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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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zweimal«, sagt sie und lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück. »Das ist nur Gefummel und Sauerei. Die aus dem Glas mag ich ganz gern.«
    »Sie hatte die Diamantohrringe und den Anhänger an, die ich bei meiner Hochzeit mit Ben getragen habe«, erklärt Fiona. »Ihre Mutter war gar nicht glücklich darüber – sie wollte, dass Kirsty Perlen trägt, aber Kirstys Informationen zufolge sind ›Perlen total out‹ …«
    »Teenager!« Liz schnalzt mit der Zunge. »Wir sollten ihnen gleich die Weltherrschaft übertragen – anscheinend wissen sie ja alles besser.«
    Ich schließe die Augen und seufze. Solidarisch lege ich Helen eine Hand auf die Schulter.
    »Versuch nicht vom Thema abzulenken, Liz. Du bist Anti-Artischockistin, gib es zu«, fordere ich.
    »Ich gestehe«, sagt sie milde lächelnd.
    »Du tust uns sehr leid«, sage ich, »denn du verpasst den köstlichsten Geschmack der Welt.«
    »Ja, Artischocken gehören zu meinen liebsten Dingen im Leben«, sagt Helen, saugt an einem Blatt und winkt dann damit Liz zu.
    Liz kichert und amüsiert sich über unsere Ernsthaftigkeit.
    »Ich wüsste nicht, welches Nahrungsmittel es auf meine Liste der liebsten Dinge schaffen sollte«, sagt Liz. »Ein Wochenende im Wellness-Hotel; zwei Dutzend Rosen; vier Wochen in der Toskana … so etwas gehört für mich zu den liebsten Dingen.«
    »Macht die Fotos nicht schmutzig«, sagt Fiona hastig, und ihr Anflug von Panik verrät, wie verhasst ihr Schmutz und Unordnung sind. »Ben hat sie noch nicht gesehen …« Ereka schiebt die Fotos zu Fiona zurück, bevor sie nach einer Artischocke greift.
    »Aber was ist mit gebratener Ente mit Ananas, oder Mousse au chocolat mit Karamellsauce?«, fragt Ereka. »Du meine Güte, ich bin an einem Punkt im Leben angelangt, wo alles, was ich mir in den Mund schieben kann, zu meinen liebsten Dingen gehört«, fügt sie hinzu.
    Ich nicke energisch. Nachdem ich als Kind The Sound of Music gesehen hatte, begann ich eine Liste mit meinen liebsten Dingen auf der Welt zu führen – das fühlte sich an wie ein Schatz, den ich ab und an wieder hervorholen konnte, wie einen magischen Goldklumpen. Diese Liste war mein Balsam gegen die sporadische Verzweiflung, dass es nichts Schönes mehr gab, das mich bewegen konnte.
    Ich begann meine erste Liste mit dem Titel »Jungen, die ich heiraten will«, als ich sechs war. Norman Formans Name stand ganz oben drauf (ich fand es toll, wie sich dieser Name reimte). Er war eine der beiden Elfen in unserer Schulaufführung von »Die Elfen und der Schuhmacher«. Ich fand sein Lispeln zauberhaft. Ich war fasziniert von seinen Beinen in dieser grünen Strumpfhose, und seiner leicht heiseren Stimme, die sang: »Bei Nacht, bei Nacht, wir näh’n im Kerzenschein, ein jeder Streich macht ihn reich, ach, wie ist das fein!« Jedes Jahr wurden diesem Katalog neue Namen hinzugefügt und alte gestrichen. Ich bin sicher, dass diese Liste bei einem wirklich gründlichen Frühjahrsputz irgendwo unter den Schätzen aus meiner Kindheit auftauchen würde.
    Dann kam »Jungen, die ich geküsst habe«, etwas ausführlicher mit Namen und Ort. »Schön« (ankreuzen oder durchstreichen). »Okay« (ankreuzen oder durchstreichen). »Eklig« (ankreuzen oder durchstreichen). Später kam noch eine Spalte mit einem Kreuzchen für »Zunge« hinzu. In meinen Teenagerjahren führte ich eine Liste mit dick machenden Nahrungsmitteln und jenen, die ich essen konnte, ohne mir Gedanken darüber zu machen, wie sie sich auf das Aussehen meiner Beine in kurzen Turnhosen auswirken würden. Als Nächstes kam meine »Jungen, denen ich einen geblasen habe«-Liste, angeregt von meiner besten Freundin Meredith, die eine solche Liste schon jahrelang führte, ehe ich damit anfing, und die nie begriff, warum sie als Schulschlampe verschrien war.
    Als Jamie zur Welt kam, begann ich die »Meilensteine«-Liste: Jamie lächelt (7 Wochen); Jamie steckt sich die Hand in den Mund (10 Wochen); Jamie versucht, sich auf die Seite zu drehen (13 Wochen); Jamie isst –––––- so viel Banane (13 Wochen und 2 Tage); Jamie lacht laut (4 Monate); Jamie sagt »Mamamamababababa« (7 Monate).
    Helen ist auch eine Listenschreiberin, aber ihre sind »To do«-Listen und führen sämtliche alltäglichen Aufgaben auf, die erledigt werden müssen, und diktieren ihr sogar, bis wann. Ich finde solche Listen abstoßend und entmutigend. Ich mag lieber historische Listen von all den Dingen, die ich getan und bereits abgeschlossen habe. Meine Listen

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