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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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Unterhaltung mit angehört haben.
    »Du konntest ja nicht wissen, wie das ausgehen würde«, sage ich. »Du hast im Angesicht der Ungewissheit das einzig Richtige getan – dir vorgestellt, dass alles gut gehen würde. Man kann nicht leben, wenn man sich ständig auf irgendwelche Katastrophen gefasst macht«, sage ich.
    »Ich weiß, das hört sich seltsam an, aber Olivia zu bekommen, hat mich für andere Katastrophen gewappnet«, sagt Ereka. »Wenn sie zum Beispiel sterben würde, dann weiß ich, dass ich es überleben würde. Ironischerweise hat sie mir die Kraft gegeben, alles zu überstehen, was das Leben mir bringen mag …«
    »Sie zu bekommen, hat dich stärker gemacht?«, frage ich.
    Diese Frage ist zu viel für Liz, sie kann nicht mehr an sich halten. »Niemand wird durch Leid geadelt, Jo. Diese alberne esoterische Theorie über unsere Verletzungen und dass wir uns mit ihnen anfreunden müssen ist masochistischer Quatsch. Wir könnten ganz gut ohne Verletzungen auskommen.«
    Zustimmendes Murmeln ist zu hören – von Helen und Dooly.
    Aber Ereka gibt ihr nicht so leicht recht. »Kann sein«, sagt sie. »Ich meine, was würde ich manchmal dafür geben, nicht zusehen zu müssen, wie sie um die einfachsten Dinge kämpfen muss. Ich schaue zu, wie sie sich bemüht – zu laufen, zu sprechen, ein ganzer Mensch zu werden –, und immer wieder hinfällt, versagt, es nicht schafft. Und ich weiß, dass sie dazu verdammt ist, dieses Muster für den Rest ihres Lebens zu wiederholen, immer wieder. An manchen Tagen kann ich einfach akzeptieren, dass sie ein ganzer Mensch ist, ganz Olivia, ein anderer Mensch als eine Kylie, eine Jamie oder auch eine Ereka. Und manchmal wünsche ich mir nur, sie könnte wie alle anderen sein. Aber das wird sie nie sein. Sie wird immer die sein, die sie ist. Bei Aaron und seinen Verhaltensproblemen, Jo, da weißt du zumindest, dass er irgendwann herauswachsen wird.«
    »Oder auch nicht, je nachdem. Ich bete nur darum, dass er nicht einfach eine größere und beängstigende Version des Menschen wird, der er jetzt ist. Ein kleinkrimineller Schläger. Mitglied in einer Gang. Ein Drogendealer, oder, o Gott, meine größte Angst als Mutter eines Jungen, ein Vergewaltiger …«
    Gedämpftes Schweigen breitet sich über die Gruppe.
    »Mütter von Vergewaltigern und Mördern stehen immer zu ihren Kindern, wisst ihr, jedenfalls hört man das oft in den Nachrichten«, sagt Ereka. Sie hat die Augen geöffnet und sieht mich an.
    »Was würdest du tun, Jo?«, fragt CJ von der anderen Seite des Wohnzimmers aus, wo sie mit einer Zeitschrift sitzt, in der sie aber seit mehreren Minuten nicht weitergeblättert hat.
    »Wenn aus Aaron ein Drogensüchtiger, Vergewaltiger oder Mörder werden würde?« Mich schaudert dabei, das auch nur auszusprechen.
    »Ja«, sagt CJ.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Würdest du ihn im Gefängnis verrotten lassen?«
    »Kann sein«, sage ich. »Ich glaube, ab einem gewissen Punkt haben wir auch das Recht, uns von unseren Kindern abzuwenden.«
    Ich denke an meine Freundin Matty, die häusliche Gewalt überlebt hat, Frauenrechtsaktivistin wurde und mit Tapferkeit und Geduld ihre drei Kinder allein großzog. Sie hat ihr Leben der Aufgabe gewidmet, anderen Frauen zu helfen. Sie hat in einem Krankenhaus in Johannesburg eine Beratungsstelle für Opfer häuslicher Gewalt aufgebaut. Jeden Tag kommen Frauen dorthin, um ihre körperlichen und seelischen Wunden behandeln zu lassen. Nachdem ihr Sohn im Teenageralter monatelang Randale gemacht, getrunken, sich nachts herumgetrieben und (so vermutete sie) Drogen genommen hatte, hat Matty kürzlich all seine Habseligkeiten vor die Haustür gelegt und das Schloss ausgewechselt. Und sie hat zu ihm gesagt: »Mein Sohn, du weißt, dass ich dir mein letztes Hemd geben und hungern würde, damit du zu essen bekommst; aber ich bin nicht bereit, für dich zu sterben. Ich habe zu hart darum gekämpft, noch am Leben zu sein. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand – nicht einmal du – mein Leben zerstört. Ich liebe dich. Aber mich selbst liebe ich noch mehr.«
    »Ich könnte das nicht«, sagt Tam. »Sie sind doch meine Babys.«
    »Wenn sie gegen alles verstoßen, was mir heilig ist und was ich ihnen beigebracht habe, dann verlieren sie das Recht, Anspruch auf mich als ihre Mutter zu erheben«, sage ich.
    »Du bist ein sehr prinzipientreuer Mensch«, sagt Fiona.
    Ich werde ärgerlich, weil ich mich ertappt fühle. »Ja, das kann sein …«
    »Du hast

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