Weiberabend: Roman (German Edition)
küssenswert. So begehrenswert. Und ich vermisse das.
Ich erzähle den Mädels von Robbie Williams Kuss.
»Du bist ein verdammter Teenager, Jo«, sagt Liz.
»Ich vermisse diesen Teil des Teenager-Seins«, sage ich.
»Warum versuchst du nicht mal, Frank so zu küssen?«, schlägt CJ vor.
»Er würde glauben, dass ich ihn betrüge«, sage ich. Aber insgeheim schwöre ich mir, dass ich ihn eines Abends überraschen werde, wenn ich nicht müde bin, wenn die Kinder schon schlafen und die Bügelwäsche gefaltet und das Geschirr abgespült ist: Dann werde ich ihn küssen. Ich werde ihn küssen, wie Robbie Williams dieses Mädchen geküsst hat.
»Leider ist normalerweise keine Zeit für ein ausgiebiges Vorspiel«, sage ich betrübt. »Ich vermisse diesen langen, gemächlichen, ausgedehnten Sex, den wir früher hatten, als wir noch jung waren … bevor die Kinder kamen.«
Die Mädels nicken verständnisvoll. Das erotische Buffet von gestern ist Vergangenheit, heute gibt es nur noch schnelle Häppchen. Und wie wir das alles vermissen, dieses Hinauszögern, sich Zurückhalten, als man das Bett nur verließ, wenn man dringend pinkeln musste oder um über den Kühlschrank herzufallen, damit man frisch gestärkt wieder von vorn anfangen konnte. Heute ist Sex ein verstohlener, verschwörerischer Akt, der im Dunkeln hinter verschlossenen Türen stattfindet. Mit Zeitfenster. Wenn die Kinder im Bett sind, bevor CSI kommt. Zwischen halb sieben Uhr morgens und dem Tapsen kleiner Füße auf dem Flur. Mit Bleistift im Kalender notiert, neben Schwimmkursen, Schulprojekten und Impfterminen. Aber ein Termin für Sex ist etwas für Männer, die zu Prostituierten gehen, und offen gestanden konnte ich damit nie etwas anfangen. Wenn das Vorspiel aus dem Satz »Wir haben zwanzig Minuten« besteht, verliert meine Libido irgendwie das Interesse und zieht stattdessen geheimnisvolle Andeutungen und freudige Erwartung des Unbekannten vor. Wenn man Kinder hat, ist Sex nur noch eine weitere Aufgabe, die als erledigt abgehakt werden will.
»Ihr seid alle nur missgünstige Biester«, schmollt CJ. »Für euch alle ist der Penis inklusive, und ihr benutzt ihn gar nicht. Nicht mal für einen Quickie. Ein Quickie ist immer noch besser als nichts.«
»Wir nehmen uns schon für mehr Zeit als für einen Quickie«, sagt Ereka. »Aber das hat uns schon einmal ganz schön in Schwierigkeiten gebracht. Kylie kam auf einmal rein, als wir gerade Sex hatten. Sie war damals drei, und plötzlich stand sie in der Tür und hat uns zugeschaut – weiß Gott, wie lange sie da schon stand. Als wir sie bemerkt haben, hatte ich schon einen Orgasmus gehabt, aber Jake war noch dabei. Ich habe ihn nur an den Schultern gepackt und mit meiner Mami-Stimme gesagt: ›Schätzchen, was ist denn, hast du schlecht geträumt?‹ Natürlich hat Jake mitten im Stoß aufgehört, er lag nur noch auf mir, hat den Kopf zu ihr herumgedreht und gelächelt.«
»Und was habt ihr dann getan?«, fragt Helen, die an einem Stück mit Honig kandiertem Ingwer nuckelt.
»Ich bin unter Jake hervorgerutscht, zu ihr gegangen und habe sie wieder ins Bett gebracht. Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
»Ich frage mich, ob sie das eines Tages ihrem Therapeuten erzählen wird«, sagt Liz.
»Zweifellos«, entgegnet Ereka. »Hoffentlich hat es ihr keine Angst gemacht.«
»Ich würde sterben, wenn meine Kinder uns beim Sex erwischen würden«, sagt Dooly. »Ich weiß nicht, wie ich ihnen das erklären sollte. Ihr wisst doch, wie wir uns schon vor dem Gedanken ekeln, dass unsere Eltern Sex haben? Also, ich fände den Gedanken eklig, dass meine Jungs auch nur wissen, dass ich Sex habe.«
»Eines Tages wird der Groschen aber fallen«, sagt CJ. »Wenn ihnen klar wird, wie sie auf die Welt gekommen sind.«
»Luke hat mich danach gefragt, wo die Kinder herkommen, und ich habe ihm das Prinzip erklärt, aber ich glaube, dass er das innerlich noch nicht ganz auf die Reihe bekommen hat – ihr wisst schon, dass ich und sein Vater es miteinander getrieben haben. Ich will nicht, dass meine Jungs in einem sexuellen Kontext an mich denken. Ich bin ihre Mutter«, sagt Dooly.
»Jungen haben auch eine sexuelle Bindung an ihre Mütter«, doziert Tam.
»Ich kenne diesen ganzen Freudschen Kram, und mir wird ganz schlecht davon«, sagt Dooly.
»Cameron drückt gern meine Titten und spielt dabei mit seinem Pimmel«, sagt Helen.
»O Gott, das hätte ich lieber nicht gehört«, sagt Dooly.
»Das ist wirklich mehr,
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