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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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Fußmarsch-Entfernung von irgendeinem Strand einen Parkplatz zu finden, erschien immer unwahrscheinlicher, als endlich, glücklicherweise, jemand aus einer Parklücke setzte, als wir gerade ankamen. Das war nicht an dem Strand, den Jamie wollte. Wir schälten uns aus dem Auto. Jamie weigerte sich, auszusteigen. Sie wimmerte und knurrte. Wir lockten und bettelten. Sie kreischte und schlug um sich. Wir machten Versprechungen und stießen Drohungen aus. Sie stieg aus. Auf dem ganzen Weg vom Auto zum Strand tat sie mit durchdringendem Kreischen ihren Unmut öffentlich kund, während ich mit Aaron auf dem Arm vor ihr hertrottete.
    Schließlich explodierte Frank. »Geh du mit Aaron an den Strand«, sagte er zu mir, »ich bringe Jamie zurück ins Auto. Sie hat es nicht verdient, an den Strand zu gehen.« Damit hob er seine brüllende, um sich tretende Tochter hoch und stürmte zurück zum Parkplatz.
    In dieser wenig schmeichelhaften Verfassung, völlig verschwitzt und schäumend vor Wut, auf dem Arm eine sich windende, kreischende Fünfjährige, die brüllte: »Ich will zu meiner Mami!«, versuchte Frank die Autotür zu öffnen. Eine fremde Frau mittleren Alters in einem schlecht sitzenden Bikini trat hinzu.
    »Wer ist dieser Mann, meine Kleine?«, fragte sie Jamie.
    Soweit ich weiß, warf Frank ihr einen vernichtenden Blick zu.
    »Ich bin ihr Vater«, sagte Frank.
    »Ist das dein Vater?«, fragte die Frau Jamie.
    »Nein!«, kreischte Jamie. »Ich will zu meiner Mami.«
    Vielleicht träumen wir alle in aller Bescheidenheit heimlich davon, eines Tages ein Kind vor dem Ertrinken zu retten, einen alten Mann vor dem Erstickungstod zu bewahren, oder, so wie diese Frau, ein Kind aus den Klauen eines Mannes zu retten, der zweifellos und offensichtlich ein Kinderschänder sein musste. Dies war ihre große Chance.
    »Gute Frau, mir ist klar, dass Sie nur die besten Absichten hegen, aber Ihre Einmischung ist im Moment nicht willkommen, meine Tochter hat einen kleinen Trotzanfall, und ich versuche, ihr eine Lektion zu erteilen«, erklärte Frank. Sie zog widerstrebend ab. Enttäuscht.
    Wenn Frank diese Geschichte heute erzählt, dann voller Bewunderung für diese aufdringliche Fremde, die ihr Leben aufs Spiel setzte, als sie ihn an jenem Tag ansprach. Frank behauptet immer noch, dass er sich »schmutzig« fühle wegen der offensichtlichen Gründe für ihre Einmischung. Wenn mehr Fremde bereit wären, unbequeme Fragen zu stellen, würden vielleicht weniger Kinder misshandelt und vernachlässigt. Aber die Wirklichkeit sieht so aus, dass Mütter im Allgemeinen ihre kreischenden, heulenden, hysterischen kleinen Lieblinge weder misshandeln noch vernachlässigen. Generell versuchen die meisten Mütter nur, irgendwie den Tag zu überstehen, ohne den Verstand zu verlieren, und ohne die Neugier, die vorwurfsvollen Fragen und zudringlichen Blicke fremder Menschen abzubekommen, die nie mit ihnen tauschen würden – um nichts in der Welt. Als Mütter wissen wir, dass wir per se verurteilt werden. Verflucht von unseren Kindern und gegeißelt von Erwachsenen, vor allem von uns selbst.
    Aber hier, im sicheren Schoß der Freundschaft, können wir uns zu unseren furchtbaren Sünden bekennen. Bei unseren Treffen kann eine von uns etwas über irgendeine entsetzliche mütterliche Greueltat erzählen, die wir begangen haben. Wenn wir sie erst offen ausgesprochen haben, können wir auch mit der Schuld leben. Manchmal erscheinen uns die Geschichten dann sogar komisch, und unser Lachen wirkt befreiend. Diese Allgegenwärtigkeit von Fehlern und Mängeln ist ermutigend.
    Helen kehrt triumphierend ins Wohnzimmer zurück.
    »Wie fühlst du dich?«, fragt Tam.
    »Großartig«, sagt sie. »Bereit, wieder von vorn anzufangen, isst jemand mit?«
    Wir alle stöhnen. Wir sind pappsatt, jedenfalls für den Moment. Helen stürzt sich mit frischer Begeisterung auf den Tisch und fängt noch einmal von vorn an. Wir Übrigen reiben uns die Bäuche und gähnen. Wir müssen heute keine Kinder ins Bett bringen und keinen sexuellen Avancen ausweichen. Heute Abend sind wir völlig unbelastet.
    Und genau in diesem Moment schrillt Beethovens Fünfte Sinfonie durch den Raum – Tams Handy.
    »Hattest du das Ding nicht ausgeschaltet?«, fragt CJ.
    Tam errötet. »Ich musste es anlassen …« Ihre Stimme erstirbt, während sie in ihrer Tasche nach dem Handy kramt. »Entschuldigt mich bitte«, sagt sie, peinlich berührt, und tritt hinaus auf den Balkon.
    »Der dämliche Kevin kann

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