Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
»Du auch, Knaller! Bewegung!«
    Er lief an der Seite der Rinne entlang und wirkte dabei wie ein bunter,
    vom Wind getriebener Luftballon. Polly und Knaller mussten sich
    beeilen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Jackrum hatte die Arme
    vol er Kleidungsstücke; Teile davon flatterten wie Fahnen hinter ihm.
    Vor ihnen, weiter oben, wuchs kniehohes Gestrüpp, tückisch in der
    Düsternis. Sie stolperten und wankten hindurch, bis sie dichtere
    Vegetation erreichten, und dort hielt der Feldwebel die beiden Rekruten
    an, drückte sie ins Gebüsch. Die Rufe und Schreie waren inzwischen
    leiser geworden.
    »Jetzt müssen wir leise sein«, flüsterte er. »Hier sind Patrouillen
    unterwegs.«
    »Bestimmt finden sie uns«, zischte Polly. Knaller schnaufte.
    »Nein, sie finden uns nicht«, widersprach Jackrum. »Zuerst laufen alle
    dorthin, woher die Schreie kommen, weil das die erste Reaktion ist…
    Na bitte, was habe ich gesagt?« Pol y hörte weitere Rufe in der Ferne.
    »Und wie dumm sie doch sind. Sie sol en den Rand des Heerlagers
    bewachen, laufen jetzt aber ins Lager, noch dazu dem Licht entgegen,
    was bedeutet, dass sich ihre Augen erst wieder an die Dunkelheit
    gewöhnen müssen. Wenn ich ihr Feldwebel wäre, würde ich ihnen das
    Fel über die Ohren ziehen! Kommt.« Er stand auf und zog Knal er
    hoch. »Al es in Ordnung, Junge?«
    »Es w-w-war schrecklich, Feldwebel! Eine von ihnen hat mir die
    Hand auf… auf die Socken gelegt!«
    »Ich wette, so was passiert nicht oft«, sagte Jackrum. »Ihr habt gute
    Arbeit geleistet. Jetzt schleichen wir still und leise und reden nicht
    mehr, bis ich euch Bescheid gebe, klar?«
    Zehn Minuten lang schlichen sie um das Lager herum durch die
    Nacht. Sie hörten mehrere Patrouillen und sahen einige weitere auf den
    Hügeln, als der Mond aufging, aber allmählich wurde Polly klar: So laut
    das Geschrei auch gewesen war, es verlor sich im allgemeinen Lärm des
    Lagers. So weit entfernt hatten die Patrouillen es vermutlich gar nicht
    gehört, oder sie wurden von Soldaten kommandiert, denen nichts daran
    lag, dass man ihnen das Fell über die Ohren zog.
    In der Dunkelheit hörte Pol y, wie Jackrum tief durchatmete.
    »Na schön, das ist weit genug. Keine schlechte Arbeit, Jungs. Jetzt
    seid ihr echte Rein-und-Rausser!«
    »Der Wächter war vol kommen hinüber«, sagte Pol y. »Hast du ihn
    niedergeschlagen?«
    »Weißt du, ich bin dick«, sagte Jackrum. »Die Leute glauben, Dicke
    könnten nicht kämpfen. Sie halten Dicke für komisch. Da irren sie sich.
    Hab ihm einen Hieb gegen die Kehle verpasst.«
    »Feldwebel!«, entfuhr es Knal er entsetzt.
    »Was dagegen? Er hat mich mit einem dicken Knüppel angegriffen!«,
    sagte Jackrum.
    »Und was hat ihn dazu veranlasst, Feldwebel?«, fragte Pol y.
    »Oh, du schlauer kleiner Soldat«, erwiderte Jackrum. »Na schön, ich
    gebe zu, dass ich die Verährteste gerade ins Reich der Träume geschickt
    hatte, aber ich weiß, wann mir jemand ein Getränk mit vielen
    Schlaftropfen drin anbietet.«
    »Du hast eine Frau geschlagen, Feldwebel?«, fragte Polly.
    »Ja, und wenn sie zu sich kommt in ihrem Korsett, hat sie vielleicht
    ein Einsehen. Dann sieht sie vielleicht von dem Versuch ab, dem
    nächsten betrunkenen Dicken, der in ihr Zelt torkelt, sein ganzes Geld
    abzuknöpfen«, knurrte Jackrum. »Wenn’s nach ihr gegangen wäre, hätte
    ich mich ohne Unterhose in irgendeinem Graben wiedergefunden,
    noch dazu mit einem ordentlichen Brummschädel, und wenn ihr beiden
    so dumm gewesen wärt, euch bei einem Offizier zu beschweren, so
    hätte sie geschworen, dass Schwarz Blau ist und ich ohne einen einzigen
    Cent zu ihr gekommen bin, betrunken war und randaliert habe. Und
    dem Oberst wäre al es schnuppe gewesen, denn ein Feldwebel, der
    dumm genug ist, sich in eine solche Situation zu bringen, hat es seiner
    Meinung nach nicht besser verdient. Ich kenne mich aus. Und ich
    kümmere mich um meine Jungs.« Es klimperte in der Dunkelheit. »Und
    einige zusätzliche Dollars können nicht schaden.«
    »Hast du etwa die Kasse mitgehen lassen, Feldwebel?«, fragte Polly.
    »Ja. Und auch einen Teil der Garderobe.«
    »Gut!«, sagte Knaller mit Nachdruck. »Es war kein schöner Ort!«
    »Die Kasse enthielt ohnehin zum größten Teil mein Geld«, sagte
    Jackrum. »Das Geschäft scheint heute nicht sehr gut gewesen zu sein,
    so wie’s sich anfühlt.«
    »Aber es ist unmoralisches Geld!«, sagte Pol y und kam sich eine
    Sekunde später wie eine Närrin

Weitere Kostenlose Bücher