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Wehrlos: Thriller

Wehrlos: Thriller

Titel: Wehrlos: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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Rachel und schloss sie in die Arme. Dann drückte sie ihr einen geräuschvollen Kuss aufs Haar und reichte Sacha eine Papiertüte. »Oma hat ihrem Liebling Figenstang gekauft. Versuche, nicht überall herumzukrümeln.«
    Sacha griff gierig nach der Müslistange. Rachel spürte, wie sie zu neuem Leben erwachte. Ihre kleine Familie bei sich zu haben war das beste Heilmittel. Sie stützte sich auf die Ellenbogen, stemmte ihren schmerzenden Körper hoch und richtete sich mühsam auf. Ihre Muskeln rebellierten, und alles tat ihr weh, so als hätte sie überall Blutergüsse, vor allem an den Rippen und am Hinterkopf. Aber der Arzt hatte ihr erklärt, dies sei eine normale Folge der Wiederbelebung.
    Christa setzte sich auf den Bettrand, legte den Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. »Du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt, du meine Güte!«
    Rachel schloss die Augen, die Kopfschmerzen machten sich wieder bemerkbar. »Ich hatte auch unglaubliche Angst …«
    »Erinnerst du dich an den Unfall?«
    Sie öffnete die Lider. »Nicht wirklich«, antwortete sie schwach. »Nur an die Explosion und das kalte Wasser. Man hat mir erzählt, mein Fuß hätte sich in einem der Taue verfangen, darum konnte ich nicht schwimmen.«
    »Meine Güte«, wiederholte Christa. »Es gibt noch andere Verletzte, nicht wahr?«
    »Ja, Joanna. Sie ist während der Rettungsaktion an Deck gestürzt und mit dem Kopf auf einen Kabelroller geschlagen. Sie ist auch hier, aber in einem anderen Stockwerk. Und Karl ebenfalls, er hat das Schlauchboot gesteuert. Ihm geht es sehr schlecht.«
    Christa schüttelte entsetzt den Kopf. Rachel seufzte und wandte sich zu ihrem Sohn um, der seinen Müsliriegel kaute. Ihr Mund war trocken, und sie schluckte. »Nun erzähl mal, mein Liebling, Oma hat mir etwas Unglaubliches berichtet. Anscheinend hast du, während ich fort war, die Füße gehoben und sogar zwei Schritte gemacht.«
    Sachas klebriger Mund verzog sich zu einem Lächeln, und er nickte. Rachels Hände krallten sich in die Bettdecke.
    »Zeigst du mir, wie du das gemacht hast?«
    Der Kleine kicherte stolz. Rachel war sehr bleich und wagte kaum zu atmen.
    Sie konzentrierte sich auf die bislang reglosen Beine ihres Sohnes wie eine Schiffbrüchige, die den Rettungsring vor sich im Wasser fixiert.
    Und plötzlich geschah das Wunder.
    Das rechte Bein bewegte sich, hob mehrere Zentimeter vom Rollstuhl ab, verharrte eine Weile in der Luft und sank dann zurück. Nun folgte auch das linke Bein, bis der Junge es wieder aufsetzte.
    Rachels Kehle zog sich zusammen, ihre Wangen röteten sich, und ihre Augen wurden feucht. Unfähig, ein Wort herauszubringen, ergriff sie mit der einen Hand die von Christa und drückte sie fest, mit der anderen streichelte sie vorsichtig die Wade ihres Sohnes. »Das ist ein Wunder …«
    Auch Christas Augen waren feucht geworden. »Ja, unglaublich. Und er hat mit seinem Laufwagen auch zwei Schritte gemacht.«
    »Nicht zu fassen … Was sagt Hansen? Wie erklärt er sich das?«
    »Im Moment gibt es keine Erklärung. Er ist zu einem Kongress in die USA gefahren und kommt in drei Tagen zurück.«
    »Ja, ich erinnere mich, das hat er gesagt. Wir werden weitersehen, wenn er wieder da ist.«
    »Ja, ihr werdet hören, welche Erklärungen er findet, aber genieße jetzt jeden Augenblick, das Leben ist kurz.«
    Rachel bewunderte Christa für ihre Energie, ihren Optimismus, vor allem aber für ihren unerschütterlichen mütterlichen Instinkt. Sie hatte alle Liebe für ihren verschwundenen Sohn auf ihre Schwiegertochter und ihren Enkel übertragen, um den sie sich seit seiner Geburt kümmerte. Trotz des Herzinfarkts, den sie vor vier Jahren erlitten hatte, genoss Christa das Leben, war aktiv und unternahm zahlreiche Reisen mit Freunden. Rachel betrachtete sie liebevoll. Heute schien sie ihr noch energiegeladener als sonst.
    »Nun sag mir mal, was es mit den Gebeten auf sich hat«, fragte sie halb ernsthaft, halb spöttisch.
    Christa machte eine geheimnisvolle Miene. »Man muss auf Gott vertrauen, mein Liebes, das habe ich dir schon immer gesagt. Gott hat uns eine große Prüfung auferlegt, aber er hat uns auch die Kraft gegeben, sie zu meistern. Ich war immer gläubig, ich bete jeden Tag, und wie du siehst, hat es geholfen! Halleluja!«
    Rachel hatte Mühe, ihre Gedanken zu ordnen. Kopfweh und Müdigkeit verlangsamten ihre Denkfähigkeit. »Und das ist alles?«
    Ihre Schwiegermutter legte die Hand auf die beiden Anhänger – einer mit dem

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