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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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meinetwegen damit aufzuhören«, sagt Liz.
    »Das werde ich auch nicht«, sagt Ereka, der man nun anmerkt, dass sie verletzt ist.
    »Wir müssten alle mit dem Essen aufhören, wenn wir uns nach dir richten wollten, Liz«, sage ich, um Ereka zu Hilfe zu kommen.
    »Ich wollte ja niemanden verurteilen«, rudert Liz zurück. So intelligent sie auch ist, ihre Sensibilität hat manchmal Mühe, sich Gehör zu verschaffen. Der Sieg, immer recht zu haben, wirkt ziemlich hohl verglichen mit der Zurückhaltung mitfühlenden Schweigens.
    »Ich bewundere dich dafür, dass du das überhaupt so lange gemacht hast«, sagt Fiona zu Ereka. »Ich habe überhaupt nicht gestillt.«
    »Echt?«, fragt Helen ungläubig. »Warum nicht?«
    Fiona druckst ein bisschen herum und sagt dann: »Ich hatte keine Milch. Ich war einfach trocken.«
    »Das ist ein Mythos, wisst ihr?«, zwitschert Tam. »Anscheinend ist das eine rein hormonelle und emotionale Angelegenheit – man muss auf ausreichend Ruhe und Flüssigkeitszufuhr achten. Jede Mutter produziert genug Milch, um ihr Kind zu stillen.«
    »Tja, dann war ich wohl die Ausnahme, die die Regel bestätigt«, sagt Fiona mit eisigem Lächeln. Dann entschuldigt sie sich, weil sie zur Toilette will. Sie tapst hinaus. Schweigen folgt ihr.
    »Habe ich was Falsches gesagt?«, fragt Tam im Flüsterton.
    »Nein, ach was«, sagt Helen. »Sei nicht so überempfindlich. Sie muss mal pinkeln, weiter nichts. Diese Daiquiris wollen ja irgendwann wieder raus.«
    Tam wirft mir einen Blick zu, um meine Reaktion abzuschätzen. Ich weiß nicht, was genau sie gesagt hat, das die Stimmung irgendwie völlig verändert hat, aber ich habe es auch gespürt. Es liegt eine Schärfe in der Luft, die vorher nicht da war.
    »Ich wollte nicht wie eine dieser Stillfanatikerinnen klingen«, sagt Tam.
    »Aber Muttermilch ist wirklich das Beste für ein Kind«, sagt Ereka. »Das wissen wir alle. Aber es ist doch keine große Sache – manche Frauen haben mit dem Stillen zu kämpfen, und bei anderen geht es ganz leicht.«
    »Ich musste kämpfen«, sagt Dooly. »Ich meine, ich habe es durchgestanden, aber ich hatte es wirklich schwer.«
    »Ja, aber manchen von uns gefällt die Vorstellung nicht, jemanden zu säugen«, sagt Liz. »Und es geht mir tierisch auf die Nerven, dass manche stillenden Mütter einen mit hochgezogenen Augenbrauen anstarren, wenn man die Fertigmilch auspackt und das Fläschchen schüttelt. Manche von uns können eben nicht stillen«, sagt sie mit Blick auf die Tür, durch die Fiona gerade verschwunden ist, »und andere wollen nicht. Ich hatte nicht die geringste Lust dazu, das hat mich überhaupt nicht gereizt.«
    »Du hast es nicht einmal versucht?«, frage ich.
    »Nein«, sagt sie und zuckt mit den Schultern. »Ich fand die Vorstellung ekelhaft. Also, ich war ein paar Wochen nach Chloes Geburt geschäftlich in New York, und meine Brüste waren so voll, dass ich mich in eine öffentliche Toilette stellen und sie abpumpen musste, und da kam eine dicke schwarze Frau auf mich zu und sagte: ›He, schütten Sie das etwa weg?‹ Sie war total empört und meinte: ›Sie wissen doch, dass es an der Ecke Einundfünfzigste und Siebenundsiebzigste eine Muttermilch-Bank gibt?‹ Ich habe zu ihr gesagt: ›Ich habe keine Zeit, meine Milch abzuliefern, ich habe einen geschäftlichen Termin.‹ Sie hat mich beinahe angespuckt!«
    »Viele Leute regen sich über Mütter auf, die nicht stillen, obwohl sie es könnten«, sagt Ereka.
    »Als ob das letzten Endes einen Unterschied machen würde«, sagt Liz müde, als müssten wir doch endlich verstehen, was sie meint. »Wer sind wir schon, dass wir die Entscheidungen anderer Mütter kritisieren? Keine von uns weiß, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht«, sagt sie. »Ich habe nicht gestillt, und meine Kinder sind vollkommen gesund und glücklich«, fährt sie fort. »Meine Brüste sind für mich ein Teil meiner sexuellen Identität, und dabei soll es auch bleiben. Das sind meine Brüste, also sollte ich auch entscheiden dürfen, was ich damit mache. Diese ganze Still-Propaganda ist bloß ein weiterer Versuch, Frauen Schuldgefühle einzureden, damit sie das Recht an ihrem eigenen Körper aufgeben. Das ist dasselbe wie bei der Abtreibungsdebatte.«
    »Ein Kind abzutreiben und dein Baby nicht zu stillen – was soll da dasselbe sein?«, fragt Tam, immer noch verlegen wegen Fionas Abgang, für den sie sich verantwortlich fühlt.
    »Es geht darum, dass andere Leute mir sagen

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