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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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– doch jetzt fuhr er sie auf der Suche nach einem Mörder entlang.
    Das große Auto schepperte die Hauptstraße hinunter, vorbei an Enrico’s Market, der Tankstelle, dem Spirituosenladen und den paar Restaurants, die sich rund um das Stockton Inn angesiedelt hatten. Der Regen hatte aufgehört, und auf der Straße war es ruhig. Ein paar Kinder spielten auf dem Rasen vor ihren Häusern, und eine junge Mutter war mit ihrem Kinderwagen unterwegs. Die Sonne hatte die Wolken verdrängt und färbte alles golden. Es schien, als könnte es hier in diesem beschaulichen Ort an so einem schönen Sommertag nichts Böses geben. Obwohl er hoffte, dass er sich irrte, hatte Lee trotz dieser Idylle ein mulmiges Gefühl, als sie sich dem Perkins-Haus näherten.
    Der Streifenwagen stand davor. Ein paar Jungs hatten mit ihren Fahrrädern angehalten und unterhielten sich mit dem Beamten hinter dem Steuer. Als er sah, wie Butts vorfuhr, stieg er aus dem Wagen und kam herüber, um die Kollegen zu begrüßen. Zu Lees Überraschung war es Officer Lars Anderson, der junge Polizist, den sie in Ana Watkins’ Haus getroffen hatten.
    »Hallo auch«, sagte er. »Als ich hörte, dass Sie zwei hierher auf dem Weg sind, habe ich mich freiwillig gemeldet. Glauben Sie, dass Gefahr im Verzug ist, und wir das Haus ohne richterliche Anordnung betreten können?«
    Lee zeigte ihm die SMS auf Butts’ Handy und erklärte, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach von Charlotte Perkins stammte.
    »Das ist für mich ein hinreichender Grund«, sagte Anderson und ging entschlossen die Stufen der Veranda hoch. Er hielt an, sah zu Diesel und dann zu Butts.
    »Verdeckter Ermittler«, verriet Butts Anderson in vertraulichem Ton und zeigte dabei gespielt unauffällig auf Diesel. Der junge Polizist nickte. Nachdem auf mehrmaliges Klopfen keine Reaktion erfolgt war, holte Anderson aus dem Kofferraum seines Wagens ein Handtuch, wickelte es um seinen Arm und zerschmetterte mit einem geschickten Schlag eine der Scheiben in der Tür.
    »Sieht so aus, als hätten Sie das schon ein paarmal gemacht«, sagte Butts, während Anderson durch die Scheibe langte und das Schloss von innen öffnete.
    »Deswegen habe ich das Handtuch in meinem Kofferraum«, antwortete Anderson. »Man weiß nie, wann man es mal braucht.«
    Sie folgten ihm in die Diele, die still und verlassen dalag.
    »Jemand zu Hause?«, rief Anderson, bekam aber keine Antwort. Alles blieb still.
    Sie gingen durchs Wohnzimmer, in dem alles wie immer zu sein schien. Die Tasten des Klaviers schimmerten elfenbeinweiß in der Morgensonne. Allerdings war es ebenso leer wie die Küche und die Speisekammer im unteren Stockwerk. An die Küche schloss sich ein Büro an, das offensichtlich auch als Therapiezimmer genutzt wurde. Es gab dort eine Couch, mehrere Sessel sowie einen Schreibtisch und ein Bücherregal.
    Nachdem sie das Erdgeschoss gesichert hatten, gingen sie nach oben. In den zwei kleinen Schlafzimmern in dem Flügel, der früher einmal dem Personal gehört hatte, war nichts zu entdecken, doch als sie sich dem herrschaftlichen Schlafzimmer näherten, sahen sie Blut. Scharlachrote Fingerabdrücke an der Wand und weit versprengte Blutspritzer in alle Richtungen; einige waren sogar auf der Fensterscheibe am Ende des Korridors gelandet. Ohne Frage war jemand in diesem Flur übel zugerichtet worden. Alle vier hielten inne, und Officer Anderson legte einen Finger an die Lippen. Doch für Vorsicht und Heimlichkeit gab es keinen Anlass; die unheimliche Stille im ganzen Haus bewies, dass sich die Gewalttätigkeiten schon vor Stunden ereignet hatten. Eine Blutspur führte ins Herrschaftsschlafzimmer und endete offensichtlich hinter der leicht geöffneten Tür.
    Lees Herz schlug heftig, als Anderson und Butts ihre Dienstwaffen zogen. Butts bedeutete Anderson mit der Hand, dass er das andere Schlafzimmer am Ende des Korridors untersuchen sollte. Der junge Polizist nickte und schlich mit vorgehaltener Pistole den Flur hinunter.
    Wenig später kam er aus dem Schlafzimmer und rief: »Raum gesichert.«
    Butts hielt seine Waffe mit beiden Händen fest und stieß die Tür zum Herrschaftsschlafzimmer mit seinem Fuß auf.
    »Bleibt hier«, rief er über die Schulter als er hineinging. Der Hinweis war überflüssig, denn Lee hatte kein Verlangen danach, den Raum zu betreten, der ganz offensichtlich Tatort eines Verbrechens war. Durch die offene Tür konnten er und Diesel in das Zimmer sehen – und eine Welle der Erleichterung überkam

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