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Weiberabend: Roman (German Edition)

Weiberabend: Roman (German Edition)

Titel: Weiberabend: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Fedler
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richtig trinken will, könnte so unwissend sein, eine solche Frage zu stellen«, sage ich. »Damit es auch wirklich Spaß macht, kommt noch hohes Fieber hinzu, in meinem Fall eine grässlich schmerzende, überempfindliche Kaiserschnittnarbe, steinhart geschwollene Brüste, ein Schmerz, als hätte jemand deine Brüste mit Benzin übergossen und angezündet, und ein kreischendes, hungriges Neugeborenes, das von den Qualen seiner Nahrungsquelle überhaupt nichts ahnt.«
    »Klingt doch wie ein Spaziergang«, sagt Helen.
    Ich ignoriere sie und frage Tam: »Hast du auch kalte Kohlblätter auf deine Titten gelegt?« Ich finde es schön zu wissen, dass wir zur Abwechslung auch mal etwas gemeinsam haben.
    »Ja, habe ich«, sagt sie.
    »Wozu denn?«, fragt CJ.
    »Das soll angeblich helfen«, sage ich. »Aber ich war wirklich verzweifelt. Ich hätte mongolischen Ziegenmist auf meine Brüste geschmiert, wenn irgendjemand behauptet hätte, das könnte helfen.«
    »Und, hat es geholfen?«, fragt Dooly.
    »Woher soll ich das wissen? Es waren entweder die Kohlblätter oder das Antibiotikum. Aber ich habe noch wochenlang gemüffelt. Frank hat sich manchmal mitten in der Nacht schnüffelnd herumgedreht und gefragt: ›Was stinkt denn hier so?‹ Ich habe dann die Zähne zusammengebissen und geknurrt: ›Das bin ich, okay?‹ Er hat mit schwachem Lächeln ›Oh‹ gemurmelt, mir wieder den Rücken zugewandt und so getan, als wäre er gleich wieder eingeschlafen, wohl wissend, dass er gerade jede Chance auf Sex im kommenden Jahr zunichte gemacht hatte. Leider muss ich sagen, dass seitdem keiner von uns mehr ein unverkrampftes Verhältnis zu Kohl hat.«
    »Das ist kein großer Verlust«, sagt Helen.
    »Du hast nur die falsche Einstellung zu Kohl«, sage ich zu ihr. »Was ist mit süßsaurem Rotkohl mit Honig und Anis? Oder Kohlrouladen mit Reis und Dill …«
    »Ich kann gut ohne Kohl leben«, sagt Helen.
    »Ich bin zu einer Laktationsberaterin gegangen«, sagt Tam, offensichtlich unbeeindruckt vom Kohl-Verlust meines kulinarischen Repertoires. »Das hat wirklich geholfen.«
    »Wozu denn?«, fragt Ereka.
    »Sie hat mir gezeigt, wie man richtig stillt«, sagt Tam.
    »Ist Stillen nicht etwas, das man von Natur aus kann, wie atmen oder pinkeln?«, fragt Helen.
    »Typ-A-Persönlichkeiten, ihr wisst schon, Perfektionisten, die alles unter Kontrolle haben wollen, haben oft Schwierigkeiten beim Stillen«, sagt Tam.
    »Wie schwierig kann das schon sein?«, entgegne ich. »In Afrika überleben Kinder auch an den Brüsten ihrer Mütter. Ohne die Hilfe von Laktationsberaterinnen oder Milchpumpen.«
    »Das ist keine linkshirnige Aktivität«, sagt Tam, als würde das alles erklären. Ich habe keine Ahnung, was sie damit meint.
    »Und, was hast du da gemacht?«, fragt Helen.
    »Ich habe mit sieben anderen frischgebackenen Müttern auf einem Sofa in einem großen Sprechzimmer gesessen, während Barbara, ›aber bitte, nennt mich Barbie‹, unseren Babys die Brustwarzen in den Mund gestopft und gefriemelt hat, und das für fünfzig Dollar pro Stunde, pro Kopf.« Tam lächelt, nun ein wenig verlegen. »Ich kam mir vor wie in einem Hexenzirkel übermüdeter, aufgeschwemmter und verwirrter junger Mütter, die vor Schmerz das Gesicht verzogen, wenn das Saugen sich anfühlte wie Wäscheklammern an den Brustwarzen, oder die still geweint haben, während ihr Baby frustriert brüllte und sich wand. Aber ab und zu haben wir es alle richtig hinbekommen, und ein paar kostbare Sekunden lang war da dieser Silberstreif aus Ruhe.«
    »Ich wusste nicht, dass manche Frauen gar nicht stillen können«, sagt Ereka.
    »Ja, es war viel schwieriger, als ich dachte … Aber letztendlich habe ich es doch richtig gemacht. Ich war so froh, als ich es endlich richtig konnte«, sagt Tam.
    »Das Stillen war meine Rettung«, sagt CJ plötzlich.
    »Wirklich? Wie meinst du das?«, fragt Dooly, die den Topf geschmolzener Schokolade nicht aus den Augen lässt und langsam das Tablett zu sich heranzieht. Anscheinend hat sie den orangeroten Schal endlich vergessen, denn er liegt immer noch auf der Stuhllehne im Esszimmer, wo CJ ihn zurückgelassen hat. Ich wette, Luke kriegt kein Auge zu. Ha ha.
    CJ holt tief Luft. »Es hat mir geholfen, meinen Körper wieder zu lieben, weil er wusste, was er zu tun hat. Obwohl Tom mich während der Schwangerschaften so abstoßend fand und mich betrogen hat, war mein Körper immer noch etwas Wunderschönes.«
    Eine lange Pause entsteht, während wir alle

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