Weiberabend: Roman (German Edition)
Grausamkeit, Vernachlässigung oder Missbrauch sind eindeutige Anzeichen dafür, dass wir der Belastung der Mutterschaft offenbar nicht ganz gewachsen sind und das DOCS unseren Kindern andere Mütter besorgen sollte. Ich zittere vor dem DOCS. Ich zittere vor Angst, weil das Gebrüll und Geschrei aus unserem Haus jeden vernünftigen Nachbarn auf den Gedanken bringen muss, meine Kinder seien die armen Opfer zweier perverser, gewalttätiger Psychopathen, die sich als Eltern ausgeben. Ja, wenn man Aaron fragen würde, würde er vermutlich bestätigen, dass ich ihn quäle und misshandle: Ich bestehe darauf, dass er mindestens den halben Erdnussbutter-Toast aufisst, bevor er seinen Saft bekommt. Ich gebe keinen Millimeter nach in meiner Forderung »räum dein Zimmer auf, dann darfst du fernsehen«. Ich bin außerdem ziemlich sicher, dass man es irgendwann als eine Form psychischer Folter betrachten wird, ein Kind jahrelang Barny, dem lila Dinosaurier, auszusetzen.
CJ jammert, dass die grausamste von allen Entbehrungen, die DVS ihr zugefügt hat, der Zwang gewesen sei, aus einem frei stehenden Einfamilienhaus in eine Doppelhaushälfte umzuziehen. Jedes »Geh endlich schlafen, du Balg!«, »Wenn du deine Schwester noch einmal schlägst, kannst du heute draußen im Garten übernachten« oder »Halt die Klappe und widersprich mir nicht, du kleiner Scheißer« ist ein gefundenes Fressen für die Nachbarn. »Ich lebe in einem Glashaus«, beklagte sie sich eines Abends am Telefon bei mir. »Ich kann nicht mal in Ruhe meine Kinder anschreien, ohne dass die verfluchte Mrs. Hernandes mir am nächsten Morgen giftige Blicke zuwirft.« Das Leben in einer Wohnung, einer Doppelhaushälfte oder einem Reihenhaus ist für eine Mutter die reinste Qual. Es gibt zu viele gemeinsame Wände, neugierige Ohren und Zeugen für unsere Übertretungen. Alle Mütter müssen ab und zu die Möglichkeit haben, die Show abzubrechen und sich in die Garderobe ihrer Unvollkommenheit zurückzuziehen. Oder in Tams Fall, auf den Balkon ihrer Vollkommenheit.
»Ja, wir können alle nur hoffen, dass Tam uns nicht beim DOCS verpfeift«, sagt Liz.
»Jetzt sind wir ihr gegenüber aber unfair«, sagt Dooly. Ich frage mich, ob Sozialarbeiterinnen von Natur aus dazu unfähig sind oder ob man es ihnen gnadenlos austreibt, der köstlichen, verbotenen Verlockung nachzugeben, hemmungslos über andere zu lästern.
Frank jedoch ist kein Sozialarbeiter. Eine der grausamsten Spitzen, mit denen er mich je getroffen hat, tut heute noch weh. Ich wollte gerade aus dem Haus gehen und mir noch einmal den Park ansehen, in dem am nächsten Tag Jamies Geburtstagsfeier stattfinden sollte, damit ich mir überlegen konnte, wo ich die Hinweise für die Schatzsuche verstecken würde. Ich hatte ja auch nur den ganzen vergangenen Monat damit zugebracht, diese Party zu organisieren. An jeder Einladung hatte ich mit einem Band einen Ballon befestigt, auf dem stand: »Sonderzustellung der Geburtstagsparty-Feen.« Ich hatte nachts wach gelegen und mir sieben geniale, aufeinander aufbauende Hinweise ausgedacht, die die Kinder schließlich zu einem verborgenen Haufen Schätze führen würden – ein Geschenk, individuell verpackt und mit Namen versehen, für jedes der eingeladenen dreißig Kinder. Das würde der spektakulärste, unvergesslichste, aufregendste Kindergeburtstag aller Zeiten werden.
»Du hast wohl nichts Sinnvolles zu tun«, sagte er zu mir.
Frank kapierte es einfach nicht. Einen Kindergeburtstag zu organisieren, ist eine hochkomplizierte Angelegenheit. Der Erfolg steht und fällt damit, dass man jede noch so winzige Kleinigkeit doppelt und dreifach überprüft. Das Gelingen dieser spektakulären Schatzsuche hing jetzt nur noch vom guten Wetter und der Kooperationsbereitschaft der Kinder ab. Für alles andere hatte ich gesorgt.
Natürlich hatten weder das Wetter noch die Kinder die Güte. Es war windig – meine Hinweise wurden davongeweht, den Kindern wurde langweilig, sie stritten sich um die verbliebenen Rätsel, und ein besonders eifriger Teilnehmer entdeckte den Schatz, lange bevor der letzte Hinweis zum großen Fund führen konnte. Am Ende dieses Vormittags hatte ich Migräne. Im Auto auf der Heimfahrt fauchte Jamie, ich sei eine »grässliche Mutter«, als ich vorschlug, sie solle doch warten, bis wir nach Hause kamen, und erst dort ihre Geschenke auspacken. Wie man es auch drehte und wendete, es war eine Katastrophe.
Zu Hause ließ ich mich aufs Bett sinken. Während ich
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