Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
Vom Netzwerk:
machst …«
    Helen schweigt und stellt sich das anscheinend plastisch vor. So ganz desinteressiert ist sie nicht.
    »Hört euch doch bloß mal an«, sagt Tam nervös.
    Wir alle unterbrechen unsere Gedanken und sehen sie an.
    »Wir sind Mütter, Herrgott noch mal! Ich finde es wirklich nicht gut, was hier geredet wird. Stellt euch nur vor, unsere Kinder könnten uns hören.«
    »Tam, deine Kinder sind nicht hier, und du kannst jetzt mal für einen Moment aufhören, Mutter zu sein. Du brauchst einen ordentlichen lesbischen Fick«, sagt CJ zu ihr. Wir kreischen vor Lachen. Tam errötet sichtlich.
    »Das hat mich nie interessiert«, sagt sie.
    »Tam will ’ne Lesbe, Tam will ’ne Lesbe«, mokiert sich CJ in spöttischem Singsang.
    »Will ich nicht, wozu auch? Ich finde die Vorstellung eher abstoßend«, gibt Tam zurück. »Und wenn es wirklich so toll ist, warum hast du dann keine Affäre mit einer Frau, wo Männer doch alle Schweine sind?«, fragt Tam CJ und lenkt damit geschickt von sich ab.
    »Ja, warum?«, fragt Helen, die gleich dabei ist.
    »Warum?«, fragen wir alle durcheinander.
    »Mir ist eben noch nicht die Richtige begegnet«, sagt CJ.
    »Und außerdem, seien wir doch mal ehrlich, nichts ist besser als ein schöner, harter Schwanz«, sagt Helen.
    »Wie der hier?«, fragt CJ, greift in ihre Tasche und holt Harvey hervor. Sie stellt ihn auf den Tisch, direkt neben ihr fast leeres Zabaglione-Schälchen. Wir alle haben Harvey bei unserem letzten gemeinsamen Restaurantbesuch kennengelernt. Wir saßen am Tisch, und Tam hatte sich gerade entschuldigt, um kurz zur Toilette zu gehen. Als sie wiederkam, ragte ein gewaltiger, geäderter, hellrosa Plastikdildo aufrecht aus ihrem Teller Pfannengemüse. Ich weiß nicht, wem das peinlicher war, Tam oder der armen Kellnerin, die mit einem Stapel schmutziger Teller auf dem Weg zur Küche an uns vorbeiging. CJ nennt ihn Harvey, weil sie seit Das Piano behauptet, dass kein Mann jemals Harvey Keitels Verführung von Holly Hunter übertreffen wird – ein Standard, der »doch offensichtlich existiert, und sei es nur im Kopf irgendeines Filmemachers«. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass bei diesem Film eine Frau Regie geführt hat, aber sie hat diesen unwesentlichen Einwand beiseitegewischt. »Wenn du Romantik willst, küss eine Frau«, sage ich ihr seither immer.
    Damals in dem Thai-Restaurant kochte Tam vor Verlegenheit und weigerte sich, noch etwas von diesem Teller zu essen, während CJ uns erzählte: »Harvey ist der zuverlässigste und, offen gestanden, befriedigendste Fick, den ich je hatte. Er kommt nie zu früh, er besorgt es mir ordentlich, und er ist leicht sauber zu halten – man kann ihn sogar in die Spülmaschine stecken« (wir kreischen angewidert). Trotzdem wollten wir ihn alle mal anfassen, also ließen wir ihn um den Tisch wandern, begleitet von ordinären Bemerkungen und Vergleichen mit »dem Original«, obwohl Tam behauptete, das sei »unhygienisch«, und wir sähen aus wie ein Haufen Lesben. In einer Tour jammerte sie, man würde uns nie wieder dieses Restaurant betreten lassen. Die meisten von uns genossen dieses flüchtige Gefühl, wie es wohl wäre, wieder Single zu sein – potenzielle Käuferinnen eines schönen, großen Dildos und nicht die permanent erschöpften, sexmüden, monogamen, nicht mehr ganz jungen Weiber, die wir waren.
    Jetzt sagt Tam zu CJ: »Bitte tu das Ding weg.«
    »Harvey ist sehr verletzt, weil du ihn nicht magst«, sagt CJ.
    »Gib ihm einen Kuss zur Versöhnung«, sagt Helen, schnappt sich den Dildo und hält ihn Tam hin.
    »Widerlich!«, sagt Tam. »Das Ding war in … in CJs …«
    »Was?«, fragt CJ.
    »In deiner Vagina«, sagt Tam.
    »Und was hast du gegen CJs Vagina?«, fragt Helen. »Hm?«, fügt sie noch hinzu.
    »Ich habe zufällig eine sehr hübsche Vagina – etwas zu wenig gebraucht und ein bisschen gedehnt nach drei Geburten, aber es ist trotzdem eine nette, ordentliche Vagina«, verkündet CJ.
    Es erscheint mir ungut, vielleicht sogar ein wenig grausam, dass unsere arme Vagina so gegensätzliche Erwartungen erfüllen muss – beim Sex soll sie sich mit festem Druck anschmiegen, bei der Geburt jedoch dehnen wie ein gähnendes Nilpferdbaby. Pauschal betrachtet, ist der Durchmesser eines durchschnittlichen Penis nicht gerade ein Hinweis darauf, dass dieselbe Körperöffnung, in die er am besten hineinpasst, zur Not auch etwas von den Ausmaßen einer großen Lammkeule herausquetschen kann. Wenn sie das jedoch einmal

Weitere Kostenlose Bücher