen.
    Irgendwie brachte er auch diesen Tag hinter sich. Bis zu dem Moment hatte Declan nicht gewusst, wie zäh sich die Zeit dahinschleppen konnte. Ob Fiona auch aufgeregt war wegen heute Abend? Declan wartete bereits bei Quentins vor der Tür, als Fiona aus dem Bus stieg. Er hatte sie noch nie in einer anderen Aufmachung als in ihrer schwarz-weißen Krankenhausuniform gesehen. In dem hellrosa Seidenkleid mit der schimmernden, mit Pailletten besetzten Jacke darüber sah sie einfach hinreißend aus.
    Brenda Brennan, die sie so herzlich willkommen hieß, als wären sie Industrielle, Botschafter oder internationale Politiker, bot ihnen auf Kosten des Hauses ein Glas Champagner an und wünschte ihnen einen angenehmen Abend.
    »Wie hat sie es nur geschafft, so viel Klasse zu entwickeln?«, fragte Fiona im Flüsterton.
    »Frauen sind in so was einfach besser«, erwiderte Declan anerkennend.
    »Nicht alle Frauen. Nicht in einer Million Jahre könnte ich so auftreten.«
    »Und sie könnte nie das tun, was Sie jeden Tag machen. Sie können nämlich unglaublich gut mit Menschen umgehen.« Declans Bewunderung kam aus tiefstem Herzen.
    Als der Kellner an ihren Tisch kam, fragte er, ob sie Austern bestellen wollten. Fiona, die gesehen hatte, wie teuer diese Delikatesse war, lehnte ab. Ein kleiner Salat als Vorspeise sei ihr lieber.
    »Bestellen Sie sich doch ein paar Austern, wenn Sie möchten, Fiona.« Declan wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie den Abend in vollen Zügen genoss.
    »Ich habe diese Dinger erst ein einziges Mal probiert, und, um ehrlich zu sein, sie haben geschmeckt, als würde ich einen Schluck Meerwasser trinken.« Sie winkte ab.
    Declan lächelte und atmete erleichtert auf. Die Austern waren wirklich extrem teuer.
    Brenda Brennan hatte ihren Tisch von weitem immer im Auge behalten. Sie mischte sich nie in ihr Gespräch ein, war aber stets zur Stelle, um Wasser oder Kaffee nachzuschenken oder den Brotkorb aufzufüllen.
    Als Declan die Rechnung beglich, sagte Brenda zu ihm: »Vielen Dank, Dr.Carroll.«
    »Sie weiß, dass Sie Arzt sind.« Fiona war beeindruckt.
    »Ich habe es ihr nicht gesagt. Ehrlich«, antwortete er.
    »Das weiß ich doch«, meinte Fiona. »Dafür sind Sie viel zu nett.«
     
    Das Abendessen war viel zu schnell vorüber, und Declan schlug Fiona vor, sie mit einem Taxi nach Hause zu begleiten, aber sie wehrte ab. Das sei Geldverschwendung. Der Bus fuhr schließlich immer noch bis vor ihre Haustür, sagte sie und fügte hinzu, dass ihr der Abend sehr gefallen habe. Und dann lud sie ihn ein, in der nächsten Woche zu ihren Eltern zum Essen zu kommen.
    »Müssen Sie vorher nicht erst fragen?« Declan konnte sich nicht vorstellen, jemals so spontan einen Gast zu sich nach Hause in den St. Jarlath Crescent einzuladen.
    »Nein, warum? Bitte, kommen Sie. Dann werden Sie mich von einer ganz privaten Seite kennenlernen, und wenn Ihnen gefällt, was Sie

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