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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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das wohl so etwas wie Fruchtwasser fürs Ego. Liz wird mit ständiger Bestätigung verwöhnt. Sie steht im Mittelpunkt, Leute reden über sie, überlegen sich gut, wie sie sie ansprechen, fürchten ihre Kritik, gieren nach ihrem Lob. Sie hat es nie nötig, sich zu rechtfertigen. Jeder Gedanke, der ihr durch den Kopf treibt, ist möglicherweise Gold wert.
    Dooly hingegen plappert ein wenig zögerlich, als erwarte sie Widerspruch oder rechne mit Ablehnung. Ihre Ideen hält sie meist verborgen, aber wenn sie uns eine davon mitteilt, ist sie meist tiefgründig und durchdacht, wie ein zusammengerolltes Meisterwerk, an dem sie seit Jahren still gearbeitet hat. Es ist beinahe so, als fürchte sie sich davor, allzu viel von ihren inneren Kostbarkeiten zu zeigen, weil sie geplündert und gestohlen werden könnten. Nach allem, was sie durchgemacht hat, kann ich das verstehen. Als wir vor zwei Monaten das letzte Mal ausgiebig miteinander telefoniert haben, hat sie mir gestanden: »Wenn ich mich nicht um die Kinder kümmern müsste … Am liebsten würde ich einfach verschwinden … Ich weiß, dass Max mich braucht, aber er käme schon zurecht. Nur kann man nicht einfach weglaufen und sich verstecken, wenn man Kinder hat, oder?«
    »Du meinst, du würdest dich gern von Max scheiden lassen?«, fragte ich.
    Sie brachte es nicht über sich, das auszusprechen. »So etwas in der Art«, seufzte sie.
    »Ist es nicht besser für Kinder, zwei glückliche Zuhause zu haben als ein unglückliches?«, fragte ich.
    »Nein. Zumindest kann ich so tun, als sei ich glücklich, aber wir alle können nicht so tun, als seien wir eine Familie, wenn wir getrennt leben«, sagte sie. »Ich bleibe wegen der Kinder bei Max. Zumindest vorerst.«
    Eine glückliche Ehe – was ist das eigentlich? Wir verlieben uns in jemanden, wenn wir nur ganz oberflächlich wissen, wer derjenige ist – und wer wir selbst sind. Sechs Jahre später hast du zwei Kinder und eine Angewohnheit, die du deinen Ehemann nennst. Ich weiß, dass Ereka und Jake etwas anderes verbindet als den Rest von uns, Liebe vielleicht. Ich glaube, Helen und Fiona sind zufrieden. Bei Liz bin ich nicht sicher – Carl gehört zu der produktiven Maschinerie, die in ihrem Leben arbeitet. Und ihr Leben ist die Arbeit. Und wir alle wissen, dass auch Tam nur um der Kinder willen bei Kevin bleibt. Er ist ein großartiger Brötchenverdiener. Und sie hat große Pläne für ihre Jungs.
    Von meinem Platz am Esstisch aus höre ich Tam im Wohnzimmer einen ihrer Monologe über Gehirntumore anstimmen. CJ muss sie nach den neuesten Erkenntnissen der Migräneforschung gefragt haben. Helens Ansicht nach sind sowohl CJ als auch ich »quengelige Hypochonder«. Ich vielleicht – Hypochonderin, meine ich, nicht quengelig. Aber zumindest habe ich eine Verbündete. CJ und mir graut einstimmig vor dem großen K. Das ist eine so lähmende und verzehrende Phobie, dass wir beide sehr regelmäßig zu allen möglichen Ärzten rennen, um uns beruhigen zu lassen, dass das Nasenbluten, der kleine Hubbel am Oberarm, die unregelmäßige Verdauung oder die Bauchkrämpfe nicht »Es« bedeuten: Die Grauenhafte Krankheit, Die Uns Aus Dem Leben Reißen Und Unsere Kinder Mutterlos Zurücklassen Wird. Ich weiß, was CJ insgeheim befürchtet – dass ihre Migräne ein Symptom für einen Hirntumor sein könnte, und dass sie noch vor ihrem dreiundvierzigsten Geburtstag sterben muss. Ich eile an ihre Seite, den Teller fest umklammert.
    »Müssen wir wirklich über Hirntumore sprechen?«, werfe ich ein. »Wo wir doch so viel anderes zu diskutieren haben, zum Beispiel die Garnelen, das Sushi, den Lachsdip?«
    »Dich wird das sicher auch interessieren, Jo«, sagt Tam.
    »Ich bezweifle nicht, dass es mir schlaflose Nächte bereiten wird«, sage ich, will jetzt aber trotzdem hören, was sie über Hirntumore weiß. Ich bin unersättlich neugierig und im gleichen Maße paranoid, ein Angst-Junkie, der keinem angebotenen Schuss widerstehen kann.
    »Man konnte drei Faktoren bestimmen, bei denen wissenschaftlich bewiesen ist, dass sie Hirntumore verursachen«, fährt Tam fort. »Erstens, Mobiltelefone.« Ich schreibe innerlich eine Notiz an mich selbst: »Dringend Freisprechanlage besorgen.«
    »Ich war immer schon der Meinung, dass die Dinger krebserregend sein müssen«, sagt CJ, deren rechte Hand sich nun in Fionas therapeutischen Klauen befindet. »Und ich hänge praktisch ständig am Handy – bestimmt hat es bei mir schon viel Schaden

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