Weiberabend: Roman (German Edition)
Gynäkologen. Und ja, das waren ihre Worte«, erkläre ich. »Nur eine Frau wäre ehrlich genug, einem die Wahrheit zu sagen.«
»Gott segne sie«, sagt CJ.
»Vermutlich sind ihr Kaiserschnitte lieber als natürliche Geburten«, sagt Liz, ganz Geschäftsfrau. »Ich wette, sie ermuntert alle ihre Patientinnen zum Kaiserschnitt.«
»Du bist so beschissen zynisch«, sage ich zu ihr.
»Realistisch, danke«, erwidert sie.
»Ich könnte nie zu einer weiblichen Frauenärztin gehen«, sagt Tam, die sich praktisch windet vor Verlegenheit, und sich an ihrem Wasserglas festhält.
»Warum nicht?«, frage ich.
»Es käme mir sehr seltsam vor, wenn eine Frau da unten herumstochert.«
»Aber sie benutzen dieselbe Ausrüstung, also kennen sie sich besser damit aus«, sagt Ereka.
Tam zuckt mit den Schultern.
»Du leidest an Vagina-Phobie«, sage ich. Die anderen lachen, nur Tam nicht. Helen kehrt ins Esszimmer zurück mit einer Käseplatte, frischen Feigen und dazwischen verstreuten Stückchen von kandiertem Ingwer, die einfach himmlisch duften.
»Ja, du willst nicht mal Harvey anfassen, weil er in meiner Vagina war«, sagt CJ.
»CJ, ich trinke auf deine wunderbare Vagina«, sage ich, greife nach dem Karamell-Likör und schenke mir nach. Sofort werden mir weitere Gläser entgegengestreckt. Ich fülle alle auf, und wir stoßen an.
»Auf CJs wunderbare Vagina«, sagen wir und kippen unseren Schnaps hinunter.
»Und was ist mit meiner wunderbaren Vagina?«, fragt Ereka.
»Auf die trinken wir auch«, sage ich, und wir stoßen erneut an und trinken auf Erekas.
»Und was ist mit deiner?«, sagt Helen zu mir. »Deine ist schließlich diejenige, der es nicht so gut ging.«
»Ja, wie geht es deiner Vagina?«, fragt Liz.
Sie spielen auf die Biopsie von vor ein paar Monaten an, die notwendig war, weil beim Routine-Abstrich veränderte Zellen der Stufe III an meinem Gebärmutterhals entdeckt worden waren. Ich erschauere jetzt noch, wenn ich daran denke, wie leicht der freundliche Erinnerungsbrief »Ihr nächster Pap-Abstrich ist fällig« monatelang zerknüllt in meiner Handtasche hätte liegen bleiben können, bis ich endlich Zeit gefunden hätte, mich darum zu kümmern. Ich war eigentlich beim Arzt, weil Aarons Vorschule einen Impfnachweis verlangte, und der Pap-Test fiel mir erst ein, als ich schon fast wieder zur Tür hinaus war. Die Gewissenhaftigkeit, mit der ich früher für meine eigene Gesundheit sorgte, wurde von meinen neuen Angehörigen ziemlich verwässert – es ist keine Überraschung, dass junge Mütter am meisten gefährdet sind, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken – sie sind zu sehr mit kleinen Kindern beschäftigt. Wenn wir uns so um andere kümmern, vergessen Mütter wie wir gerne mal, dass wir uns auch um uns selbst kümmern sollten.
»Es geht ihr prächtig. Sie ist wieder ganz die Alte, nach sechs Wochen Ausfluss, den ich euch nur ungern beschreiben würde. Und wo wir gerade dabei sind, habt ihr alle pünktlich euren Pap-Abstrich machen lassen?«, frage ich und blicke streng in die Runde.
Ich sehe drei Köpfe nicken – Fiona, CJ und Tam.
»Was ist mit den übrigen?«
»Ich habe schon einen Termin im nächsten Monat«, sagt Liz.
»Und eine Mammographie?«, frage ich sie.
»Die mache ich nächstes Jahr«, sagt sie.
»Ich lasse einen Abstrich machen, sobald das Baby geboren ist«, sagt Helen.
»Ich geh ja, ich geh ja«, sagt Dooly zu mir. »Das ist nicht gerade mein liebster Grund für einen Arztbesuch«, sagt sie. »Ich finde diesen Abstrich demütigend und unangenehm, und der Name ist abscheulich – was ist überhaupt Pap? Und was wird gestrichen?«
»Also, diese Untersuchung ist nach dem griechischen Arzt Papanicolaou benannt«, erklärt Tam. »Pap ist einfach nur eine Abkürzung für Papanicolaou.«
Wir sind ziemlich beeindruckt. All diese Vorträge und Seminare haben sich doch gelohnt. Aus Tam sprudeln Informationen hervor, die äußerst nützlich bei einer Quizshow wären wie Wer wird Besserwisser?.
»Er hat seine Frau dazu überredet, sie mit einem Spekulum untersuchen zu dürfen, jeden Tag, zwanzig Jahre lang«, fährt sie fort.
»Perverses Schwein«, bemerkt Helen.
»Das ist mal eine interessante Abwechslung beim Vorspiel«, witzelt Liz.
»Ich habe es ihm zu verdanken, dass ich heute noch hier sitze«, sage ich. »Also trinken wir auf Doktor Papanicolaou«, sage ich.
»Und auf unsere wunderbaren Vaginas?«, schlägt Dooly vor.
»Ja, unsere wunderbaren Vaginas sollten wir nicht
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