Weiberabend: Roman (German Edition)
immerhin bin ich mein eigener Chef.«
»Die meisten Arbeitsplätze sind eben nicht mütterfreundlich«, sagt Liz. »So sind sie auch nicht gedacht. Wenn sie es wären, würden die Unternehmen nur Verluste machen. Nein, danke«, sagt sie und wehrt das Gläschen mit der Hand ab.
»Ach, komm schon. Nur mal probieren«, bettele ich.
»Welchen Teil von nein hast du nicht verstanden?«, fragt sie mich, leichthin, aber die Spitze trifft trotzdem. Das ist einer der Sätze, den wir in der Anti-Vergewaltigungs-Aufklärung verwenden. Aber es geht doch nur um einen Karamell-Likör, Herrgott noch mal.
»Das ist ein bisschen hart«, sagt Ereka zu Liz. »Du bist doch selbst Mutter, wie kannst du es da rechtfertigen, dass Arbeitgeber Müttern nicht entgegenkommen? Das ist der Grund, weshalb jede berufstätige Mutter, die ich kenne, so zwischen Arbeit und Familie zerrissen wird.«
Ich nicke energisch. Dooly und Tam ebenfalls.
Liz lacht. »Also, falls jemand von euch diese feministische Propaganda geglaubt hat, dass Frauen alles haben können und haben sollten – Familie, Karriere, Sexleben –, schaut euch doch mal die Realität an. Wie viele von euch sind mit ihrer Leistung als Mütter zufrieden und finden Erfüllung im Beruf?«
Fiona hebt vorsichtig die Hand.
»Tja, du bist ja auch selbständig«, sagt Liz.
»Ich fühle mich trotzdem wie zerrissen …«, sagt Fiona.
»Was willst du damit sagen?«, frage ich Liz. »Soll das heißen, du findest es völlig in Ordnung, dass Arbeitgeber sich einen Dreck um Mütter scheren?«
»Als Chefin begreife ich einfach die finanzielle Tatsache, dass man sich unzuverlässige Arbeitskräfte nicht leisten kann, deren Einsatz davon abhängt, ob der kleine Jonny verschnupft ist, die kleine Suzie sich den Knöchel verrenkt hat oder die Mutter der kleinen Patsy einen Schulausflug begleiten möchte. So kann keine Firma funktionieren.«
»Du bist eine Anti-Feministin«, werfe ich ihr vor. »Warum stellst du dich nicht für die Regierung zur Wahl? John Howard fände es bestimmt ganz toll, wenn du solchen Blödsinn über familiäre Werte verkündest.«
»Ich stelle nur Tatsachen fest«, sagt sie.
»Aber das ist nicht fair«, sagt Dooly.
»Du hörst dich an wie eines meiner Kinder, wenn ich ihnen sage, sie müssten jetzt ins Bett. Nein, es ist nicht fair, aber so ist es nun mal.«
Die Körpersprache im Raum hat sich kaum merklich verändert. Liz hat ein Bein übergeschlagen und die Arme verschränkt. Einige von uns haben sich von Liz’ konservativen Äußerungen körperlich leicht abgewandt.
»Wie kannst du eine solche Ungerechtigkeit auch noch verteidigen?«, meldet sich CJ zu Wort.
»Weil ich zuallererst Arbeitgeberin bin und diese Welt nun mal von Männern regiert wird. Wenn man in einer Männerdomäne erfolgreich sein will, darf man sich von Schwangerschaft oder Kindern nicht bremsen lassen. Besorgt euch auch eine Lily«, schlägt Liz vor. »Ich musste nie wegen eines kranken Kindes zu Hause bleiben oder einen Termin absagen.«
Fiona lacht verlegen. »Sie war schon immer konservativ – seit ich sie kenne«, sagt sie über Liz. »In der Schule wollte sie unseren Sportlehrer davon überzeugen, dass es beim Sportfest keine getrennten Läufe für Jungen und Mädchen geben sollte, sondern dass wir alle gegeneinander laufen sollten.«
»Ich glaube heute noch, dass wir diese Weicheier vernichtend geschlagen hätten«, sagt Liz. Trotz Fionas Jugenderinnerung gähnt eine unausgesprochene Kluft zwischen uns – die Kluft zwischen den finanziell Abgesicherten und den finanziell Ungesicherten, und das, obwohl man uns alle als »Mittelschicht« bezeichnen würde. Untrügliche Aussage des wirtschaftlichen Erfolgs: »Besorgt euch eine Lily.« Das ist die selbstgerechte Bequemlichkeit jener, die sich nie darum sorgen müssen, ob am Ende des Monats noch Geld übrig ist. Ich werfe Dooly einen Blick zu. Sie lächelt mich an. Wir sind vereint in unserer stillen Verachtung. Ich habe ähnlich undurchdachte, höhnische Bemerkungen schon oft genug von Männern hören müssen. Aber aus dem Mund einer Frau wirken sie noch hässlicher.
»Aber ich will bei meinen Kindern sein, wenn sie krank sind«, sagt CJ. »Ich muss einen Babysitter bestellen, wenn ich vor Gericht muss oder irgendeinen Termin gar nicht verschieben kann. Aber ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen dabei, mein krankes Kind bei einer Fremden zu lassen.«
Helen richtet sich auf. Die Anspannung im Raum scheint sie nicht zu stören. »Ihr
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