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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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versucht alle, euch in zu viele Scheibchen zu schneiden«, sagt sie. »Was ist denn so falsch daran, einfach nur Mutter zu sein? Ihr seid völlig gestresst, weil ihr alles tun und sein wollt.«
    »Vielleicht möchten ein paar von uns mit ihrem Leben mehr anfangen, als Windeln zu wechseln und Kinder zu ihren außerschulischen Aktivitäten zu chauffieren«, sagt Fiona schulterzuckend. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass ich, wenn Liz meine alte Schulfreundin wäre, sie mal beiseitenehmen und ihr raten würde, sich ein bisschen zu mäßigen. Ich glaube, Liz’ Dreistigkeit überrascht Fiona zeitweise so, dass sie sich in Schweigen flüchtet – sie äußert so selten eine deutliche Meinung.
    »Also, für meine Mutter war das genug, und für mich ist es das auch«, sagt Helen.
    »Die Zeiten haben sich verändert, Hel«, sagt Ereka. »Ist es nicht so, dass man Backen und Bäuerchen machen auch nur bis zu einem gewissen Punkt ertragen kann? Ich finde, wir können uns glücklich schätzen, so viele Möglichkeiten zu haben, die unseren Müttern einfach nicht offenstanden. Aber in gewisser Weise ist es sogar härter, die Wahl zu haben und dennoch nicht ganz frei entscheiden zu können. Manchmal wünschte ich, ich wäre nicht mit dieser Sehnsucht geboren worden, zu malen – ich bin immer so verstimmt, weil ich das Gefühl habe, dass ich nie die Zeit habe, das zu tun, wozu ich auf diese Welt gekommen bin. Und außerdem, was wirst du machen, wenn deine Kinder erwachsen werden und ausziehen, Hel?«
    Helen neigt den Kopf zur Seite, lächelt und sagt: »Dann gehe ich für drei Monate nach Italien. Ich backe Kekse für meine Enkelkinder. Ich gehe zur Matinee ins Kino und trinke jede Menge Wein.«
    Ich versuchte, meine Gedanken zu sammeln, aber Dooly, die sich bisher in Schweigen gehüllt hat, spricht plötzlich in einem Tonfall, der überraschend selbstsicher klingt. »Liz, die ungerechte Art, wie diese Welt funktioniert, ist keine Kleinigkeit, wie die Schlafenszeit deiner Kinder. Ich wette, dass Frauen überall auf der Welt spüren, wie unfair sie ist. Das ist ein Geschlechterkampf, und wenn ich höre, wie Frauen diesen Status quo verteidigen, denke ich, das macht es nur schwerer für den Rest von uns, die wirklich gern Mütter sind, aber auch unseren Beruf lieben, eine faire Chance auf beides zu bekommen.«
    Ich schenke Dooly ein breites Grinsen. Sie kann vielleicht keiner Fliege was zuleide tun, aber sie kann Liz Bescheid sagen, wann es genug ist. Und das ohne eine Spur von Aggressivität. Aber sie ist noch nicht fertig.
    »Manche von uns können es sich nicht leisten oder sind nicht dazu bereit, die Kindererziehung an eine bezahlte Aushilfe zu delegieren, und manche müssen eben Geld verdienen oder dazuverdienen. Das ist eine Zwickmühle. Und für die meisten von uns läuft es darauf hinaus, dass wir die Wahl haben, zu arbeiten und ständig ein schlechtes Gewissen zu haben, weil wir wieder mal das Schulkonzert verpassen oder nicht bei den Hausaufgaben helfen können, oder zu Hause zu bleiben, Vollzeit-Mutter zu sein, berufliche Chancen und Beförderungen zu verpassen und manchmal zu Tode gelangweilt zu sein. Wenn wir uns für Letzteres entscheiden, sehen unsere Männer und Kinder oft gar nicht, was wir für sie opfern. Den ganzen Tag lang mit Kindern zu Hause zu sein, heißt für Männer, dass man ›gar nichts tut‹. Was natürlich zum Totlachen ist, aber berufstätige Frauen, die anscheinend genauso denken, fördern diese Ansicht noch. Das ist wirklich eine Geschlechterfrage, Liz. Ob es dir gefällt oder nicht. Denn es gibt zwei Dinge, von denen ich ziemlich sicher bin, dass sich noch nie ein Mann damit herumschlagen musste: wie man einen Tampon einführt, und wie man Beruf und Familie unter einen Hut bringt.«
    Dooly ist am Ende ihrer flammenden Rede und glüht vor Empörung. Ich war noch nie so stolz auf sie. Unter all ihrer langweiligen Unansehnlichkeit ist Dooly eine feurige Feministin, die messerscharf argumentiert. Nur das Muttersein hat sie mit banaler Häuslichkeit zugekleistert.
    CJ beginnt zu klatschen. Ich falle ein. Ereka und Tam tun es uns gleich. Sogar Fiona spendet zurückhaltend Beifall.
    Liz schüttelt den Kopf. Sie ist an unzufriedene, aufmüpfige Angestellte gewöhnt.
    »Einigen wir uns doch einfach darauf, dass wir uns in diesem Punkt nicht einig sind«, sagt sie unbekümmert.
    Aber ich ergreife meine Chance. Ich will ein Zugeständnis von ihr. Also fahre ich schweres Geschütz auf. »Was würdest du

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