Weiberregiment
glaube es nicht. Und wenn es stimmt,
dann sol te es nicht stimmen!«
»Sie verbrennt, Magda«, sagte Stecher leise.
»Willst du wissen, was uns zum Militär gebracht hat?«, fragte Toller
mit glühendem Gesicht. »Wir wol ten weg! Alles war besser als das, was wir ertragen mussten! Ich habe Stecher, und Stecher hat mich, und wir
halten zusammen, weil es sonst nichts anderes für uns gibt. Al e sagen,
die Zlobenen wären schrecklich. Aber uns haben sie nie etwas getan.
Gegen uns haben sie nie die Hand erhoben. Wenn sie herkommen und
einige Mistkerle aufhängen wol en, so könnte ich ihnen eine Liste
geben! Überal geschieht etwas Schlimmes, überal erfinden kleinkarierte
Schinder neue Grausamkeiten, neue Möglichkeiten, um uns zu
unterdrücken, und das verdammte Gesicht sieht immer zu. Und du
behauptest, sie ist hier ?«
» Wir sind hier«, sagte Pol y. »Und du bist hier. Und wir werden das zu Ende bringen, was uns hierher geführt hat, und dann verschwinden wir,
verstanden? Du hast das Bild geküsst und den Schilling genommen!«
»Ich habe das verdammte Gesicht nicht geküsst! Und ein Schilling ist
das Mindeste, das sie mir schuldet!«
»Dann geh!«, rief Pol y. »Desertiere! Wir halten dich nicht auf, denn
ich habe deinen… deinen Scheißdreck satt! Aber du musst dich jetzt
entscheiden, jetzt sofort. Denn wenn wir auf den Feind treffen, möchte ich nicht daran denken, dass du mir vielleicht in den Rücken fällst!«
Die Worte flogen los, bevor Pol y sie zurückhalten konnte, und keine
Macht der Welt war imstande, sie zurückzuholen.
Tol er erbleichte, und das Leben wich so aus ihrem Gesicht wie
Wasser aus einem Trichter. » Was hast du gesagt? «
Die Worte »Du hast mich gehört!« bezogen Aufstel ung, um von
Pollys Lippen zu springen, aber sie zögerte und dachte: Das muss nicht
passieren. Du brauchst das Reden nicht einem Paar Socken zu
überlassen.
»Worte, die dumm waren«, sagte Pol y. »Es tut mir Leid. Ich habe es
nicht so gemeint.«
Tol er beruhigte sich ein wenig. »Nun… na schön«, entgegnete sie
widerstrebend. »Aber denk daran, dass es uns um die Truppe geht. Wir
sind nicht wegen irgendeines Heeres und erst recht nicht wegen der
verdammten Herzogin dabei.«
»Das ist hochverräterisch gesprochen, Soldat Halter!«, sagte Leutnant
Bluse.
Al e bis auf Polly hatten ihn vergessen, und er stand wie jemand da,
den man leicht vergaß.
»Aber mir ist klar, dass wir alle ein wenig…« Er sah an seinem Kleid
herab. »… verwirrt sind und, äh, verblüfft vom Lauf der Ereignisse…«
Toller versuchte, Pollys Blick zu meiden. »Entschuldigung, Herr«,
murmelte sie mit finsterer Miene.
»Ich weise ganz deutlich darauf hin, dass ich so etwas nicht noch
einmal hören möchte«, sagte Bluse.
»Nein, Herr.«
»Gut«, warf Polly ein. »Lasst uns jetzt…«
»Aber diesmal lasse ich es durchgehen«, fügte Bluse hinzu.
Polly sah, wie bei Toller der Geduldsfaden riss. Langsam hob sie den Kopf. »Du lässt es durchgehen?«, fragte Toller. » Du lässt es
durchgehen?«
» Vorsicht«, sagte Polly gerade laut genug, dass Toller sie hörte.
»Ich möchte dir etwas über uns verraten, Leutnant…« Tol er lächelte
gemein.
»Wir sind hier, Soldat, wer auch immer wir sind«, schnappte Pol y. »Und jetzt suchen wir die Zel en!«
»Äh…«, sagte Igorina. »Wir sind in ihrer Nähe, glaube ich. Ich sehe da
ein Schild. Äh. Am Ende des Korridors. Äh… direkt hinter den recht
verwirrt wirkenden Männern, die dort mit schussbereiten Armbrüsten stehen, äh. Ich glaube, was ihr gerade gesagt habt, war wichtig und
musste gesagt werden. Nur nicht, äh, jetzt. Und vielleicht nicht ganz so
laut.«
Nur zwei Männer standen noch da, mit erhobenen Armbrüsten. Der
dritte eilte durch den Korridor und rief.
Der Gruppe, ob Mann oder Frau, gingen die gleichen Gedanken
durch den Kopf. Sie haben Armbrüste, wir nicht. Sie haben
Verstärkung hinter sich. Hinter uns liegt eine Dunkelheit, in der es von
wandelnden Leichen wimmelt. Wir haben jetzt nicht einmal mehr ein
Gebet.
Bluse unternahm trotzdem einen Versuch. »Oh, Soldaten…«, schrillte
er mit Daphnes Stimme. »Wir scheinen uns auf dem Weg zur
Damentoilette verirrt zu haben…«
Sie wurden nicht in einem Verlies untergebracht, kamen aber an vielen
vorbei. Der Weg führte durch zahlreiche trostlose steinerne Korridore,
vorbei an vielen schweren Türen mit vielen Riegeln. Pol y und ihre
Begleiter sahen jede Menge
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