Wege zu einem humanen, selbstbestimmten Sterben
Falles
Eine hohe Dosis eines
Kalzium-Gegenmittels kann manchmal zum Tod durch Herzstillstand führen. Aber
sogar eine sehr hohe Dosis dieses Medikaments ist keineswegs immer tödlich. Die
Chance zu überleben, ist beträchtlich. Der verbindliche Rat des Internisten
basierte auf einem Einzelergebnis, und es fehlten ihm sachkundige
toxikologische Grundlagen.
Es stimmt, dass eine hohe Dosis
Dextropropoxyphen zu epileptischen Anfällen führen kann. Aber ein epileptischer
Anfall wird durch eine hohe Dosis an Benzodiazepinen unterdrückt, wenn diese,
wie es in diesem Buch immer wieder angeraten wird, gleichzeitig eingenommen
werden. Selbst wenn ein Anfall aufträte, würde der Patient bereits in einem so
tiefen Koma liegen, dass er davon nichts merken würde. Es ist jedoch richtig,
dass es die Anwesenden verunsichern kann, einen epileptischen Krampf mit
ansehen zu müssen.
Die Informationen in der
Suizid-Literatur sind verwirrend. Oft wird angenommen, dass natürliche Substanzen,
die in Giftpflanzen enthalten sind, in Frage kommen. Der Tod von Sokrates durch
ein Schierlingsextrakt (lat. Conium maculatum) wurde von Plato als eine Form
des sanften Todes romantisiert. Tatsache ist aber, dass das Gift im Schierling
bei vollem Bewusstsein Lähmungen auslöst, verbunden mit Durchfall und
(manchmal) Krämpfen. Schließlich erreichen die Lähmungen die Muskeln der
Atemwege, und es kommt zum langsamen Ersticken, also einem qualvollen Tod.
Der toxikologischen Literatur
ist zu entnehmen, dass die Versuche, den Tod durch natürliche Gifte zu
beschleunigen, zwar manchmal gelingen, doch immer mit unangenehmen Symptomen
verbunden sind. Meistens jedoch sind sie ineffektiv und schmerzhaft. Die
Forschung nach diesen, in der Natur vorkommenden Giften wird fortgesetzt 6 , aber trotz großer Bemühungen
gibt es bis jetzt keine relevanten Resultate für humanes, selbstbestimmtes
Sterben. 7
Die Massenmedien sind eine
Quelle unzuverlässiger Angaben über humane und wirkungsvolle Methoden des
Suizids. Immer wieder berichten sie über potentiell tödliche Medikamente, wie
zum Beispiel Insulin. In der Tat können hohe Dosen Insulin für ältere,
gebrechliche Menschen tödlich sein. Dennoch finden wir in der toxikologischen
Literatur Belege dafür, dass der tödliche Effekt von Insulin bei gesunden
Menschen selbst in sehr hohen Dosen ungewiss ist.
Die Autoren dieses Buches haben
einstimmig beschlossen, keine zweifelhaften Methoden aufzunehmen. Kapitel 4.1
bis 4.4 erörtern ausschließlich Methoden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit den
Tod 54 ohne Schmerzen oder ernsthafte Beschwerden herbeiführen, wenn alle
Anweisungen eingehalten werden. Darüber hinaus bedeuten diese Methoden keine
körperliche Gefahr für anwesende Verwandte und Freunde. Die rechtlichen Risiken
für die Anwesenden variieren von Land zu Land und werden in Kapitel 6
besprochen.
Bei einigen Medikamenten dauert
es mehr als zwölf, manchmal sogar mehr als 24 Stunden, bis der Tod eintritt.
Angesichts der Knappheit wirkungsvoller und humaner Medikamente, die in einer
Überdosis tödlich sind, haben wir beschlossen, Medikamente wie Phenobarbital
(Kapitel 4.4) und Fentanyl (Kapitel 4.1) aufzunehmen, obwohl wir wissen, dass
es lange Zeit dauern kann, bis der Tod eintritt. Für die Anwesenden kann die
lange Wartezeit schwierig sein.
Vorrangig war für uns jedoch
die Überlegung, dass die eingenommenen Medikamente bei dem Menschen, der
sterben möchte, keine ernsthaften Beschwerden auslösen sollten. Dieses Ziel
wird durch einen tiefen Schlaf erreicht, der innerhalb einer Stunde, manchmal
sogar innerhalb von Minuten, eintritt, wenn er von Benzodiazepinen ausgelöst
wird. Diese Phase tiefen Schlafes oder Komas geht früher oder später in den Tod
über. Wir empfehlen, dass die Anwesenden von einer erfahrenen Person begleitet
werden. Diese kann unerwartete Umstände erklären und die Anwesenden beruhigen,
wenn das Sterben länger als 24 Stunden dauert.
3.2
Die Vorbereitungsphase: was man tun und wissen sollte
3.2.1 Wirkstoffnamen und Handelsnamen von
Medikamenten
Jedes Medikament hat einen
Wirkstoffnamen (kurz: Stoffname) und oft mehrere Handelsnamen oder
Präparatenamen. Weil Handelsnamen von Land zu Land verschieden sind, verwenden wir
ausschließlich den Stoffnamen jedes Medikaments. Der Leser kann die
Handelsnamen leicht in der im ausfaltbaren Rückenumschlag dieses Buchs
aufgenommenen Medikamententabelle finden. Am linken Rand steht der
Wirkstoffname des
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