Weiberregiment
meiste
Zeit über an Felsgestein vorbei. Aber manchmal sahen sie Gitter oder
Mauerwerk, was auf Tunnel hindeutete, die vor langer Zeit blockiert
worden waren…
Plötzlich gab es einen Ruck, und die Plattform hielt an. Einer der
Soldaten fluchte leise, und der Korporal sagte: »Keine Angst, Mädels.
Dies passiert oft.«
»Warum sollten wir Angst haben?«, fragte Polly.
»Weil wir an einem Seil etwa dreißig Meter hoch im Schacht hängen
und die Hebevorrichtung klemmt.«
»Schon wieder«, fügte der andere Soldat hinzu. »Hier funktioniert
nichts richtig.«
»Klingt nach einem guten Grund, sich zu fürchten«, sagte Igorina.
»Wie lange dauert die Reparatur?«, fragte Toller.
»Ha! Beim letzten Mal saßen wir eine Stunde fest.«
Zu lange, dachte Pol y. Sie sah durch die Balken. Das Quadrat aus
Tageslicht schien von ziemlich weit oben herab.
»Wir können nicht warten«, sagte sie.
»Ach je, wer wird uns retten?«, tremolierte Daphne.
»Tja, wir müssen uns irgendwie die Zeit vertreiben«, sagte einer der
Wächter. Pol y seufzte. Das war einer der Sätze in der Art von »Sieh
mal einer an, was haben wir denn hier?«. Sie bedeuteten, dass die Dinge
von jetzt an viel schlimmer wurden.
»Wir wissen, wie es ist, Mädels«, fuhr der Wächter fort. »Eure Männer
sind weg und so. Auch für uns ist es schlimm. Weiß gar nicht, wann ich
zum letzten Mal meine Frau geküsst habe.«
»Auch ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich zum letzten Mal
seine Frau geküsst habe«, sagte der Korporal.
Toller sprang nach oben, bekam einen Balken zu fassen und zog sich
hoch. Der Lift wackelte. Irgendwo löste sich Felsgestein und fiel durch
den Schacht in die Tiefe.
»He, das kannst du nicht machen!«, rief der Korporal.
»Wo steht das geschrieben?«, erwiderte Toller. »Polly, hier ist einer der
zugemauerten Tunnel, aber die meisten Steine sind herausgefallen. Wir
können leicht hinein.«
»Das dürft ihr nicht!«, sagte der Korporal. »Damit bringt ihr uns in
Schwierigkeiten!«
Pol y zog ihm das Schwert aus der Scheide. Die Plattform bot nicht
viel Platz, deshalb konnte man kaum etwas mit dem Schwert anfangen,
abgesehen von Drohgebärden. Aber sie hatte es jetzt, nicht er. Das war ein großer Unterschied.
»Ihr seid bereits in Schwierigkeiten«, sagte sie. »Bitte zwingt mich
nicht, es noch schlimmer zu machen. Verschwinden wir von hier.
Einverstanden, Daphne?«
»Äh… ja, natürlich«, entgegnete Bluse.
Der andere Wächter legte die Hand auf den Knauf seines Schwerts.
»Na schön, Mädels, jetzt reicht’s…«, begann er und sank dann zu
Boden. Knaller ließ ihre Kupferstange sinken.
»Hoffentlich habe ich nicht zu fest zugeschlagen«, sagte sie.
»Und wenn schon«, erwiderte Tol er. »Kommt, ich helfe euch hoch.«
»Igorina, könntest du ihn dir bitte ansehen und…«, begann Knal er
nervös.
»Er ist ein Mann, und er stöhnt«, sagte Tol er von oben. »Das genügt
mir. Komm jetzt.«
Der Soldat, der noch stand, beobachtete, wie die anderen auf die
Balken gezogen wurden.
»Äh, entschuldige bitte«, wandte er sich an Pol y, als sie Bluse nach
oben half.
»Ja? Was ist?«
»Würde es dir etwas ausmachen, auch mir einen Schlag auf den Kopf
zu geben?«, fragte er und wirkte dabei ziemlich elend. »Sonst sieht es so
aus, als hätte ich mich gegen einen Haufen Frauen nicht richtig zur
Wehr gesetzt.«
»Warum hast du dich nicht richtig zur Wehr gesetzt?«, fragte Pol y und kniff die Augen zusammen. »Wir sind doch nur ein Haufen Frauen.«
»Ich bin nicht verrückt!«, sagte der Wächter.
»Ich übernehme das.« Igorina holte ihre Stange hervor. »Schläge auf
den Kopf können gefährlich sein und sol ten nicht auf die leichte
Schulter genommen werden. Bitte dreh dich um, Herr. Und nimm bitte
den Helm ab. Wären zwanzig Minuten Bewusstlosigkeit in Ordnung?«
»Ja, vielen Da…«
Der Wächter klappte zusammen.
»Ich hoffe wirklich, dass ich den anderen nicht verletzt habe«, ächzte
Knaller über ihnen.
»Er flucht«, sagte Polly und nahm ihm das Schwert ab. »Klingt so, als
wäre alles in Ordnung mit ihm.«
Sie reichte die Kerzen nach oben, und dann wurde sie auf das
zitternde Dach des Lifts gezogen. Als sie sicheren Halt im Zugang des
Tunnels gefunden hatte, nahm sie einen Stein und stampfte ihn in die
schmale Lücke zwischen der Schachtwand und dem hölzernen Gerüst.
So schnell würde sich der Lift nicht wieder in Bewegung setzen.
Toller und Stecher
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