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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Inhaberin
    den Raum verließ.
    Knal er schob sich etwas näher an Pol y heran. »Ist mit dem
    Feldwebel alles in Ordnung, Schnieke?«, flüsterte sie.
    »Er hat nur ein bisschen zu viel getrunken«, antwortete Pol y laut, als
    die vier jungen Frauen aufstanden.
    »Aber er…« Knal er bekam einen Stoß in die Rippen, bevor sie mehr
    sagen konnte. Eine der Frauen legte sorgfältig ihr Strickzeug beiseite,
    nahm Pollys Arm, zeigte gut einstudiertes Interesse und sagte: »Du bist
    ein attraktiver junger Mann. Wie heißt du, Schatz? Ich bin Grazia.«
    »Oliver«, sagte Polly. Und was zum Teufel war die gute Tradition der Rein-und-Rausser?
    »Hast du jemals eine Frau ohne Kleidung gesehen, Oliver?« Die
    anderen Mädchen lachten.
    Die Frage traf Pol y unvorbereitet, und für einen Moment runzelte sie
    die Stirn. »Ja«, sagte sie. »Natürlich.«
    »Oh, mir scheint, wir haben hier einen echten Don Juhan, Mädels«,
    sagte Grazia und trat zurück. »Vielleicht müssen wir Verstärkung
    anfordern. Was hältst du davon, wenn wir zusammen mit Prudentia ein
    stilles Plätzchen aufsuchen, während dein Freund bei Frommia und
    Komfortia zu Gast ist? Komfortia weiß, wie man mit jungen Männern
    umgeht, nicht wahr, Komfortia?«
    Feldwebel Jackrum hatte sich bei der Beschreibung der jungen Frauen
    geirrt. Drei von ihnen waren tatsächlich einige Mahlzeiten von einem
    gesunden Gewicht entfernt, aber als Komfortia aufstand, wurde klar:
    Der Lehnstuhl, auf dem sie bis eben gesessen hatte, war recht klein; sie
    selbst schien ein großer Teil von ihm gewesen zu sein. Für eine große
    Frau hatte sie ein kleines Gesicht, worin ein finsterer Ausdruck klebte.
    Auf einen ihrer Arme war ein Totenkopf tätowiert.
    »Er ist jung«, sagte Grazia. »Er wird es überstehen. Komm, Don
    Juhan…«
    In gewisser Weise war Pol y erleichtert. Die Mädchen gefielen ihr
    nicht. Ein solcher Beruf setzte al en zu, aber sie hatte einige leichte
    Mädchen in ihrem Heimatort kennen gelernt, und die hatten etwas, das
    den hiesigen fehlte.
    »Warum arbeitet ihr hier?«, fragte Pol y, als sie einen kleineren Raum
    mit Wänden aus Zeltleinwand betraten. Den größten Teil davon
    beanspruchte ein wackliges Bett.
    »Du siehst zu jung aus, um so ein Kunde zu sein«, sagte Grazia.
    » So einer?«
    »Ein Herr Heilig«, sagte Grazia. »›Was macht ein Mädchen wie du an
    einem solchen Ort?‹ und so weiter. Wenigstens haben wir Garri dort
    draußen. Wenn jemand grob wird, knöpft er sich den Burschen vor,
    und wenn er mit ihm fertig ist, erfährt der Oberst davon, und dann
    kommt der Mistkerl in den Knast.«
    »Ja«, bestätigte Prudentia. »Nach dem, was ich gehört habe, gibt es im
    Umkreis von fünfundzwanzig Meilen keine Frauen, die so sicher sind
    wie wir. Die alte Schwupp ist nicht übel. Wir bekommen ein wenig
    Geld und zu essen, und sie schlägt uns nicht, im Gegensatz zu gewissen
    Ehemännern, und derzeit sol te man besser nicht irgendwo
    herumlaufen.«
    Jackrum duldet Bluse, weil man einen Offizier haben muss, dachte
    Pol y. Wenn man keinen Offizier hat, kommt einer und übernimmt das
    Kommando. Und wenn eine Frau al ein ist, fehlt ihr ein Mann, während
    ein einzelner Mann sein eigener Herr ist. Eine Hose. Darin liegt das
    Geheimnis. Eine Hose und ein Paar Socken. Das hätte ich vorher nicht
    für möglich gehalten. Zieh eine Hose an, und die Welt verändert sich.
    Wir gehen anders. Wir verhalten uns anders. Ich sehe diese Mädchen
    und denke: Idioten! Besorgt euch Hosen!
    »Könntet ihr bitte eure Kleidung ablegen?«, fragte sie. »Wir sollten
    uns besser beeilen.«
    »Ganz klar ein Rein-und-Rausser«, sagte Grazia und streifte ihr Kleid
    von den Schultern. »Behalt deine Käse im Auge, Pru!«
    »Äh… warum bedeutet das, dass wir Rein-und-Rausser sind?«, fragte
    Pol y. Sie knöpfte ihre Jacke auf und bedauerte, dass sie nicht an einen
    Gott glaubte. Andernfal s hätte sie jetzt darum beten können, dass die
    Pfeife des Feldwebels erklang.
    »Ihr Jungs behaltet immer das Wesentliche im Auge«, sagte Grazia.
    Und viel eicht hörte jemand zu, denn die Pfeife erklang tatsächlich.
    Pol y schnappte sich die Kleidung, lief los und schenkte den Schreien
    der jungen Frauen keine Beachtung. Im Vorzimmer stieß sie mit
    Knaller zusammen, stolperte fast über den stöhnenden Garri, sah
    Feldwebel Jackrum, der die Eingangsplane des Zelts beiseite hielt, und
    huschte in die Nacht.
    »Hier entlang!«, zischte Jackrum, packte Pol y am Kragen und
    schwang sie herum.

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