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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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Kind niemals allein vor einer Suppenschüssel sitzen, denn – wusstest du das etwa nicht? – ein Kind kann in einem Teelöffel Flüssigkeit ertrinken. Durch die Straßen unseres Geistes schiebt sich ein ganzer Karneval schrecklicher »Könntes«, und wir sagen sehr oft nein, weil uns diese Parade unglaublich anstrengt. »Das Problem mit Erwachsenen«, hat Jamie einmal zu mir gesagt, »ist dass sie immer nein sagen.« Ich musste zugeben, dass »nein« vermutlich das am meisten überstrapazierte Wort in meinem mütterlichen Vokabular ist; aber wie hätte ich ihr erklären können, dass sie »eine Welt der Liebe in jedem Nein« sehen sollte?
    »Aber nehmt zum Beispiel jemanden wie meine Schwester«, sagt Liz, »die seit neun Jahren versucht, schwanger zu werden, aber es geht einfach nicht. Sie würde dafür sterben, Kinder zu bekommen … und sie ist sehr kinderfreundlich. Vermutlich kinderlieber als ich.«
    »Dale?«, fragt Dooly.
    Liz nickt.
    »Sie ist eine Ausnahme«, sagt CJ. Und dann, mit freundlicherer Stimme: »Wie geht es ihr denn?«
    »Die Ärzte haben ihnen gesagt, sie sollten es endlich aufgeben, nachdem sie ich weiß nicht wie viele zigtausend Dollar für künstliche Befruchtungen ausgegeben haben«, sagt Liz nüchtern.
    »Die Ärmste«, sagt Tam. Einen Augenblick lang halten wir alle inne. Wir halten inne, um uns das Unvorstellbare vorzustellen – wie es wäre, nie als Kriegerinnen der Hexenstunde initiiert worden zu sein.
    »Das waren die zwei schwersten Anrufe meines Lebens, als ich meiner Schwester erzählen musste, dass ich schwanger bin, erst mit Chloe und dann mit Brandon. Und es war besonders schwer, weil ich diejenige von uns beiden war, der es im Grunde egal war, ob sie Kinder bekommt oder nicht, während sie immer schon so mütterlich war und sich Kinder gewünscht hat«, fährt Liz fort.
    »Ist das nicht eine grausame Ironie?«, bemerke ich.
    »Das gehört zu den traurigsten Dingen, die ich je miterleben musste – der Schmerz meiner Schwester darüber, dass sie keine Kinder haben kann«, sagt Liz, und das Mitgefühl steht ihr eigenartig gut.
    »Warum adoptieren sie keine?«, frage ich.
    »Das wollen sie nicht«, sagt Liz.
    »Warum nicht?«, frage ich.
    »Sie wollen eigene, leibliche Kinder, nicht irgendwelche«, sagt Liz.
    »Aber sicher wollen sie doch auch deshalb Kinder, um ein Kind lieben zu können. Ist es denn da so wichtig, welche Gene es in sich trägt oder wie es aussieht? Ich meine, wenn wir schwanger sind, wissen wir auch nicht, wie unsere Kinder aussehen oder zu was für Menschen sie sich entwickeln werden. Aber wir lieben sie trotzdem, ganz egal, was aus ihnen wird«, sage ich.
    »Die Leute wollen aber ihre eigenen Kinder haben«, wiederholt Liz, als sei ich eine neue Angestellte in ihrer Firma, die erst noch lernen muss, nicht an Liz’ Worten zu zweifeln.
    »Aber ›unsere‹ Kinder gehören uns sowieso nicht«, sagt Fiona. »Haben wir sie nicht nur für eine Weile zur Miete?«
    »Sie sind Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst«, sage ich.
    »Was?«, fragt Helen.
    »Khalil Gibran, Der Prophet. ›Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie bei euch sind, gehören sie euch nicht …‹«, zitiere ich weiter.
    »Ja, sie kommen durch euch«, hebt Liz hervor. »Durch euch ist der entscheidende Teil, es heißt nicht ›durch eine Adoptionsvermittlung‹.«
    »Warum spendest du ihr nicht ein paar Eizellen?«, schlägt Helen vor.
    »Das Problem liegt nicht bei ihr, sondern bei Frederik – zu geringe Spermienzahl«, sagt Liz. »Deshalb war das nie im Gespräch.«
    »Ich glaube, ich könnte meiner Schwester eine Eizelle spenden, aber nicht einer Fremden«, sage ich.
    »Ich könnte das nicht«, sagt Fiona.
    »Die Ärmste. Was sie alles verpasst, wenn sie nie Kinder bekommt …«, sagt Tam mitleidig.
    »Stellt euch vor, nie im Leben gestillt zu haben …« sagt Helen.
    »Na ja …« Ereka seufzt. »Ich für meinen Teil bin damit fertig. Das reicht jetzt«, sagt Ereka. »Mir reicht es wirklich.«
    »Ja, du solltest damit aufhören«, sagt Liz. »Kylie kommt bald in die Schule, nicht wahr?« Meine Augen werden groß und rund wie Untertassen. Keine von uns hat es je gewagt, Ereka laut zu kritisieren. Liz muss betrunken sein.
    »Meinst du?«, fragt Ereka. »Ich weiß, das Stillen hat sich jetzt länger hingezogen, als ich vorhatte, aber mir war nicht bewusst, dass du eine Meinung dazu hast«, sagt sie ein wenig pikiert.
    »Also, du brauchst ja nicht

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