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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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Gemüsehändler bekommt. Die, die man kochen muss, genau richtig und lange, aber ja nicht zu heftig (Artischocken verzeihen keine mangelnde Aufmerksamkeit für Details). Die, die man nur genießen kann, wenn man sich die Mühe eines Dressings macht, in das unbedingt Knoblauch, ein Schuss Balsamico-Essig, Olivenöl und vielleicht ein wenig gehacktes Basilikum oder Koriander hineingehören, oder sogar ein, zwei Anchovis, wenn einem gerade danach ist.
    Artischocken lassen sich nicht drängeln. Man muss Geduld haben in dem Begehren, an ihre zarten Herzen zu kommen. Auf eine Artischocke geht man keinesfalls spontan, ungeschickt oder zögerlich zu – man muss einen festen Plan haben. Jedes Blatt einer Artischocke kann man genießen, bis das Herz enthüllt ist. Da liegt es, geschützt von einem Ring stacheliger Härchen, den man vorsichtig abschaben muss, bis nur noch das köstliche kleine Häppchen Fleisch daliegt, das jungfräuliche Artischockenherz.
    Du hast inzwischen vermutlich erraten, dass ich meine Artischocken normalerweise allein esse. Frank besitzt nicht die innere Stärke, sich auf dieses kapriziöse, überempfindliche Gemüse einzulassen. »Zu viel Arbeit«, sagt er wegwerfend. »Iss du sie ruhig selber.« O ja, wenn ich sämtliche Blätter für ihn esse, das Herz herauspule und in eine exquisite Sauce tunke, wird er den Mund aufmachen und es essen. Jetzt mal ehrlich, welcher Mann würde nein zu einem Artischocken-Quickie sagen? Aber er hat es sich nicht verdient, und er glaubt, nur weil er mit einer Artischocken-Fanatikerin verheiratet ist, könnte er Artischockenherzen essen, wann immer er will. Männer können ja so grob sein. Um eine Artischocke wahrhaft würdigen zu können, muss man sich schon die ganze Arbeit machen.
    Artischocken sind etwas Magisches, und jede Anstrengung wert, wenn man sich zurückhalten und auf den Genuss ein wenig warten kann. Sie enthalten einen Stoff, der einen süßlichen Hauch im Mund hinterlässt und den Geschmack von allem verstärkt, was man danach isst. Ist das nicht ungeheuer großzügig? Ich liebe Artischocken aus jedem nur erdenklichen Grund, nicht zuletzt deshalb, weil ich sie, in Olivenöl gebraten, in einem Straßencafé in Rom gegessen habe, als ich Anfang zwanzig war und die Welt vor Möglichkeiten wimmelte (von niedlichen Italienern ganz zu schweigen), und ich dachte, ich hätte das Paradies geschmeckt. Artischocken sind göttlich. Und heute Abend habe ich sie mit einer Sauce aus Zitronenschale, Rosmarin-Sesam-Öl, Kapern, Petersilie, Knoblauch und Reisweinessig zubereitet.
    Ich habe sie auf einer Platte arrangiert wie Blumen, dazwischen Zitronenschnitze, und in der Mitte eine Glasschüssel mit dem Dressing. Also trete ich nun mit Artischocken an den Tisch, als Symbol der Versöhnung. Ich gehe zuerst zu Helen. »Oh, davon will ich welche«, japst sie. Sie verzeiht mir sofort, denn ich überziehe ihre Artischocken übertrieben großzügig mit Dressing. Ich grinse erleichtert, und sie macht sich über die äußeren Blätter her, als hätte sie das ganze Jahr lang nichts gegessen. Die Mädels haben sich alle um Fiona gedrängt (Dooly trägt diesen orangeroten Schal jetzt wie eine Schärpe um die Hüfte) und betrachten Fotos von Kirsty in ihrem formellen, schwarz-roten Kleid, das sie etwa sechs täuschende Jahre älter aussehen lässt und leicht zu der irrigen Annahme führen könnte, sie sei für männliche Verführer zum Abschuss freigegeben. Ich erschauere. Jamie ist nur … schluck … neun Jahre von diesem Tag entfernt, allerhöchstens.
    »Wie isst man die?«, fragt Dooly, die aufgeblickt hat und an ihrem kleinen goldenen Ohrring herumspielt.
    »Man löst die Blätter einzeln ab und tunkt sie in die Sauce«, sage ich. »Und dann zieht man mit den Schneidezähnen vorsichtig den weichen Teil vom Blatt.«
    Dooly verzieht das Gesicht. »Zu viel Arbeit.«
    »Ich versichere dir, das sind sie wert.«
    »Das sind sie ganz sicher nicht«, sagt Liz. »Artischocken werden allgemein überschätzt«, ergänzt sie und reicht die Fotos weiter.
    Ich greife mir an die Brust. »Vergib ihr«, stöhne ich, »sie ist wirklich ein netter Mensch, wenn man sie erst besser kennenlernt …«
    »Das habe ich gehört«, sagt sie. Und dann zu Fiona: »Sie sieht so erwachsen aus.«
    »Ich weiß, es ist beängstigend«, erwidert Fiona. »Ben konnte sie so gar nicht ansehen.«
    »Liz, sei mal ehrlich: Hast du überhaupt schon mal eine Artischocke gegessen?«, frage ich.
    »Ja … ein- oder

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