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Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben

Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben

Titel: Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wie jemand die Regie seines Sterbens
selbst in die Hand nehmen kann, wenn er den ausdrücklichen Wunsch dazu hat und
vom Arzt darüber konkret informiert werden will, wie er seinen Sterbeprozess beschleunigen
kann.
     
     

2.7 Zusammenfassung der Maßnahmen, die
den Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit erträglich machen
     
    In den vorangegangenen
Abschnitten wurde besprochen, wie die Sterbephase bei bewusstem Verzicht auf
Essen und Trinken günstig beeinflusst werden kann. Die zwei Beispiele in
Abschnitt 2.8 zeigen, dass es ein Unterschied wie Tag und Nacht ist, wie Frau
B. und Frau G. ihre letzten Tage erlebt haben, obwohl beide von Angehörigen und
Pflegepersonal betreut wurden. Was machte den Unterschied aus? Wir fassen hier
zusammen, was einen erträglichen Verlauf fördert:
     
    1. Die mentale Vorbereitung auf
einen unwiderruflichen Abschied vom Leben
    Für einen guten Verlauf von fvnf ist die innere Akzeptanz des
Sterbens sehr wichtig. Wenn das Lebensende sich durch eine schwere Krankheit
oder durch hohes Alter abzeichnet, man aber den eigenen Tod noch nicht
akzeptieren kann, überwiegt noch die Verbundenheit mit dem Leben. In manchen
dieser Momente wird sich jemand vielleicht wünschen zu sterben, aber er wird
sich noch widersprüchlich äußern. Für die Angehörigen und Pflegenden wirft das
die Frage auf, ob der Betroffene tatsächlich sein Sterben beschleunigen will.
Der Patient ist dann noch nicht ‚so weit’. Wenn er aber bereits trotzdem damit
beginnt, bewusst auf den Tod zuzusteuern, ist die mentale Vorbereitung nicht
ausreichend und der Prozess kann noch nicht harmonischverlaufen.
    Es existiert auch die Meinung,
dass es unmöglich wäre, den eigenen Tod zu akzeptieren. Die meisten Menschen
würden demnach lieber am Leben bleiben, wenn nur die Umstände anders wären.
Wenn jemand aber nicht weiß, wie er diese Umstände verändern kann, ist das
Leben in seinen Augen nicht mehr lebenswert. Der Entschluss, selbstbestimmt zu
sterben, ist oft eine durch unabwendbare Umstände erzwungene Entscheidung
zwischen einem Leben, das so nicht mehr gelebt werden kann, und einem
eigentlich inakzeptablen Tod. Die große Bedeutung der Gespräche mit Angehörigen
und Therapeuten liegt deshalb darin, herauszufinden, ob die Umstände nicht
vielleicht doch zu verändern sind.
     
    2. Die Akzeptanz durch die
Angehörigen, das Leben durch bewusstes Verzichten auf Essen und Trinken zu
beenden
    Es kommt regelmäßig vor, dass
ein Kranker den Tod als unvermeidlich akzeptiert, dass aber ein Angehöriger
dieser Person oder ein Arzt dazu noch nicht fähig ist. Das kann zu
Auseinandersetzungen über diese Entscheidung oder über die Ausführung des
Todeswunsches führen. Das Beispiel von Frau G. zeigt, wie der Streit mit dem
Arzt über ihre Bitte um Sterbehilfe den Prozess erheblich belasten kann. Sie
dachte, den Arzt zur Sterbehilfe zu bewegen, indem sie ihm zeigte, dass sie
wirklich sterben wolle, aber er fühlte sich von ihr genötigt und entzog sich
ihr. Wenn noch eine Vertrauensbasis vorhanden gewesen wäre, hätte der Arzt ihr
erklären können, dass angesichts ihrer Lage Sterbehilfe seine moralischen
Grenzen überschreitet. Er hätte sie dann auch damit beruhigen können, dass er
sie durchaus begleiten würde, wenn sie ihrem Leben durch Verzicht auf Nahrung und
Flüssigkeit ein Ende setzen würde. Bei dieser Art von Konflikt ist es sehr
wichtig, dass ein Hausarzt das Gespräch mit der Familie sucht, um den Streit
gemeinsam beizulegen. Wenn der Arzt dies nicht vermag, benötigt man einen
externen Begleiter.
     
    3. Der Unterschied zwischen dem
Verzicht auf Nahrung und dem Verzicht auf Flüssigkeit
    Es liegen einige Erfahrungen
darüber vor, dass bei Verzicht auf Nahrung das Hungergefühl oft schon nach ein
bis zwei Tagen verschwindet, wenn man ausschließlich Wasser trinkt. Aber sobald
man eine kleine Menge Kohlenhydrate zu sich nimmt, zum Beispiel Zucker aus
Limonade oder Kaugummis, reagiert der Körper mit der Ausscheidung von Insulin,
und es kann wieder Hunger auftreten.
    Beim Verzicht auf Flüssigkeit
ist es nicht ganz so eindeutig, welches Strategie zu bevorzugen ist. Abrupter
vollständiger Verzicht auf Flüssigkeit stellt den Patienten vor eine sehr
schwere Aufgabe. Ärzte berichten, dass das allmähliche Aufhören zu trinken
manchmal besser vertragen wird. Zum Beispiel kann man die Flüssigkeit jeden Tag
immer wieder halbieren. Am ersten Tag auf einen Liter, dann auf einen halben
Liter (am zweiten Tag), auf einen

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