Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
diesem Fal : Etwa eine
    Tonne Fels wölbte sich direkt über den Tisch.
    Der Trol analysierte die Frage. Die Rekruten standen stumm da, die
    Humpen auf halbem Weg zum Mund.
    »Nein«, antwortete der Troll schließlich. »Will kämpfen mit Heer.
    Mögen schützen die Götter die…« Der Troll zögerte und sah zur
    Decke hoch. Doch was auch immer er suchte, es schien unsichtbar zu
    sein. Er betrachtete seine Füße, auf denen Gras wuchs. Er blickte auf
    seine freie Hand und bewegte die Finger, als zählte er etwas.
    »…Herzogin«, sagte er. Es war ein langes Warten gewesen. Der Tisch
    knarrte, als der Trol die Hand darauf legte, die Innenfläche nach oben.
    »Gib mir Schilling.«
    »Wir haben nur welche aus Pap…«, begann Korporal Strappi.
    Feldwebel Jackrum rammte ihm den Ellenbogen in die Rippen.
    »Lieber Himmel, bist du verrückt?«, zischte er. »Es gibt eine Zehn-
    Mann-Prämie für die Rekrutierung eines Trolls!« Mit der anderen Hand
    griff er in die Jackentasche, holte einen echten Silberschilling hervor
    und legte ihn vorsichtig auf die riesige Hand. »Wil kommen in deinem
    neuen Leben, Freund! Ich schreibe nur schnel deinen Namen auf, in
    Ordnung? Wie lautet er?«
    Der Troll sah zur Decke, auf seine Füße, zum Feldwebel, zur Wand,
    auf den Tisch. Pol y beobachtete, wie sich seine Lippen bewegten.
    »Karborund?«, erwiderte er schließlich.
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte der Feldwebel. »Äh, wie wär’s, wenn du
    etwas von dem Ha… Moos abschneidest? Bei uns gibt es, äh, so etwas
    wie… Vorschriften.«
    Wand, Boden, Decke, Tisch, Finger, Feldwebel. »Nein«, sagte
    Karborund.
    »Gut, gut«, entgegnete der Feldwebel schnell. »Eigentlich sind es
    keine Vorschriften in dem Sinne, sondern eher… Vorschläge. Hab sie
    immer für dumm gehalten. Freut mich, dich bei uns zu haben«, fügte er
    inbrünstig hinzu.
    Der Trol leckte an der Münze, die in seiner Hand wie ein Diamant
    glänzte. Polly stellte fest, dass tatsächlich Gras unter seinen
    Fingernägeln wuchs. Dann stapfte Karborund zur Theke. Die Rekruten
    davor wichen sofort zur Seite, denn Trol e stehen nie ganz hinten, wo gewöhnliche Leute mit dem Geld winken und versuchen, die
    Aufmerksamkeit des Wirts zu erregen.
    Er zerbrach die Münze und legte beide Hälften auf die Theke.
    Augenbraue schluckte und schien »Bist du sicher?« fragen zu wol en,
    aber eine solche Frage richtete kein Wirt an einen Gast, der mehr als
    eine halbe Tonne wog. Karborund dachte eine Weile nach und sagte
    dann: »Gib mir zu trinken.«
    Augenbraue nickte, verschwand kurz im Raum hinter der Theke und
    kehrte mit einem Krug zurück, der zwei Griffe hatte. Maladikt nieste.
    Pol ys Augen tränten. Diese Art von Geruch konnte man mit den
    Zähnen spüren. Schlechtes Bier mochte hier eine Selbstverständlichkeit
    sein, aber dies war reiner Essig.
    Augenbraue ließ eine Hälfte der Silbermünze hineinfal en, nahm dann
    einen kupfernen Cent aus der Schublade mit dem Geld und hielt ihn
    über den dampfenden Krug. Der Trol nickte. Wie ein Cocktailmixer,
    der seiner Kreation den kleinen Papierschirm hinzufügte, ließ
    Augenbraue die Kupfermünze fal en.
    Weitere Blasen stiegen auf. Igor beobachtete das Geschehen
    interessiert. Karborund hob den Krug mit zwei Fingern an jedem Griff
    und leerte ihn mit einem Schluck. Für einen Moment stand er völlig
    reglos und setzte den Krug dann vorsichtig auf die Theke zurück.
    »Ihr sol tet ein wenig zur Seite treten«, brummte Augenbraue.
    »Was passiert jetzt?«, fragte Polly.
    »Alle reagieren anders darauf«, sagte Augenbraue. »Dieser hier
    scheint… nein, es hat ihn erwischt…«
    Mit beträchtlichem Stil kippte Karborund nach hinten. Er knickte
    nicht in den Knien ein, machte keinen Versuch, den Fal zu dämpfen.
    Im einen Augenblick stand er, die Hand ausgestreckt, und im nächsten
    lag er auf dem Rücken, die Hand nach oben. Nach dem Sturz
    schaukelte er sogar einige Sekunden lang.
    »Verträgt das Zeug nicht«, sagte Augenbraue. »Typisch für einen der
    jungen Burschen. Möchte den großen Troll spielen, kommt hierher,
    bestel t einen Brodelnden Umhauer und verträgt ihn nicht.«
    »Kommt er gleich wieder zu sich?«, fragte Maladikt.
    »Nein, er bleibt bis morgen früh da liegen«, sagte Augenbraue. »Das
    Gehirn hört einfach auf zu funktionieren.«
    »Dann sollte das Zeug bei ihm kaum wirken«, kommentierte Korporal
    Strappi und stand auf. »Na schön, ihr jämmerlichen Burschen. Ihr
    schlaft im Schuppen hinter dem Gasthaus.

Weitere Kostenlose Bücher