Weiberabend: Roman (German Edition)
Faltblätter über Vasektomie, Genitalherpes und Gewichtskontrolle während der Schwangerschaft, die neben seinem Bett gestapelt sind.«, sagt Tam. »Neulich war er bei einem Freund zu Besuch, und als die Mutter ihn wieder nach Hause brachte und ich fragte, wie er denn gewesen sei, sagte sie: ›Kein Problem. Wissen Sie eigentlich, dass er schon ›sexuell übertragbare Krankheiten‘ buchstabieren kann?‹« Tam kichert über ihre eigene Geschichte.
»Was hast du gesagt?«, fragt Helen.
»Ich hätte ihr gern erzählt, dass er auch schon ›Klaustrophobie‹, ›desorientiert‹ und ›Surrogat‹ buchstabieren kann. Aber ich habe es dann doch gelassen.«
»Dein Sechsjähriger hat einen besseren Wortschatz als ich«, bemerkt Dooly lachend.
»Ich hasse Reisen mit Kindern«, sagt Helen. »Ich werde nie wieder eine Flugreise machen, bis die Kinder viel älter sind.«
Außer man findet Gefallen daran, dass einem die kleinen Sitznachbarn im Verlauf von zwölf Stunden mehrmals das Essen in den Schoß fallen lassen, kreischen, weil sie Hunger haben, kreischen, weil sie nicht an den Essenswagen vorbei zur Toilette können, kreischen, weil … na ja, einfach so, weil sie es können. Da stimme ich Helen zu.
»Als ich das letzte Mal mit den Kindern ins Ausland geflogen bin«, erzähle ich, »und wir durch die Passkontrolle mussten, hat Aaron sich einfach auf den Boden geworfen und angefangen zu heulen. Ich hatte drei Reisetaschen von den Schultern hängen, drei Pässe und Zollformulare in der Hand, und als ich mich gebückt habe, um ihn zu beruhigen, sind die Taschen heruntergeknallt und die Dokumente haben sich über den Fußboden verteilt.«
»Na, wunderbar!«, sagt Fiona lachend. »Das war sicher nicht lustig.«
»Ja, und nicht einer von den Hunderten von Menschen, die da mit uns angestanden sind, war bereit, seinen Platz in der Schlange zu riskieren und mir beim Aufsammeln zu helfen. Die haben mich alle nur missbilligend angestarrt.«
»Warum hätten sie dir helfen sollen?«, fragt Liz. »Sie waren so vernünftig, ihre Kinder zu Hause zu lassen. Deshalb reise ich nie mit Kindern«, fährt sie fort.
»Manchmal geht es eben nicht anders«, sage ich.
»Ich habe einmal ein ganzes Flugzeug aufgehalten, weil der Kapitän mir nicht erlauben wollte, meinen Kinderwagen mit an Bord zu nehmen – der sollte in den Frachtraum –, weil sie mit Turbulenzen rechnen mussten und es zu gefährlich wäre, wenn ein Kinderwagen in der Kabine herumschießt«, erzählt Ereka.
»Und, was ist dann passiert?«, fragt Dooly.
»Ich habe mich geweigert, in das Flugzeug zu steigen. Ich habe gesagt, ich würde warten, bis die Turbulenzen vorbei sind, und einen späteren Flug nehmen. Ich konnte Olivia einfach nicht tragen, ich hatte einen Bandscheibenvorfall. Also mussten sie den Start aufschieben, um mein Gepäck herauszusuchen.«
»Ich verfluche solche Leute immer. Wegen denen habe ich dann Verspätung«, sagt Liz.
»Und was haben sie gemacht?«, fragt Tam.
»Der Pilot wurde aus dem Cockpit gerufen und konnte mich schließlich mit zusammengebissenen Zähnen überzeugen, doch noch einzusteigen.«
»Und dein Kinderwagen?«, fragt Dooly.
»Durfte doch in die Kabine. Und ich bekam ein Upgrade für die Business Class, und meine mir persönlich zugeteilte Stewardess hat mir ein Beruhigungsmittel verabreicht. Die Leute unterschätzen eben die Willensstärke einer Mutter, deren Kinderwagen im Frachtraum verschwinden soll«, beendet Ereka ihre Geschichte.
»Die geistige Gesundheit einer Mutter hängt oft von solchen kleinen Zugeständnissen ab, findet ihr nicht?«, bemerkt Dooly seufzend. »Es sind die Kleinigkeiten, die uns irgendwann den Rest geben …«
Ich sehe Helen an. Sie steckt bis zu den Ellbogen in Artischockenblättern und hat ein Tröpfchen Dressing an der Nase. Ich beuge mich vor und wische es mit einer Serviette ab.
»Danke«, sagt sie, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. Mir fällt auf, dass sie drei kleine Artischockenherzen am Tellerrand aufgereiht hat – um sie zu essen, wenn sie mit der harten Arbeit fertig ist, die Blätter abzuschaben.
»Es freut mich, dass dir die Artischocken schmecken«, sage ich dankbar zu ihr.
»Die gehören zu meinen Lieblingsgerichten«, sagt sie fröhlich.
»Da wir gerade von Lieblingen sprechen, wie geht es Cameron?«, frage ich sie.
Sie sieht mich mit großen Augen an.
»Was denn?«, frage ich.
»Nenn ihn nicht meinen Liebling«, sagt sie zu mir und gibt mir einen Klaps auf den Arm.
»Na
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