Weiberregiment
dass ihr ebenfal s
Erwähnung findet. Wer weiß? Vielleicht bekomme ich die höchste
Auszeichnung, die ein tapferer Offizier erhalten kann.«
»Und die wäre, Herr?«, fragte Pol y pflichtbewusst.
»Ein Nahrungsmittel oder ein Kleidungsstück nach mir benannt zu
bekommen«, sagte Bluse und strahlte. »General Schnitz bekam beides:
Schnitzel und Schnitzereien. Natürlich sind meine Ambitionen nicht so
groß.« Er senkte verschämt den Kopf. »Aber ich muss sagen, Perks,
dass ich bereits einige Rezepte erfunden habe, nur um vorbereitet zu
sein!«
»Also essen wir eines Tages eine Bluse, Herr?«, fragte Polly. Sie
beobachtete, wie Körbe aufeinander gestapelt wurden.
»Vielleicht, wie ich zu hoffen wage«, erwiderte Bluse. »Äh… mein
bestes Rezept ist eine Art Teigring, gefüllt mit Creme und in Rum
getaucht…«
»Das ist ein Rum Baba, Herr«, sagte Pol y geistesabwesend. Auch
Tol er und die anderen sahen zu den Körben.
»Das Rezept gibt es bereits?«
»Ich fürchte ja, Herr.«
»Wie wär’s mit… Leber und Zwiebeln?«
»Das nennt man ›Leber-und-Zwiebeln‹, Herr, tut mir Leid«, sagte
Polly und versuchte, nicht die Konzentration zu verlieren.
Ȁh, nun, mir scheint, manche Speisen werden nach Personen
benannt, die das Rezept eigentlich nur ein wenig verändern…«
»Wir müssen jetzt aufbrechen, Herr! Jetzt oder nie, Herr!«
»Was? Oh. Gut. Ja. Gehen wir!«
Es war ein bis dahin unbekanntes militärisches Manöver. Auf Pollys
Zeichen hin kam die Truppe aus verschiedenen Richtungen und
erreichte die Körbe kurz vor den Frauen, die sich eigentlich darum
kümmern sollten, griffen danach und gingen los. Erst dann begriff
Polly, dass sich wahrscheinlich niemand sonst um diese Arbeit riss – die Frauen überließen die Schufterei gern den Neuankömmlingen. Die
Körbe waren groß und die nasse Wäsche darin schwer. Reißer und
Igorina brachten es mit vereinten Kräften fertig, einen Korb zu tragen.
Zwei Soldaten erwarteten sie an der Tür. Sie wirkten gelangweilt und
achteten kaum auf sie. Es war ein langer Marsch zum »Lift«.
Pol y hatte sich ihn nicht vorstel en können, als Igorina ihn
beschrieben hatte. Man musste ihn mit eigenen Augen sehen. Eigentlich
war er nur eine große offene Kiste aus dicken Brettern, befestigt an
einem dicken Seil, das durch eine Art Kamin im Fels nach oben und
unten reichte. Als sie in der Kiste standen, zog einer der Soldaten an
einem viel dünneren Seil, das oben in der Dunkelheit verschwand. Der
andere Soldat zündete zwei Kerzen an, deren Zweck offenbar nur darin
bestand, die Finsternis in Düsternis zu verwandeln.
»Bitte nicht in Ohnmacht fallen, Mädels!«, sagte er, und sein Gefährte
lachte leise.
Zwei von ihnen und sieben von uns, dachte Pol y. Die Kupferstange
schlug bei jedem Schritt gegen ihr Bein, und sie wusste, dass Tollers
Hinken auf den Waschstößel zurückging, der unter ihrem Kleid
festgebunden war. Ein Werkzeug für Waschfrauen, die es ernst meinten: ein langer Stock, der an einem Ende wie ein dreibeiniger Melkschemel
aussah, um die Wäsche in einem großen, mit kochendem Wasser
gefüllten Kessel besser zu bewegen. Damit konnte man vermutlich
einen Schädel einschlagen.
Die steinernen Wände glitten vorbei, als die Plattform aufstieg.
»Wie aufregend!«, trillerte »Daphne«. »Und dies führt ganz bis nach
oben in eurer großen Burg?«
»O nein, Teuerste. Erst müssen wir durch den Fels. Es gibt noch jede
Menge alten Kram und so, bevor wir so weit nach oben kommen.«
»Oh, ich dachte, wir wären schon in der Burg.« Bluse warf Pol y einen
besorgten Blick zu.
»Nein, meine Liebe. Dort unten ist nur das Waschhaus, wegen des
Wassers. Bis zu den unteren Kel ern geht’s ganz schön weit nach oben.
Zum Glück für euch gibt’s diesen Lift.«
»Wundervoll, Feldwebel«, sagte Bluse und ließ Daphne zurückkehren.
»Wie funktioniert er?«
»Ich bin Korporal, Verehrteste«, sagte der Soldat, der zuvor an dem
dünneren Strick gezogen hatte. Er tastete nach seiner Stirnlocke. »Er
wird von Gefangenen in einer Tretmühle nach oben gezogen und
hinabgelassen.«
»Oh, wie schrecklich!«
»Nein, Fräulein, es geht dabei ganz human zu. Äh… wenn du nach
der Arbeit Zeit hast, bringe ich dich nach oben und zeige dir den
Mechanismus…«
»Das wäre schön, Feldwebel!«
Pol y hob die Hand vor die Augen. Daphne war eine Schande für die
Frauenwelt.
Der Lift rumpelte ziemlich langsam nach oben und kam die
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