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Weiberregiment

Weiberregiment

Titel: Weiberregiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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vor.
    »Nein«, entgegnete Jackrum. »Es war unmoralisches Geld. Jetzt ist es gewöhnliche Diebesbeute. Das Leben ist viel einfacher, wenn man
    lernt, direkt zu denken.«

    Polly war froh, dass es keinen Spiegel gab. Das Beste, was man über die
    neue Kleidung der Truppe sagen konnte, war: Sie bedeckte die
    Rekruten. Aber dies war ein Krieg. Man sah nur selten neue Kleidung,
    bei wem auch immer. Und doch breitete sich Unbehagen in ihnen aus,
    obwohl das überhaupt keinen Sinn hatte. Im kühlen Licht der
    Morgendämmerung sahen sie sich an und kicherten verlegen. Seht uns
    nur an, dachte Pol y. Wie Frauen gekleidet!
    Erstaunlicherweise sah Igorina von ihnen al en am weiblichsten aus.
    Sie war mit ihrem Rucksack im zweiten Raum verschwunden, und zehn
    Minuten lang hatten die anderen nur ein gelegentliches Brummen oder
    »Autsch!« gehört. Dann kehrte Igorina mit schulterlangem blondem
    Haar zurück. Ihr Gesicht hatte die richtige Form; es fehlten die
    Knubbel und Knoten, an die sich die Gruppe gewöhnt hatte. Und die
    Nähte auf ihrer Stirn schrumpften und verschwanden, noch während
    Polly sie verblüfft beobachtete.
    »Tut das nicht weh ?«, fragte sie.
    »Es brennt ein bisschen, für einige Minuten«, sagte Igorina. »Man
    muss einfach den Dreh heraushaben. Und die richtige Salbe.«
    »Aber warum ist jetzt eine krumme Narbe auf deiner Wange?«, fragte
    Toller. »Und die Nähte dort bleiben?«
    Igorina senkte schüchtern den Kopf. Sie hatte eines der Kleider in ein
    Dirndl verwandelt und wirkte wie eine junge Maid aus dem Bierkel er.
    Wenn man sie ansah, bestellte man in Gedanken eine große Brezel.
    »Man muss wenigstens etwas zeigen«, sagte sie. »Sonst enttäuscht man den Clan. Und ich finde die Nähte eigentlich recht bezaubernd…«
    »Na schön«, gab Tol er nach. »Aber lispel wenigstens ein wenig. Ich
    weiß, dass es völlig verkehrt ist, aber jetzt siehst du irgendwie…
    unheimlich aus.«
    »Aufstellung«, wies Jackrum die Rekruten an. Er wich zurück und
    musterte sie mit theatralischer Verachtung. »Nie zuvor in meinem
    Leben habe ich einen solchen Haufen von… von Waschfrauen
    gesehen. Ich wünsche euch al das Glück, das ihr verdammt noch mal
    braucht. Jemand behält die Tür im Auge, falls ihr wieder herauskommt,
    mehr kann ich nicht versprechen. Soldat Perks, du fungierst bei diesem
    Einsatz als Korporal, unbesoldet. Ich hoffe, ihr habt bei unserer
    Wanderung das eine oder andere gelernt. Rein und raus, darum geht es.
    Bitte keinen letzten verzweifelten Kampf, bei dem man berühmt wird.
    Im Zweifel in die Weichteile treten und weglaufen. Meine Güte, wenn
    ihr den Feind so erschreckt wie mich, sol tet ihr keine Probleme
    haben.«
    »Willst du wirklich nicht mit uns kommen, Feldwebel?«, fragte Toller,
    noch immer bemüht, nicht zu lachen.
    »Nein, Junge. Ihr kriegt mich nicht in einem Rock zu sehen. Jeder hat
    seine Stelle. Eine Stelle, an der die Grenze gezogen werden muss. Dies
    ist meine. Ich stecke ziemlich tief in der Sünde drin, so oder so, aber
    Jackrum bekennt immer Farbe. Ich bin ein alter Soldat. Ich werde
    kämpfen, wie es einem Soldaten gebührt, im Heer, auf dem
    Schlachtfeld. Und wenn ich in Frauenkleidung zur Festung ginge,
    müsste ich mir das bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag anhören.«
    »Die Herzogin meint, dass es für Feldwebel Jackrum einen anderen
    W-weg gibt«, sagte Reißer.
    »Und ich weiß nicht recht, ob du mich von al en am meisten
    erschreckst, Goom«, brummte Jackrum. Er zog seinen Äquatorgürtel
    hoch. »Aber du hast Recht. Wenn ihr in der Festung seid, schleiche ich
    zum Heer und schlüpfe in unsere Linien. Wenn ich keinen kleinen
    Ablenkungsangriff organisieren kann, wil ich nicht mehr Feldwebel
    Jackrum sein. Aber ich bin Feldwebel Jackrum, und damit ist der Beweis erbracht. Ha, im Heer gibt es reichlich Leute, die mir einen Gefal en
    schulden…« Er schniefte leise. »Oder es nicht ablehnen würden, mir
    einen zu erweisen. Und es mangelt gewiss nicht an Jungs, die ihren
    Enkeln erzählen möchten, dass sie an der Seite von Jackrum gekämpft
    haben. Ich gebe ihnen die Möglichkeit, richtige Soldaten zu sein.«
    »Ein Angriff auf das Haupttor der Festung wäre selbstmörderisch,
    Feldwebel!«, sagte Polly.
    Jackrum klopfte sich auf den Bauch. »Siehst du das hier?«, fragte er.
    »Ist wie ein Panzer. Einmal hat irgend so ein Bursche sein Schwert bis
    zum Heft hineingestoßen und war ziemlich baff, als er eine Kopfnuss
    von mir bekam. Wie dem auch sei, ihr Jungs

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